Als „Austauschbörse und zugleich Oase, um als Angehöriger gestärkt zu werden, was auch dem Erkrankten zugute kommt“, beschreibt Lydia Ballhausen, Leiterin der Seniorenbegegnungstätte im Lorenz-Werthmann-Haus der Caritas, den Runden Tisch. Willkommen seien sowohl Betroffene, die den dementen Angehörigen zu Hause selbst pflegen als auch Menschen, die den Angehörigen im Pflegeheim unterstützen wollen.
Gesprächspartner für andere Betroffene
Die Duderstädterin Elke Krukenberg hat ihren Ehemann bis zu seinem Tod im vergangenen Herbst 16 Jahre lang selbst gepflegt. „Als mein Mann die Diagnose Demenz bekam, gab es noch keinen Runden Tisch. Zuerst fühlte ich mich völlig allein gelassen. Als dann im Jahr 2009 der Runde Tisch bei der Caritas gegründet wurde, hat mir das sehr viel Kraft gegeben“, sagt Krukenberg, die in absehbarer Zeit gern weiter an der Gesprächsrunde teilnehmen will, um ebenfalls Austauschpartner für andere Betroffene zu sein.
Technische und menschliche Hilfe
„Wir unterliegen der Schweigepflicht. Manche kommen hierher, um einfach ihre Sorgen und Ängste zu erzählen, andere suchen gezielt Rat und Informationen“, sagt Ballhausen. Die Fragen der Angehörigen zu Themen wie Rechtssicherheit, Patientenverfügungen, Pflegestufen und Entlastungsmöglichkeiten, die sowohl technische als auch menschliche Hilfe betreffen, sollen beantwortet werden. Und auch Prophylaxe sei Thema am Runden Tisch. „Viele Demenzerkrankte zeigen Weglauf-Tendenzen. Angehörige stehen oft vor dem Problem, den Erkrankten einerseits zu schützen, andererseits seine Persönlichkeitsrechte zu wahren“, erklärt Ballhausen.
Reize bieten – Musik, Spiele, Fotos...
Tipps gibt es außerdem zu diversen Möglichkeiten, den Erkrankten in seiner Welt zu erreichen. „Einfach Fragen zur Biografie zu stellen, klappt nicht. Es müssen Reize geboten werden, über Musik, über Spiele oder Fotoalben, mit denen vielleicht ein paar Erinnerungen geweckt werden können“, sagt Ballhausen. Ein weiteres Angebot am Runden Tisch sei das Erlernen der Validation – eine Form der Kommunikation, die auf Wertschätzung und Umgangsformen beruht. „Oft kommt es zu Aggressionen, sowohl beim Erkrankten, als auch beim Angehörigen, der das merkwürdige Verhalten eines vertrauten Menschen nicht versteht und sich verletzt fühlt“, erklärt Ballhausen. Dabei würden die Erkrankten vor allem Liebe, Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität brauchen. Diese Bedürfnisse zu erfüllen, sei auch ein Lernprozess für die Angehörigen. „Demenz ist ein langer Abschied von einem noch lebenden Menschen, und das ist auch immer eine große Herausforderung für die Angehörigen“, sagt Ballhausen.
Monatliche Treffen im Lorenz-Werthmann-Haus
Am Runden Tisch treffen sich Interessierte jeweils am letzten Mittwoch im Monat von 19 Uhr bis 20.30 Uhr im Lorenz-Werthmann-Haus, Scharrenstraße 9/11, in Duderstadt. Infos auch unter Telefon 05527/ 9968611.
Von Claudia Nachtwey