Corona bestimmt das Sommersemester an Göttinger Hochschulen

Die Landhochschulkonferenz Niedersachsen hat am Donnerstag, 26.März, bekannt gegeben: „Das Sommersemester 2020 findet, wo immer es möglich ist, überwiegend digital statt.“ Angesichts der Corona-Pandemie arbeiten die Georg-August-Universität, die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), die Private Fachschule (PFH) und die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) und Berufsakademie Göttingen am Ausbau ihrer digitalen Lehrangebote. Ein Blick darauf, wie das Sommersemester aussehen könnte. Uni: Arbeitsgruppe für digitale Lehre: Die Universität hat den Vorlesungsbeginn zunächst auf den 20. April verschoben. Eine Aussage über eine weitere Aussetzung oder Fortführung des Präsenzlehrbetriebs sei erst möglich, wenn die Entwicklungen der Pandemie absehbar und behördliche Vorgaben bekannt seien, erläutert Pressesprecher Romas Bielke. In einem Schreiben an die Studierenden teilt das Präsidium der Universität mit: „Wir sehen es als unsere wichtigste Aufgabe an, unter den gegebenen Umständen möglichst viele Unterrichtsveranstaltungen anbieten zu können sowie Wege zu finden, um Prüfungen durchzuführen, wobei überwiegend virtuelle Formate eingesetzt werden sollen.“ Dazu habe sich eine fakultätsübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, teilt Bielke mit. Die Fakultäten arbeiteten zurzeit intensiv an Konzepten zur Verstärkung der digitalen Lehre im Sommersemester. Die Universität unterstütze Lehrende dabei, vorhandene Lehrmaterialien in digitaler Form verfügbar zu machen und neue digitale Materialien zu erstellen sowie ihre Vorlesungen am eigenen Computer oder im Hörsaal aufzuzeichnen. HAWK: Prüfungen haben Priorität: An der HAWK hat das Sommersemester bereits am 1. März begonnen. Der Präsenzlehrbetrieb ist bis zum 19. April ausgesetzt. Priorität der Fachhochschule sei es, erläutert Präsident Marc Hudy, durch die Aussetzung keine Nachteile für die Studierenden entstehen zu lassen. So würden Prüfungen auch online abgenommen, um zu gewährleisten, dass Studierende Fristen für Praktika, Masterstudiengänge und auch den Einstieg in einen neuen Job einhalten könnten. Hudy erklärt, dass an der Hochschule gerade verschiedene Modelle für die virtuelle Lehre getestet würden. „Das funktioniert erstaunlich gut“, zieht er ein erstes Zwischenfazit. Dennoch sei die Praxis im Studium nicht zu ersetzen, Baumschnittübungen ließen sich zum Beispiel nicht in den virtuellen Raum verlegen. Würde das ganze Semester über keine Präsenzlehre angeboten werden können, stellten sich noch viele Fragen, sagt Hudy. PFH: Tagesrhythmus beibehalten: Das Sommersemester beginnt an der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) am 14. April. „Sofern es die Situation erfordert, werden wir Veranstaltungen in virtuellen Seminarräumen durchführen und damit das Sommersemester regulär starten“, stellt Präsident Prof. Frank Albe klar. Das Programm, mit dem die PFH arbeite, ermögliche den Studierenden ein normales Studium. Die Studierenden würden von den Professoren zu einer bestimmten Uhrzeit in den virtuellen Seminarraum eingeladen, erklärt Albe, so dass der bisherige Tagesrhythmus der Studierenden eingehalten werde. Das Programm bietet unter anderem die Möglichkeit, den Bildschirm aller Beteiligten zur Tafel zu machen und in Kleingruppen zu arbeiten. „Wir sind uns sehr sicher, dass das erfolgreich sein wird“, sagt Albe. Auch für die PFH sei es wichtig, dass das Studium wie geplant Mitte Juli ende, damit Studierende Praktika beginnen können. Berufsakademie: Führungskräftenachwuchs sichern: Das Sommersemester an der VWA und Berufsakademie beginnt am 18. April. „Wir haben alle Veranstaltungen so umgestellt, dass sie online durchgeführt werden können. Dabei planen wir ein, dass gegebenenfalls im gesamten Sommersemester keine Präsenzveranstaltungen stattfinden können“, teilt Geschäftsführer Jens Schmidt mit. Die Akademie arbeite dafür mit einem Programm für Webkonferenzen, bei dem unter anderem Präsentation vorgeführt und Aufgaben gestellt werden könnten. Insbesondere die Studierenden der dualen Studiengänge gingen davon aus, dass sie ihr Studium in der Regelstudienzeit abschließen könnten, da nach dem Bachelorabschluss üblicherweise eine Übernahme in ein Angestelltenverhältnis geplant sei. Mit diesen Terminen rechneten auch die Partnerbetriebe, um den dringend benötigten Führungskräftenachwuchs zu sichern. Trotz der Krise wolle man aber auch die Chance nutzen, sagt Schmidt: „Wir werden den gewissermaßen erzwungenen Digitalisierungsschub in unsere Präsenzlehre integrieren.“ Studieren in Corona-Zeiten stellt sowohl Lehrende als auch Studierende vor große Herausforderungen. Deshalb appellieren zahlreiche Professoren deutscher Universitäten, das Sommersemester zu einem „Nicht-Semester“ zu machen. Sie fordern, dass das Sommersemester zwar stattfinden, aber nicht formal zählen solle. Für Studierende, die aufgrund der aktuellen Situation keine Studienleistungen erbringen könnten, dürften keine Nachteile entstehen. In Bezug auf digitale Lehre heißt es in einem offenen Brief: „Weder Lehrende noch Studierende sind in den meisten Fällen mit den Methoden und Tools des E-Learning hinreichend vertraut. Präsenzlehre lässt sich nicht umstandslos ins Internet verlagern.“ Die technische Infrastruktur und die notwendigen Ressourcen, wie zum Beispiel der Zugang zu Universitätsbibliotheken und Computerpools, seien vielfach weggebrochen. Von den Einschränkungen seien vor allem sozial schwache Studierende betroffen. 1380 Personen haben den offenen Brief erstunterzeichnet, unter ihnen auch Göttinger Professoren. Lesen Sie auch: Offener Brief aus Forschung und Lehre Von Asja Wortmann

Digitale Lehre - Corona bestimmt das Sommersemester an Göttinger Hochschulen