Der lange Weg zur Sanierung der Göttinger Ethnologie

Die Ethnologische Sammlung „ist eine der bedeutendsten Lehr- und Forschungssammlungen im deutschsprachigen Raum”, so teilt es die Universität Göttingen mit. Die Sammlung ist aber nicht nur ein Museum, sondern lebendiger Bestandteil der universitären Ausbildung und Forschung. Vorlesungen, Wissenschaft und Exponate waren und sind künftig wieder unter einem Dach möglich. Sie renoviert. Ethnographica bildeten bereits im 18.Jahrhundert einen wichtigen Bestandteil des einstigen „Akademischen Museums“ der Georg-August-Universität – es bestand von 1773 bis 1840 im Bereich der alten Universitätsbibliothek. Nach Auflösung des Akademischen Museums wurde die Sammlung nach Angaben der Universität wechselnd von Fachwissenschaftlern der Medizin, Geographie und Zoologie verwaltet und führte lange Zeit ein Schattendasein. Lehrbetrieb seit 1928: Zu den bedeutendsten Gegenständen der Sammlung zählen die Objekte der Cook/Forster- (Ozeanien) sowie der Baron-von-Asch-Sammlung (Sibirien und Alaska). Lesen Sie auch Ethnologische Sammlung gibt 1834 nach Göttingen gelangte Maori-Schädel zurück Umbau der Ethnologie Göttingen: Neue Räume für Kapitän Cooks Sammlung Bund bewilligt eine Million Euro für Ethnologie in Göttingen 1928 begann dann in Göttingen der ethnologische Lehrbetrieb. 1934 entstand hier der dritte Lehrstuhl für Völkerkunde in Deutschland. 1935 wurden die „Ethnographische Sammlung“ und das „Seminar für Völkerkunde“ zum „Institut für Völkerkunde“ zusammengefasst. Ankäufe und Schenkungen führten zu einem raschen Anwachsen des Sammlungsbestandes. „Nach 1950 wurden Objekte auch gezielt erworben“, so die Universität. Mit dem Bau des Gebäudes am Theaterplatz wurde 1934 begonnen. Es ist mittlerweile dringend sanierungsbedürftig. Bereits in den 1990-er Jahren gab es Überlegungen, wie die Schätze der Sammlung besser präsentiert werden können. Im Jahr 2002 dann stellten der damalige Präsident der Universität, Horst Kern, und der damalige Niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) die Pläne für die Sanierung und den Ausbau des Instituts für Ethnologie am Theaterplatz vor. „Das Gebäude von 1935, dessen Architektur Züge der Bauhaus-Ästhetik der 1920-er Jahre trägt, soll durch die Überglasung des Innenhofes eine zentrale Halle mit umlaufenden Galerien erhalten und durch einen viergeschossigen Neubau erweitert werden”, so die damaligen Pläne. Vor knapp 20 Jahren also wurde verkündet, dass „sich die für Forschung, Lehre und Präsentation der überregional bedeutsamen Völkerkundlichen Sammlung zur Verfügung stehende Fläche verdoppeln“ soll. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme inklusive der Innenausstattung wurden damals bereits auf 5,1 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung sollte von Bund und Land im Rahmen der Hochschulbauförderung anteilig getragen werden. „Die Arbeiten sollen im Sommer 2003 beginnen und circa zwei Jahre dauern”, teilte die Uni seinerzeit mit. Nur zwei Wochen vor dem terminierten Spatenstich machte der Regierungswechsel im Niedersächsischen Landtag den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Landesmuseum: Daraus wurde nichts: Im Wahlkampf 2007 schlug die niedersächsische CDU dann vor, die alte Zoologie am Bahnhof in ein Landesmuseum umzubauen. Dort sollten die Ethnologica ausgestellt werden. 2009 freute sich Universitätspräsident Kurt von Figura dass „der Traum von einem Landesmuseum immer wirklicher“ werde. Im gleichen Jahr hatte die CDU die Landesregierung übernommen, der damalige Ministerpräsident Christian Wulff besuchte die Ethnologie, nannte die Sammlung „absolut großartig“. Die langjährigen Pläne, ein Landesmuseum für Ethnologie in Göttingen zu errichten, gehörten laut dem Ministerpräsidenten „in die Kategorie dessen, was verwirklicht werden muss“. Aber manches brauche eben Zeit. Viel Zeit. 2018 geht es dann doch endgültig voran. In diesem Jahr öffnet die Ethnologie zum letzten Mal ihre Ausstellung für Besucher, die Göttinger SPD-Landtagsabgeordnete Gabriele Andretta teilt mit: „Nach vielen Rückschlägen ist es gelungen, dass Landesmittel in Höhe von vier Millionen Euro für die dringend notwendige Sanierung des Gebäudes und damit Sicherung der kostbaren Sammlungen zur Verfügung gestellt wurden”. Von Britta Bielefeld