Forscher der Uni Göttingen entwickeln neues Medikament gegen Krebs

Chemikern der Universität Göttingen ist eine Innovation für die Krebsforschung gelungen: Das Forschungsteam am Institut für Organische und Biomolekulare Chemie entwickelte ein neues Medikament für die Antikörper-Tumortherapie. Für die kommerzielle Nutzung des Produkts wurde nun ein Lizenzvertrag abgeschlossen, gab die Universität jetzt bekannt. Um das neue Medikament auf dem Markt zur Verfügung zu stellen, kooperiert die Universität mit dem Biotechnologie-Unternehmen Iksuda Therapeutics. Vermittelt wurde der Vertrag von der Patentverwertungsagentur MBM ScienceBridge, einer Tochtergesellschaft der Georg-August-Universität. Ein Mittel gegen Krebs muss giftig sein: Die Antikörper-Therapie gilt bereits als bewährte Maßnahme im Kampf gegen Krebs und andere schwere Erkrankungen. Dabei dienen sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate dazu, die eingesetzten Antikörper auf bestimmte Zellarten zu spezialisieren – beispielsweise Tumorzellen. Das Problem: Die Konjugate müssen hochgiftig sein, um die Krebszellen abzutöten. Diese Toxizität sei „der Schlüssel“ für die Wirksamkeit des Medikaments, sagt Dr. David Simpson, CEO von Iksuda Therapeutics. Ziel des Forschungsteams war es daher, eine sogenannte Prodrug zu entwickeln, eine Vorstufe des Wirkstoffs. Über diese Vorstufe soll die Substanz in die Tumorzelle gelangen, ohne dabei schädliche Giftstoffmengen im restlichen Körper freizusetzen. „Ein nahezu ungiftiges Produkt“: Der Wirkstoff des von den Göttinger Forschern entwickelten Medikaments ist Duocarmycin, ein hochgiftiges Naturprodukt. Durch die Zugabe eines Zuckermoleküls sei es den Chemikern gelungen, es „in ein nahezu ungiftiges Produkt umzuwandeln“, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Lutz Tietze. Die Wissenschaftler hätten es geschafft, eine „fast eine Million Mal weniger toxische“ Prodrug herzustellen. Diese Vorstufe werde erst durch die in der Krebszelle befindlichen Enzyme zum giftigen Endprodukt verarbeitet, sei also auf dem Weg zur Zelle durch den Körper nahezu unschädlich. Lesen Sie auch DFG fördert Krebsforschung am Klinikum in Göttingen Universitätsmedizin Göttingen: Zwei Zentren sind weltweit Spitze Von Fiora Blettner