Ob gemeinsam mit den Menschenmassen oder aus sicherer Entfernung von der Pferdekutsche aus, konnten sich die Besucher ins Mittelalter zurückversetzen lassen. Der 23. Klostermarkt in der Northeimer Innenstadt bot von Sonnabend bis Sonntag, aufgeteilt auf dem Münster- und dem Marktplatz, mehr als 20 Stände mit vielfältigem Angebot. Der Panzerotti-Stand von Bepi, der bereits auf dem Northeimer Weihnachtsmarkt Kultstatus bei den Bürgern erreicht hat, war in beiges Leinen gehüllt, so dass er optisch zwischen den mittelalterlichen Ständen nicht auffiel. Viele Stände waren von ihren Inhabern besonders aufwendig und zeitgemäß dekoriert, um am Nachmittag vielleicht zum schönsten Stand gekürt werden zu können.
Für die Kinder wurde besonders viel geboten. Gut besucht war das Ponyreiten. Für 15 Euro konnte ein Ritterhelm erworben werden, mit dem einem Kind nur noch das Schwert zum echten Ritter fehlte. Doch nicht nur auf dem Pferd konnten die Gäste selbst am mittelalterlichen Geschehen teilnehmen. Mit Pfeil und Bogen wurde auf eine Zielscheibe aus Stroh gezielt, angeleitet von einem Experten, der die Handhabung den Unerfahrenen zur Sicherheit noch einmal erklärte.
Lutz Lehmann, auf dem Markt auch bekannt als Ludwig der Enterbte, führte für Interessierte Wunderheilungen oder auch Bestrafungen durch. „Hier könnt ihr sehen, was passiert, wenn man sich nicht brav benimmt“, warnte er die Kinder. Bis zu zwei Übeltäter landen nach Angaben von Lehmann täglich im Wassertrog, der Teil einer üblichen Bestrafung im Mittelalter für kleine Vergehen war.
Mittels einer Maschine heilte er einen Schaulustigen vom Alkohol. „Mit diesem Hebel steche ich dem Mann nun in den Schädel, denn zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte befindet sich nicht. Dieses Vorgehen ist also ungefährlich“, sprach Lehmann mit ironischem Unterton.
Seehuser Musketieren
Innerhalb eines abgezäunten Bereichs versammelten sich die Northeimer Landsknechte gemeinsam mit den Seehuser Musketieren aus Seesen, um unter anderem den 30-jährigen Krieg nachzuspielen. „Die mittelalterlichen Kostüme besitzt man für sein ganzes Leben, wenn man nicht auffällig zu- oder abnimmt“, erklärte Marcus Blaubach, Mitglied der Seehuser Musketiere. Gemeinsam mit seinen Kindern Michel und Melissa besucht er fast jeden Mittelaltermarkt im Umkreis. Seit 1974 gebe es das Seehuser Fest, das dem Northeimer Klostermarkt vom Aufbau her ähnele. „Das Historische bei diesen Märkten fand ich immer schon toll.“
„Eierknacker-Prinzen“
Beim Eierknacken, dem „königlichen Spiel“, versuchten die Teilnehmer mit Eisenkugeln gekochte Eier in einer Halterung zu treffen, um zum „Eierknacker-Prinzen“ zu werden. Jürgen Fundar und Angelika Wiesler-Sorhage kauften sich zur Sicherheit zunächst eine einfache Bratwurst und wollten sich zu einem späteren Zeitpunkt an die mittelalterlichen Speisen wagen. „Uns gefällt es hier wirklich gut, es gibt einiges zu entdecken“, sagte Fundar.
Selbstgenähte Kopfbedeckungen konnten bei Herrmann Meotke für 10 bis 15 Euro erwerben. „Früher hat man die Flohkappen getragen, damit sofort Ungeziefer auf dem weißen Leinenstoff entdeckt werden konnte. Die einfachen Stoffkappen dienten als Arbeits- und Alltagsbekleidung.“
Von Lisa Hausmann