In einer aktuellen Studie zum Thema Alzheimer-Erkrankung haben Forscher der Universität Göttingen sowie des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) Leipzig-Halle neue, vielversprechende Ansätze zur Behandlung der Krankheit beschrieben. Für die Studie arbeitet Dr. Kai Tittmann vom Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften gemeinsam mit Forschern aus der Fakultät für Chemie der Universität Göttingen sowie dem Team um Dr. Hans-Ulrich Demuth vom Fraunhofer-IZI, teilte Andrea Tiedemann aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Universität Göttingen mit.
Große medizinische Herausforderung
Mit mehr als 1,2 Millionen Betroffenen allein in Deutschland und weltweit mehr als 50 Millionen Erkrankten stelle die Alzheimer-Krankheit, auch „Alzheimer Demenz“ genannt, eine der größten medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der heutigen Zeit dar, habe Tittmann erklärt. Durch krankhafte Veränderungen im Gehirn werden Patienten mit fortschreitender Krankheit immer vergesslicher und orientierungsloser. Selbst einfache Tätigkeiten im Haushalt können nicht mehr selbstständig ausgeführt werden und erfordern daher die Pflege Betroffener.
Frühe Entdeckung
Das Team aus Halle habe schon früher die Entdeckung gemacht, dass ein bestimmtes Enzym des Hormonstoffwechsels aus dem menschlichen Gehirn neben seiner eigentlichen biologischen Funktion, der Hormonreifung, eine kritische, pathophysiologische Rolle (Kombination aus der Lehre von den krankhaften Veränderungen am Körper und der Funktionsweise des Körpers) bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit spiele. Um diesen Wirkstoffen einen chemischen Maßanzug zu verpassen, untersuchte das Forschungsteam den Reaktionsmechanismus des Enzyms durch Proteinkristallographie. „So konnten wir erstmalig ,Schnappschüsse‘ des arbeitenden Enzyms erhalten“, berichtete Hauptautor Tittmann.
Neue Generation an Medikamenten
Durch die Untersuchung sei es nach Tittmanns Angaben möglich geworden, neuartige Inhibitoren zu bauen, deren Designprinzip der natürlichen Reaktion nachempfunden sei. Den Wissenschaftlern sei es zudem gelungen, mit dem neuen Wirkstoff eine atomare Struktur des menschlichen Enzyms zu lösen. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Ergebnisse zur Entwicklung einer neuen, hochselektiven Generation von Alzheimer-Medikamenten führen wird“, erklärte Demuth.
Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biochemistry erschienen.
Von Ronja Heinemann