Das Bürogebäude der Postbank und sein Umfeld gehören trotz der zentralen Lage derzeit nicht zu den bevozugten Ecken der Innenstadt. Das könnte sich ändern. Die Stadt bereitet einen Bebauungsplan vor, der dort, wo noch der Betonkoloss steht, Wohnungen, Büros und Geschäfte ermöglicht. Zu welchem Zeitpunkt das geschehen könnte, steht noch nicht fest.
Das elfgeschossige Postbank-Gebäude stammt aus den 70er Jahren; die Architektur mit Fassaden aus Waschbetonplatten und den verspiegelten Scheiben entspricht dem Stil dieser Zeit. In unmittelbarer Nähe verläuft Hanonvers Straßenstrich. Der Komplex steht bereits in einigen Bereichen leer, andere sind vermietet. Sollte das Gelände veräußert und das Gebäude abgerissen werden, müssten die verbliebenen Mitarbeiter der Postbank umziehen. Das Unternehmen hält sich zurück. „Wir prüfen die Situation, haben aber noch keine Entscheidung getroffen“, sagt Sprecher Ralf Palm.
Bei der Stadt wiederum sind seit Dezember mehrere Anfragen von Interessenten an dem Areal eingegangen – ein Zeichen dafür, dass sich etwas tut. „Wir wollen ihnen sagen, was dort an Bebauung möglich ist und deshalb einen Bebauungsplan aufstellen“, sagt Baudezernent Uwe Bodemann. Der bisherige ist sehr eingeschränkt, er sieht als Nutzungszweck ausdrücklich ein Postscheckamt vor.
Das Grunstück hat eine Gesamtfläche von knapp 19.000 Quadratmetern. Wegen seiner Lage zwischen Herschelstraße, Brüderstraße und Goseriede mit dem angrenzenden Nikolaifriedhof gilt es als Filet. „Eine gemischte Nutzung ist städtebaulich sinnvoll“, schreibt das Baudezernat in einer Beschlussvorlage für die Politik. Die Hälfte der Flächen will die Stadt für Büros, Dienstleistungsunternehmen und Einzelhandel reservieren, die andere Hälfte für Wohnungsbau. Auch kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Einrichtungen seien denkbar. Kinderbetreuungsmöglichkeiten sollen in jedem Fall vorgehalten werden. Definiert ist auch, was dort nicht passiert: Hotels und „Vergnügungsstätten jeglicher Art“ seien auszuschließen.
Wenn die Immobilie verkauft und das Gebäude abgerissen wird, will die Stadt mit dem neuen Eigentümer einen sogenannten städtebaulichen Vertrag aushandeln. Ziel ist es unter anderem, einen Anteil von Sozialwohnungen von 25 Prozent festzulegen und für Neubauten einen Architektenwettbewerb auszuloben. Die Gebäudehöhe will sie auf vier bis sechs Geschosse begrenzen. „Städtebauliches Ziel sollte es sein, die Fläche als Quartier neu erlebbar zu machen“, heißt es in der Beschlussvorlage, die am kommenden Mittwoch im Bauausschuss von der Politik beraten wird.
Von Bernd Haase