Duales Studium an der VWA und Berufsakademie Göttingen in Corona-Zeiten

Fünf Fragen hat die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Göttingen ihren Studierenden gestellt, um herauszufinden, wie der durch die Corona-Krise bedingte Wechsel auf Online-Vorlesungen bei ihnen ankommt. „Überraschend positiv“, hat VWA-Geschäftsführer Jens Schmidt bei der Auswertung festgestellt. Seit 1983 bietet die VWA und Berufsakademie auch duale Studiengänge an. Sie haben Schwerpunkte auf betriebswirtschaftlichem Gebiet und der Sozialen Arbeit. Neben den Ausbildungszeiten in den Partnerbetrieben sind Präsenzveranstaltungen in den Räumen der Akademie vorgesehen. Doch für diese Lehrveranstaltungen mussten kurzfristig neue Wege eingeschlagen werden. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach „Da wir an Studienausbildungsverträge gebunden sind, können wir nichts verschieben“, beschreibt Geschäftsführer Schmidt die Lage. Es habe keine Versäumnisse gegeben, da für alle 400 Studierenden Online-Lehrveranstaltungen angeboten werden. Und in den Betrieben konnte die Ausbildung überwiegend wie üblich fortgesetzt werden, wenn auch mit Homeoffice oder veränderten Arbeitszeiten. Die Bewertung der Software, die für die Online-Vorlesungen eingesetzt wird, ist im Rücklauf der Befragung nach Angaben des VWA-Geschäftsführers positiv: Hier gaben die Studierenden an, dass sie „überwiegend zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ sind. Nur ein kleiner Teil, etwa 14 Prozent, sei „eher unzufrieden“. Routine erreicht: Inzwischen scheint auch der Umgang mit dem System Routine erreicht zu haben. Besonders gelungen sind nach Angaben von Studierenden Funktionen wie Gruppenchat, der Zugriff auf die Präsentation eines Dozenten oder die Möglichkeit, sich wie in einer Vorlesung zu melden. „Ich bin positiv überrascht, wie ,flüssig’ die Vorlesungen laufen“, lautet ein Kommentar. Dagegen heißt es in einer anderen Beurteilung, „die Dozenten haben es schwer, etwas über das Zeichenpad zu schreiben. Handschriftliche Ausführungen sind daher schwierig zu übermitteln / darzustellen.“ Und eine weitere Aussage betrifft das Wegfallen vom direkten Austausch, den das System nicht bietet und der somit vermisst wird: „Die Möglichkeit, sich in Kleingruppen virtuell zusammenzufinden, um Gruppenarbeiten oder Präsentationen zu erarbeiten. Dies sollte auch (für Präsentationen und Lerngruppen) außerhalb der Vorlesungszeit möglich sein.“ „Ich bin konzentrierter“: Einig sind sich die meisten Studierenden bei der Frage, „welche Vorteile sehen Sie bei Online-Veranstaltungen gegenüber Präsenzveranstaltungen?“. Hier wird als positiv gewertet, dass die Anfahrtszeiten entfallen und die Heimfahrten, „gerade abends nach 21.30 Uhr“. Die meisten Vorlesungen finden zweimal wöchentlich abends statt – und manche Rückkehr kann dauern für Studenten, die weiter entfernt von Göttingen wohnen. Und noch einen Vorteil haben die Online-Veranstaltungen für manche Studierende, wie diese Aussagen verdeutlichen: „Ich bin konzentrierter. Man hat nicht störende Geräusche der Kommilitonen. Es ist leichter, sich zu motivieren.“ Aber wenn die Ablenkung im Hörsaal fehlt, dann fehlt auch die Möglichkeit der direkten Kommunikation mit Kommilitonen. Das wird als ein Nachteil der Online-Vorlesungen angegeben. Und sie geben nicht die Möglichkeit von schnellem Austausch oder Feedback – „und sei es auch nur über Mimik oder Gestik“, lautet eine Bewertung. Dazu kommt die Bildschirmarbeit, die schneller ermüdet. In der besonderen Ausbildungssituation eines dualen Studiengangs macht folgende Aussage deutlich, dass die Belastung groß ist: „Es ist anstrengender nach einem Arbeitstag sich einen ganzen Tag/Abend wieder vor den PC zu setzen und einer Vorlesung seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.“ Die seit 1936 bestehende VWA und Berufsakademie hat neben beruflicher Aus- und Weiterbildung auch duale Bachelor- und Präsenz-Studiengänge auf ihrem Lehrplan. Den Studierenden soll neben dem Beruf Wissen für Aufgaben von Fach- und Führungskräften vermittelt werden, dabei stehen wissenschaftliche Arbeitsmethoden für die Berufspraxis sowie systematisches und kritisches Denken im Mittelpunkt. Leiter der Akademie mit Sitz in Göttingen ist Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD), Jens Schmidt ist Geschäftsführer der Akademie. Nach deren Angaben sind für diese derzeit 70 Dozenten tätig und 400 Studierende eingeschrieben. Seit 1983 bietet die VWA duale Studiengänge an, die Hochschulstudium und praktische berufliche Ausbildung verbinden. Bachelor- und kaufmännischer Abschluss bilden das Ende des dreijährigen Studiums. 82 Betriebe arbeiten im Studiengang „Business Administration“ mit der Akademie zusammen, das Alter der Studieren liegt bei Studienbeginn bei 18 bis 21 Jahren. Im Studiengang Soziale Arbeit sind auch ältere Studierende eingeschrieben. Für die praktische Ausbildung in dem Studiengang sind 47 soziale Betriebe über Südniedersachsen hinaus Partner der Akademie. Lesen Sie auch: Corona bestimmt das Sommersemester an Göttinger Hochschulen Neuer Standort am Tuchmacherweg Die Autorin ist per E-Mail erreichbar unter a.bruenjes@goettinger-tageblatt.de Von Angela Brünjes

Studium zu Corona-Zeiten - Praxis im Betrieb, Vorlesung am Bildschirm