Duales Studium in Zeiten von Corona an HAWK und PFH in Göttingen

Während die Hochschulen ihr Lehrangebot in den vergangenen Wochen auf Online-Plattformen verlegt haben, um den Schutzmaßnahmen in Corona-Zeiten zu entsprechen, haben sich Betriebe unterschiedlicher Branchen ebenso unterschiedlich organisiert – von Homeoffice bis Produktions- und Herstellungsprozesse auf Abstand ist vieles möglich. Studierende in dualen Studiengänge erfahren solche Veränderungen, denn zu ihrem Studium zählen Praxiseinheiten in Firmen. 245 Studierende in dualen Studiengängen sind an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen eingeschrieben. Der Großteil in den Studiengängen Therapiewissenschaften und Pflege am Gesundheitscampus Göttingen. In dem „Kooperationsprojekt von HAWK und Universitätsmedizin Göttingen (UMG), bekommen die 200 Studierenden soweit irgend möglich Online-Vorlesungen angeboten. Den zweiten Teil ihrer Ausbildung absolvieren sie an der UMG“, erklärt HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Organisatorisch sei der Gesundheitscampus als Lehreinheit an der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit angesiedelt. In der Lehreinheit Ingenieurwissenschaften sind nach HAWK-Angaben aktuell rund 35 Studierende im Dualen Studium sowie weitere zehn Studierende, die an der Göttinger Fakultät Ressourcenmanagement Forstwirtschaft dual studieren. Die Ingenieurwissenschaften-Studenten sind zum Beispiel bei den Göttinger Firmen Mahr oder Sartorius tätig. Mit größter Flexibilität: Hudy betont: „Insgesamt ist auch beim Dualen Studium während der Corona-Krise das oberste Ziel, mit größter Flexibilität unverschuldete Härten für unsere Studierenden zu vermeiden oder soweit es irgend geht abzumildern.“ Über die Situation der Studierenden in den Firmen gibt Hudy keine Auskunft. Für die Gesundheitscampus-Studenten heißt es von der UMG als Ausbildungs- und Kooperationspartner der HAWK: „Die Studierenden mit einem Ausbildungsvertrag mit der UMG können ihre Praktika in Covid-freien Bereichen absolvieren, genauso wie zum Beispiel Pflegeauszubildende oder Medizinisch Technische Assistenten (MTA). Praktischer Gruppenunterricht in der Klinik und damit am Patienten ist natürlich nicht möglich.“ Auch an der Privaten Hochschule (PFH) Göttingen sind die Hörsäle derzeit im virtuellen Raum, weil Lehrinhalte aus Vorlesungen die Studierenden über Online-Plattformen erreichen. So ist es auch im dualen Studium Wirtschaftsinformatik. Hubert Schüle, Professor für Wirtschaftsinformatik und E-Business, erklärt das Prinzip des Studiengangs, den eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis kennzeichnet. Praxisphasen im Unternehmen: „Die Studierenden können ihr erlerntes Wissen aus der Hochschule sofort in den Praxisphasen im Unternehmen einsetzen. Umgekehrt hilft die praktische Berufserfahrung dabei, den Lernstoff an der Hochschule noch besser zu verstehen“, so Schüle. Die Praxisteile im Unternehmen werden als Studienleistung angerechnet. Das Studium teilt sich nach Angaben von Schüle in Vorlesungs- und Prüfungsphase an der Hochschule von Mitte April bis Anfang Juli sowie Anfang Oktober bis Ende Januar auf. Hinzu kommen die Praxisphasen im Unternehmen von Anfang Februar bis Mitte April sowie Mitte Juli bis Ende September. In der Vorlesungszeit haben die Studierenden bis Donnerstag nachmittags Vorlesungen, danach können sie zu einem Praxisteil ins Unternehmen gehen, aber nur für maximal acht Stunden. Umstellung auf Homeoffice: Während der vorlesungsfreien Zeit absolvieren sie den Praxisteil komplett bei den Unternehmen. Wie momentan, während des Sommersemesters zu Corona-Zeiten, mit den Praxisstunden im Unternehmen umgegangen wird, hängt nach Angaben der Hochschule von den jeweiligen Unternehmensrichtlinien ab. „Da die Studierenden der Wirtschaftsinformatik eine hohe Affinität zu Informatik und digitalen Themen haben, fiel ihnen die Umstellung auf Homeoffice nicht schwer. Ein Studierender, der als Unternehmenspartner für sein duales Studium den Software-Anbieter ,Schumann’ hat, absolviert seit Beginn der Corona-Krise seine Praxisstunden aus dem Homeoffice. Ebenso eine Studierende, die für die Influencer Marketing Agentur ,Lookfamed’ arbeitet. Sie absolviert ihre Praxisstunden ebenfalls aus dem Homeoffice“, berichtet Schüle. Diese Kombination wird als duales Studium bezeichnet: Zum Studium kommen betriebliche Praxisphasen hinzu. Oder Studenten machen nebenher eine komplette Berufsausbildung und erhalten am Ende einen Doppelabschluss. Im Unterschied zu klassischen Studiengängen soll das einen höheren Praxisbezug bringen und den Absolventen bessere Chancen beim Berufseinstieg verschaffen. Solche Kombi-Modelle boomen dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn zufolge: Es verzeichnet mehr als 730 duale Studiengänge. Den größten Anteil mit über 55 Prozent der Studenten stellen die Wirtschaftswissenschaften. Größer geworden ist in jüngster Zeit aber auch das Angebote in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Lesen Sie auch: Duales Studium an der VWA und Berufsakademie Göttingen Virtuelle PFH-Hörsäle Gesundheitscampus Göttingen: Studentin ist auch Stationsleiterin Studium oder Ausbildung? Die Autorin erreichen Sie per E-Mail an a.bruenjes@goettinger-tageblatt.de Von Angela Brünjes

Duales Studium in Corona-Zeiten - Praxisstunden im Homeoffice