Die Laher Albert-Liebmann-Schule, Niedersachsens größte Sprachförderschule, hat jetzt ihren 50. Geburtstag gefeiert – in einem großen Zirkuszelt und mit dem Sänger und Dichter Heinz Rudolf Kunze als Ehrengast. Dass die Schule überhaupt solange besteht, war noch vor sechs Jahre alles andere als klar. Damals kämpften alle Förderschulen für Kinder mit Sprachstörungen um ihre Zukunft. Denn eigentlich hatte der Landtag in einem gemeinsamen Antrag beschlossen, dass die Förderschulen für Schüler mit Sprach- und Lernproblemen ab 2013 sukzessive auslaufen sollten.
Als die Eltern dagegen Sturm liefen und eine Onlinepetition mit rund 50.000 Unterschriften einreichten, schwenkte die damalige Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) um und gewährte den Förderschulen Sprache Bestandsschutz.
An diese Zeit erinnerte Schulleiter Andreas Pohl, der die Albert-Liebmann-Schule zurzeit vorübergehend für 1,5 Jahre leitet, weil die bisherige Leiterin Antje Bordowski eine Weiterbildung macht. Pohl leitet eigentlich die Förderschule im Großen Freien in Sehnde.
Die Albert-Liebmann-Schule, die seit 1995 am Paracelsusweg ihren Sitz hat, hatte bei ihrer Gründung vor 50 Jahren acht Klassen. Erste Sprachheilklassen gab es schon ab 1924 in Hannover. Es gibt wohl keine Schule in Hannover, die so oft umgezogen ist und so viele Außenstellen hatte wie die Albert-Liebmann-Schule im Laufe ihrer Geschichte. 1972 wurde die Zweigstelle in der Hohenzollernstraße eingerichtet, später zog die in die Walderseestraße an den Lister Turm, eine weitere Zweigstelle in Döhren kam hinzu. Die Schule bezog das ein Gebäude in der Röntgenstraße.
Zweigstellen über die ganze Stadt verteilt
Erst 1995 wurden die über das gesamte Stadtzentrum verteilte Zweigstellen in Groß-Buchholz zusammengeführt. 2007 war auch die Grundschule In den Sieben Stücken aufgelöst worden, die in dem Gebäude zuvor auch noch untergebracht gewesen war. „Nach 40 Jahren bekamen wir endlich genug Platz“, berichtete der stellvertretende Schulleiter Christoph Johannes Jünemann in einer historischen Rückschau.
Seit 2001 ist die Region Hannover Schulträgerin. Die Albert-Liebmann-Schule ist Schule ohne Rassismus, pflegt Partnerschaften mit Schulen in Polen und Litauen. Die Schule verstehe sich als Durchgangsschule, betonte Pohl. Ziel sei es, den Schülern den Schonraum zu geben, den sie benötigten, um ihr Sprachproblem zu bearbeiten. Kein Kind werde gegen den Willen der Eltern zum Besuch der Förderschule gezwungen.
Der Traum von einer Schule für alle Kinder
„Der Traum bleibt eine Schule für alle, in der wirklich jeder Schüler nach seinen eigenen Bedürfnissen lernen kann“, sagt Schulelternratsvorsitzender Matthias Ahäuser, auch Elternvertreter im Schulausschuss der Region. Aber solange es soweit sei, bräuchte man Schulen wie die Albert-Liebmann-Schule. Es wäre schön, wenn der amtierende Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) diesen Traum bei seiner großen Debatte über die Schule der Zukunft im Land berücksichtige, meinte Ahäuser.
Der Sänger Heinz Rudolf Kunze, der bei der Geburtstagsfeier einiger seiner bissig-ironischen Gedichte, aus seinem Soloprogramm vortrug und Pate der Schule ist, sagte, er glaube nicht, dass es die Albert-Liebmann-Schule bald nicht mehr geben werde.
Von Saskia Döhner