Entspannt schlendert Hoppmann durch seine Ausstellung im Obergeschoss. Viele Besucher nehmen den Künstler im dunklen Parka und mit Basecap über den strähnigen Haaren gar nicht wahr. Hoppmann erblickt sofort die defekte Einrahmung seiner Joschka-Fischer-Karikatur. „Der Joschka ist zu fett, der fällt glatt aus dem Rahmen“, kommentiert er. Gerne sei er zur Signierstunde gekommen, sagt der Künstler, der im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Karikaturenpreis in Gold ausgezeichnet wurde. Er besuche häufig seine eigenen Ausstellungen, alleine um die Leute lachen zu sehen, denn manchmal habe er das Gefühl, das Lachen sei in unserem Land verboten. „Als Zeichner arbeitet man ja häufig alleine in den eigenen vier Wänden“, sagt Hoppmann, „ da ist es schön zu erleben, wie die Menschen live reagieren.“ Das unmittelbare Feedback sei gegenüber dem in den Social-Media-Kanälen eine ganz andere Hausnummer und durch den Buchverkauf entstehe ja auch eine Win-Win-Situation.
Relaxed sitzt er wenig später hinter seinem Signiertisch und setzt seine begehrte Unterschrift auf Bücher, Postkarten und Ausstellungsplakate. Doch nicht nur das. Der 42-Jährige nimmt sich darüber hinaus sehr viel Zeit für jeden einzelnen Besucher, der das möchte.
Schwungvoll fließt die wellenförmige Signatur aus des Zeichners Stift und selbst dafür heimst er von zahlreichen Gästen Lob ein. „Ja“, lautet der trockene Kommentar, „wie die Herzlinie beim Arzt.“ Hoppmann beantwortet Fragen zu seinen Karikaturen, zur Zeichentechnik oder Ideenfindung.
Die häufig in seinen Werken vorkommenden Fliegen seien nie geplant gewesen, lässt er wissen. Ein Stipendium habe ihn 2007 ins Emsland geführt, wo er auf Schloss Clemenswerth allein in der Gloriette, dem ehemaligen Lustschloss des Kurfürsten, wohnte. „Gruselig war das“, blickt Hoppmann zurück, „und alles voller Fliegen – lebendige und tote.“ Die Toten habe er gesammelt und teils in Alkohol konserviert. So sei auch seine Objektkunst „Fliegenleine“ entstanden, denn der zweite Gedankenstrang führe zu seiner Oma zurück, über deren Esstisch sich immer „diese klebrigen Fliegenfänger“ drehten und er immer nach oben schauen musste, weil er fürchtete, dass Fliegen in seiner Mahlzeit landen.
Mit Faser- und Tintenstiften verschiedener Stärken und Farben signiert der Zeichner das, was ihm die Ausstellungsbesucher anreichen. Manch‘ Glücklicher darf im Anschluss sogar einen echten Hoppmann mit nach Hause nehmen. Fix zeichnet er seiner Trump-Abbildung auf dem Plakat noch ein Schwein ans Ohr und ändert seinen fettgedruckten Namen in „Fränk Höppmänn“. Auch mit den Schweinen, die in seinen Zeichnungen häufig vorkommen, sei er im Emsland in Berührung gekommen, vor allem mit dem Bunten Bentheimer Landschwein. Von dem habe Günter Grass seinerzeit gesagt: „Das ist die leckerste Sau, die ich jemals gefressen habe.“
Auch Ausstellungsmacher W. P. Fahrenberg ist zur Signierstunde gekommen und hat Fine-Art-Prints von Hoppmann mitgebracht, die er in seinem Göttinger Verlag der Kunst anbietet. Derzeit arbeite er mit dem Künstler an einem Prachtband, der geplante 180 Seiten umfassen und ein Vielzahl von Hoppmann-Werken enthalten werde. „Das wird ein großes, schweres Teatable-Book“, verspricht Fahrenberg, „im Format DIN-A3 plus.“
Die Werke von Hoppmann sind im Alten Rathaus in Göttingen, Markt 9, zu sehen. Dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr (bis Sonntag, 25. Februar).
Von Christoph Mischke