Göttingen: „Escape“ im Studentendorf steht vor dem Aus

Seit 1978 gibt es im Studentendorf an der Gutenbergstraße eine Kneipe. Viele Jahre war sie unter dem Namen „Dorfkrug“ bekannt. Mittlerweile heißt sie „Escape - Café Bar International“ – und soll zum 28. Februar für immer schließen. Das Göttinger Studentenwerk plant dort den Bau von Verwaltungsräumen. Um das drohende Aus zu verhindern, haben Studenten auf der Internetplattform change.org eine OpenPetition gestartet. „Wir fordern hiermit, dass das Studentenwerk Göttingen den Mietvertrag für das ,Escape - Café Bar International’ mit Ismail Bulut verlängert, damit das ,Escape’ erhalten bleibt“, heißt es im Petitionstext. Anfang Oktober von Entscheidung erfahren: Seit 2011 wird das „Escape“ von Ismail Bulut geführt. Nach seinen Angaben habe es bereits vor zwei Jahren Gespräche mit dem Studentenwerk gegeben, in dem der mögliche Bau von Verwaltungsgebäuden und, damit verbunden, das Ende des „Escapes“ thematisiert worden sei. Doch damals habe es dafür noch keinen konkreten Termin gegeben. „Von der Entscheidung der Schließung zum 28. Februar habe ich dann Anfang Oktober erfahren“, sagt Bulut. Er selbst habe mehrfach das Gespräch mit dem Geschäftsführer des Göttinger Studentenwerks Jörg Magull gesucht, auch um darauf hinzuweisen, dass seine Situation bedingt sei durch die Coronakrise. „Ich wollte Zeit haben, um zu gucken, wie es weitergeht. Ich habe hier auch Ware “, sagt Bulut. Doch auf seine Anfrage sei erst mehrere Wochen später reagiert worden. „Ich hätte mir gewünscht, dass man mich früher darüber informiert, dass der Mietvertrag über den 28. Februar nicht verlängert wird“, so Bulut. Das Studentenwerk Göttingen wird nach Mitteilung der Geschäftsführung nach dem derzeitigen Lockdown entscheiden, wie es mit den Räumen des „Escapes“ bis zur geplanten Großsanierung weitergehen wird. Ort für zahlreiche Veranstaltungen: Darüber, dass Besucher des „Escapes“ eine Petition zum Erhalt der internationalen Begegnungsstätte ins Leben gerufen haben, ist Bulut dankbar. Denn dies zeige die große Solidarität der Studenten mit dem „Escape“. „Die Schließung des ,Escapes’ ist auch schade für die Studentenkultur vor Ort“, meint der Inhaber. Schließlich seien das „Escape“ und davor der „Dorfkrug“ beliebte Treffpunkte für Studierende gewesen, in dem es auch zahlreiche Veranstaltungen gegeben habe. Zahlreiche Menschen hätten hier ihren späteren Partner kennengelernt und würden heute noch gern an die Zeit zurückdenken. So erhalte er noch heute regelmäßig Bilder von ehemaligen Besuchern. Das Studentendorf an der Gutenbergstraße 2 bis 42 bietet in 32 kleinen und vier mehrgeschossigen Häusern unterschiedliche Wohnformen an, heißt es auf der Internetseite des Studentenwerks. In direkter Nähe zum Studentendorf befindet sich das Sportinstitut. Obwohl die Wohnanlage in Hanglage mitten im Grünen liege, sind die Innenstadt, der Zentralcampus und der Bahnhof innerhalb von zehn Minuten mit dem Fahrrad erreichbar. Als Gemeinschaftseinrichtungen stehen Küchen- und Aufenthaltsräume, Musik- und Klavierraum, Sporttutorium, sowie ein Waschmaschinenraum und Trockner zur Verfügung. Das Wohnheim verfügt über 357 Einzelzimmer, die zwischen zehn und 18 Quadratmetern groß sind. „Das ,Escape’ ist für viele in Göttingen ein Ort der interkulturellen Begegnung, wo sich Menschen unterschiedlichster Herkunft begegnen und unvergessliche Momente bei vielfältigen Events miteinander teilen“, heißt es in der Petition weiter. „Kulturabende, Erasmustreffen, Tanzveranstaltungen und -kurse, Spielabende, Public Viewing bei Fußball, Halloweenpartys, Konzerte, Geburtstags- und Abschlussfeiern sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Anlässe, um sich im ,Escape’ zu treffen. Bei Veranstaltungen gibt es keinen Eintritt, Veranstalter müssen keine Mietgebühr zahlen, und sogar eigenes Essen, eigene Snacks und eigene Musik dürfen mitgebracht werden.“ Lesen Sie auch: Studentenleben und Studium in Göttingen: Alle Tipps für Studierende Diese Bars und Kneipen in Göttingen sollten Studierende kennen „So ein Treffpunkt wird den Studierenden fehlen“, sagt Bulut. Auch wenn er glücklich darüber ist, dass die Studierenden sich mit der Petition für den Erhalt des „Escapes“ einsetzen, so ist er doch unsicher, ob sie tatsächlich etwas bringen wird. Aber er hofft dennoch, dass es eine Lösung gibt. Von Vera Wölk