Viele Obdachlose meiden die städtischen Unterkünfte und schlafen selbst im Winter lieber im Freien. Frauen und Männer sind darunter, einige sind Saisonarbeiter aus Bulgarien und Rumänien, sie fürchten Diebstähle, Gewalt und Missbrauch. Um diesen Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf anzubieten, forderte die CDU von der Stadtverwaltung ein Konzept, damit Obdachlose diese Unterkünfte als echte Hilfe verstehen, etwa mit Sicherheitsdiensten und Schließfächern. „Sie werden weiter auf der Straße schlafen, wenn man ihnen die Angst nicht nimmt“, befürchtete CDU-Ratsherr Hans-Georg Hellmann am Montag im Sozialausschuss.
Wie zum Beweis für diese These berichtete zuvor eine ältere Frau über ihre Zeit in einer Unterkunft. Ein Jahr lang habe sie in einem Vier-Bett-Zimmer gelebt, und sie sei froh, diese Zeit „überlebt zu haben“. Als obdachloser Mensch werde man von der Gesellschaft unwürdig behandelt. In der Einwohnerfragestunde des Ausschusses setzte sie sich dafür ein, eine Unterkunft nur für Frauen einzurichten. Darüber wurde vor Kurzem im Stadtbezirksrat Mitte diskutiert.
Die Ampelkoalition lehnte den CDU-Antrag ab. „Die Lage für Obdachlose ist mies“, sagte für die Grünen Katrin Langensiepen. Um dies zu sehen, müsse man nur einmal am ZOB entlanggehen. Die Verwaltung bereite aber ein Konzept vor, wie man künftig dem Problem von obdachlosen Menschen insgesamt begegnen wolle. Dies wolle man abwarten, um dann „nachzujustieren“.
Patrick Döring (FDP) erinnerte an 582 Plätze, die für Obdachlose bereitstünden, dazu kämen 250 Plätze in Wohnungen, er warne vor dem „Zerrbild, hier würden Hunderte Menschen auf der Straße schlafen“. Für Julian Klippert (Die Partei) sind dies Ausreden, „ein Armutszeugnis“. Sein Appell an die Koalition: „Werden Sie jetzt aktiv. Aber offenbar haben wir noch nicht genug Obdachlose vor dem Rathaus am Trammplatz.“
Von Gunnar Menkens