Auf Zoom: Klangbilder-Konzert des Musikwissenschaftlichen Seminars Göttingen

Das Online-Meeting bot eine ganz neue Dimension des Miteinanders und war zugleich beste und sehr abwechslungsreiche Unterhaltung – von Folk über Pop bis hin zu Metall. Kreativität der Studierenden war für das Online-Konzert gefordert: Ihre Musik spielten sie in zwölf vorproduzierten Videos ein und gingen dabei ganz unterschiedlich mit der aktuellen Corona-Situation um. Sarah Avischag Müller beispielsweise filmte für ihren Irish-Folk-Titel von sich selber vier Musikspuren – drei mal auf der Violine und einmal auf dem Piano. Die wuchtige Metallband „Mudgazer“ lieferte einen Mitschnitt, den die Musiker mit geforderter sozialer Distanz als Video-Konferenz eingespielt hatten sowie ein künstlerisch verfremdetes Video aus dem Probenraum. Sängerin Linnea Keizer sang „In this Heart“ von Sinéad O’Connor als zweistimmiges A-Capella-Stück ein und filmte sich dafür zweimal – und hatte in einem Video sogar einen aktuell passenden Weihnachtspullover an. Marie Sandor reduzierte den bekannten Fleetwood Mac-Song „Landslide“ auf die Essenz aus berührender Gesangsstimme und Ukulelen-Begleitung. Sarah Siering und Christine Bartling moderierten das Online-Konzert sehr sympathisch und setzen nach den Titeln immer wieder das Applaus-Emoji. Nach jedem Musikstück interviewten sie die Musiker, fragten nach und kitzelten dabei interessante Informationen heraus. Cornelius Fiedler berichtete, dass er an seiner gespielten Eigenkomposition „Memories“ für Piano einen Monat gearbeitet hätte. Flötistin Jana Kristin Gartung erklärte die jüdischen Wurzeln der Klezmer-Musik, und dass die Gitarren-Begleitung ihres Beitrags von ihrem Freund eingespielt wurde – eine Herausforderung, da er aktuell in Neuseeland weilt. Die Popband „Stepdragon“ verriet nach ihrem gutgelaunten plattdeutschen Titel „Koppel My“, dass ihr Bandname nicht ganz jugendfrei sei. Lesen Sie auch Uni Göttingen bietet Corona-Tests für Studierende und Beschäftigte an Die Göttinger Sechs: Wissenschaftler zum möglichen Corona-Lockdown zu Weihnachten Parallel zur Musik und den Online-Gesprächen moderierte Kara Gräser den Chat. Hier kommentierten die Zuschauerinnen und Zuschauer die Musik und stellten weitere Fragen. Die moderne Technik machte sogar spontane Umfragen möglich: So wurde online abgestimmt, zur Halbzeit keine Pause zu machen. Bei der Frage „Wer bist Du“ gaben 65 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer an, dass sie Studierende seien und neun Prozent bekannten sich als Dozierende. Der Charme dieser Online-Veranstaltung war das respektvolle Zusammenwirken zwischen allen Teilnehmenden: Musizierende, Zuschauende, Moderation – ein ganz neues Gemeinschaftsgefühl. Kleine technische Pannen wie fehlender Ton oder verzögerte Bildwiedergaben machten die Veranstaltung sogar noch sympathischer – ja menschlicher. Wie fesselnd das Konzert war, zeigte auch, dass die rund 65 am Zoom-Meeting Teilnehmenden durchgehend online blieben. Echter Applaus: Ganz zum Schluss gab es an diesem Abend sogar noch echten Applaus. Die Moderatorinnen animierten die Anwesenden, ihre Mikrofone am Computer einzuschalten und laut zu klatschen. Tobias Wolff, Leiter beziehungsweise Dozent des Kulturmanagement Seminars, trug maßgeblich dazu bei, dass dies Konzert unter den Corona Bedingungen online stattfinden konnte. Er brachte als Abschluss noch mal richtig Weihnachtsstimmung in das Online-Konzert: Aus dem Weihnachtszyklus von Peter Cornelius (1824-1874) sang er andächtig zur eigenen Klavierbegleitung das Lied „Die Könige“. Das Klangbilder-Konzert des Musikwissenschaftlichen Seminars findet seit vielen Jahren in der Vorweihnachtszeit im Göttinger Accouchierhaus an der Kurze-Geismar-Straße statt. Dabei spielen Studierende und Lehrende Musik unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen. Es gilt als Glanzpunkt des Studienjahres. Von Udo Hinz