Digitale Wahlen an Uni Göttingen: HSGs stellen sich auf Wahlkampf ein

Ein neues Wahlformat bedeutet nicht nur für die Organisatoren der Hochschulwahlen an der Uni Göttingen enorme Umstellungen. Auch jene, die sich zur Wahl stellen, müssen sich auf Veränderungen einstellen: Die Hochschulgruppen rechnen mit einem ungewöhnlichen und digitalen Wahlkampf. Wie kann so etwas aussehen? Das Tageblatt hat nachgefragt – die Antworten der HSGs sind nach ihrer aktuellen Sitzzahl im Studierendenparlament (StuPa) sortiert. Auf ihre breite Basis in den Fachschaften setzt die Aktion Demokratischer Fachschaftsmitglieder (ADF). Die Gruppe habe auf viele langjährige Kandidaten zurückgreifen können, sagt ADF-Vorsitzende Alina Angermann: „An unserer Kandidierendensuche hat sich wenig geändert.“ Dafür erwartet sie einen deutlich veränderten Wahlkampf: „Der Präsenz-Wahlkampf der vergangenen Jahre mit Info-Ständen und Print-Medien wird dieses Mal weniger im Fokus stehen.“ Für den digitalen Wahlkampf in den Sozialen Medien sei man aber eingestellt. Hochschulwahlen in Göttingen: Digitale Arena statt ZHG-Wahlkampf: Der direkte Kontakt zu den Studierenden mache sich bemerkbar, findet Alexandra Werner von der Grünen Hochschulgruppe (GHG). Das mache es schwieriger, die potenziellen Wähler zu informieren – aber auch Kandidaten zu finden. Auf einen digitalen Wahlkampf müsse man sich einstellen, sei aber durch seit März online stattfindende Plena mittlerweile mit der Materie vertraut. Lesen Sie auch: Zoff um die Urne: Kommt die Online-Wahl an der Uni Göttingen? Uni Göttingen: Hochschulgruppen streiten um AStA-Haushalt Das waren die Ergebnisse der Hochschulwahlen in Göttingen 2020 Uni Göttingen: Der Einbruch bei den Studierendenzahlen bleibt bisher aus Neuer linker AStA an der Uni Göttingen steht fest: Juso Schabasian neuer Vorsitzender Wahlen an der Universität Göttingen 2020: So warben die Hochschulgruppen Digitale Hochschulwahlen an Uni Göttingen 2020: Vorbereitungen laufen Allgemein scheinen sich die Göttinger Studierenden auf deutlich gesteigerte Online-Aktivitäten der HSGs einstellen zu können. „Wir haben bereits digitale Kanäle und Formate genutzt, die wir im Wahlkampf nochmal stärker bespielen werden“, kündigt zum Beispiel Julian Schrick ( JuSo-HSG ) an. Hier müsse man etwa neue Wege finden, die Kandidaten persönlich vorzustellen, Studierende gezielt anzusprechen und so eine Alternative zum Wahlkampf, wie er alljährlich im Zentralen Hörsaalgebäude (ZHG) mit Ständen, Waffelverkäufen, Plakaten und Musik steigt, zu schaffen. HSGs erwarten früheren Wahlkampf an Uni Göttingen: Manche HSG steigt angesichts des anstehenden Wahlkampfes auch neu in die Sozialen Medien ein: Die Alternative Linke Liste (ALL) hat für den Wahlkampf nach Angaben von Jannes Rösener einen neuen Instagram-Account angelegt. Schwieriger sei indes vor allem die Kandidatensuche geworden, so Rösener: Diese laufe bei der ALL vor allem über persönliche Kontakte, die in diesem Jahr wegen Corona oftmals fehlten. Stattdessen habe die ALL ein Online-Formular genutzt. Etwas Positives kann Julian Ehbrecht vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) den digitalen Wahlen abgewinnen: Die „Zettelwirtschaft“ der vergangenen Jahre werde überflüssig, der bürokratische Prozess der Wahlen einfacher. Bei den jährlichen Hochschulwahlen an der Georg-August-Universität sind für die Wahlberechtigten eine ganze Menge Wahl- und Stimmzettel auszufüllen. Wichtigstes und öffentlichkeitswirksamstes Gremium der studentischen Selbstverwaltung ist dabei das Studierendenparlament (StuPa), das den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) wählt und zu kontrolliert – wie der Bundestag die Bundesregierung. Außerdem wählen die Studierenden ihre Fachschaftsparlamente (FSP) und diese wiederum die Fachschaftsräte (FSR). Für die Belange der einzelnen Fächer innerhalb der Fachschaften setzen sich die Fachgruppen ein, die ebenfalls im Januar gewählt werden. Auch an den Wahlen zur akademischen Selbstverwaltung sind die Studierenden beteiligt. Sie wählen ihre Vertreter im Senat der Universität und in den Fakultätsräten. Die Wahlen finden wegen der Corona-Pandemie erstmals vollständig digital statt. Sie sind für die Woche vom 18. bis 25. Januar geplant. Einen früher als sonst beginnenden Wahlkampf prognostiziert Nicole Witt von der Liberalen Hochschulgruppe (LHG): „Jede Hochschulgruppe kann für sich selbst entscheiden, wann und in welcher Form sie Online-Wahlkampf betreibt.“ Dabei würden auch für die LHG die Sozialen Medien mehr denn je im Fokus stehen. Kandidatensuche mit persönlichen Kontakten: „Vieles ist schwieriger geworden“, sagt Lorenz Gließmann von der HSG Nordcampus. Bei der Kandidatensuche habe man sich fast ausschließlich auf persönliche Kontakte gestützt. Im Wahlkampf hingegen werde sich für seine HSG verhältnismäßig wenig ändern: „Im ZHG sind wir ohnehin nicht so stark vertreten wie andere Gruppen, und bei denen, die unsere Zielgruppe sind, sind wir bekannt.“ Passend zu den digitalen Wahlen, schlägt Nordcampus vor, sollte in diesem Jahr eigentlich ein Wahl-o-Mat bei der Wahlentscheidung helfen. Ganz auf seine Alleinstellungsmerkmale will Schwarz-Rot-Kollabs (SRK) auch online setzen und kündigt an: „Wir warten mit Formularen samt Strobo-Funktion auf und fluten das Internet mit den besten Plakaten, die die Hochschulöffentlichkeit je sehen durfte.“ Von Tammo Kohlwes