Aktuell beginnt der Arbeitstag für die Müllwerker der Göttinger Entsorgungsbetrieben (GEB) um 5.35 Uhr. Ein Zugeständnis an den südniedersächsischen Sommer. Zumindest die erste Routen können die Kolonnen so bei erträglichen Bedingungen absolvieren. Spätestens nach der Frühstückspause ändert sich das.
„Heute morgen haben wir richtig Tempo gemacht, damit wir jetzt ein bisschen mehr Zeit haben“, sagt der Mann, der seit 14 Jahren bei der GEB arbeitet. Es ist mittlerweile 11 Uhr und die Sonne steht senkrecht über den Straßen. Für den Betrachter ist die Geschwindigkeit, mit der sich die vierköpfige Mannschaft durch die Straßen der Göttinger Südstadt bewegt, immer noch beeindruckend hoch. „Das ist doch ein Spaziergang“, sagt der drahtige Mann lachend.
Arbeit im Laufschritt
Tonnen werden im Laufschritt aus Grundstückseingängen geholt, in die Haken des Kippers am Heck des Müllfahrzeugs eingehängt, entleert und zurückgebracht. Heute sind die Restmüllbehälter dran. „Die sind bis zu hundert Kilogramm schwer“, schätzt der Kolonnenführer und bringt die nächsten zwei 240-Liter-Tonnen. Seine Kollegen Lukas Makowka und Dennis Madeheim sind währenddessen schon zum nächsten Grundstück weitergegangen. Die Bewegungen der Männer wirken wie eine Choreografie. „Das ist Routine. Wir kennen hier jede Tonne.“
Als der Inhalt der nächsten Tonnen im Bauch des Fahrzeugs verschwindet, schlägt den Männern eine übelriechende Staubwolke entgegen. Sie reagieren kaum. „An den Gestank gewöhnt man sich“, sagen sie. Und der Hausmüll sei im Vergleich zur Grünen Tonne doch noch harmlos. Im Biomüll könne sich bei den Temperaturen hingegen schon mal einiges zusammenbrauen, so der erfahrene Müllwerker. „Das willst Du dann nicht unbedingt abbekommen.“ Dann erzählt er, was sie schon alles in den Göttinger Tonnen gefunden haben – von Altöl bis zu menschlichen Exkrementen. „Es gibt echte Dreckecken in der Stadt“, schließt er und steigt auf das Trittbrett. Es geht weiter.
Kinder winken an der Kreuzung
An der nächsten Kreuzung warten Kinder darauf, dass sich das große Fahrzeug in die enge Seitenstraße schiebt. Sie winken – die Männer winken zurück. „Bei den Kindern sind wir hoch angesehen. Später lässt das nach. Dann rümpfen die Leute die Nase, wenn wir kommen“, erzählen sie. Dass das längst nicht für alle Menschen gilt, zeigt eine Twitternachricht der vergangenen Woche. Unter dem Namen Schillerglocke schilderte eine Nutzerin, dass ihr Mann bei der Hitze täglich acht Stunden den Müll anderer Leute wegbringe und sich dann noch für den Gestank rechtfertigen müsse. Tausende Twitterer reagierten umgehend mit Zustimmung und Dankesbotschaften in Richtung der Müllwerker.
Der Arbeitstag von Zawistowskis Team neigt sich dem Ende. Die letzten Tonnen sind geleert, die orangefarbenen T-Shirts durchgeschwitzt. Die letzten Meter können sie im klimatisierten Führerhaus neben Fahrer Dieter Gremmes sitzen. „Eigentlich mag ich den Sommer“, sagt Zawistowski. Lieber jedenfalls als den Winter. Da könne der Job manchmal richtig hart sein.
Tipps, damit die Tonne nicht stinkt
Vorsortierung: Jeder Behälter, der organischen Müll enthält, lockt Fliegen an. Deshalb sollte der heimische Mülleimer einen gut verschließbaren Deckel haben.
Biotonne in den Schatten: Der Biomüll sollte an einem möglichst schattigen Platz stehen und der Deckel sollte stets gut verschlossen sein.
Tonne säubern: Die Tonne kann nach der Leerung mit dem Gartenschlauch ausgespritzt, der Rand mit Essigwasser gereinigt werden. Eine Schicht zerknülltes Zeitungspaper auf dem Boden saugt anschließend die Feuchtigkeit auf und erleichtert die Leerung.
Keine Plastiktüten im Biomüll: Herkömmliche Plastiktüten sind genauso ungeeignet wie Bio-Kunststoffbeutel. Beide erschweren die Kompostherstellung. Wer seine Biotonne sauber halten möchte, sollte Speisereste und andere biologische Abfälle in Zeitungspapier oder Papiertüten einpacken.
Von Markus Scharf