Soziale Medien werden zunehmend dafür genutzt, gezielt Falschnachrichten zu streuen. Aber auch an Kapitalmärkten besteht das Problem: Kriminelle verbreiten Fake News, um beispielsweise Aktienkurse zu manipulieren. Wirtschaftswissenschaftler der Universitäten Göttingen und Frankfurt sowie dem Jožef Stefan Institute in Ljubljana haben nun ein Modell entwickelt, mit dem solche Falschnachrichten erkannt werden können, auch wenn sie immer wieder angepasst werden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift „Journal of the Association for Information Systems“ erschienen.
Um Falschinformationen – häufig fiktive Sachverhalte, die ein Unternehmen in positivem Licht erscheinen lassen – zu erkennen, erstellten die Wissenschaftler Modelle, mit denen verdächtige Nachrichten anhand der Nachrichteninhalte und theoriebasierter linguistischer Merkmale identifiziert werden können. „Hier wird auf weitere Aspekte des Nachrichtentextes geschaut, wie etwa die Verständlichkeit der Sprache und die Stimmung, die der Text vermittelt“, sagt Prof. Jan Muntermann von der Universität Göttingen.
Grundsätzlich ist der Ansatz bekannt, und wird zum Beispiel bei Spam-Filtern genutzt. Allerdings gibt es bisher ein zentrales Problem: Damit ihre Nachrichten nicht mehr erkannt werden, passen Betrüger die Inhalte kontinuierlich an und vermeiden bestimmte Wörter, anhand derer die Fake News identifiziert werden könnten.
Hohe Erkennungsraten werden mit Robustheit kombiniert
Hier setzt das neue Verfahren der Wirtschaftswissenschaftler an: Um Fake News trotz solcher Umgehungsstrategien zu erkennen, kombinieren sie hohe Erkennungsraten mit einer hohen Robustheit. Das Ergebnis: Wenn „verdächtige“ Wörter aus dem Text genommen werden, werden die Fake News trotzdem anhand ihrer linguistischen Merkmale erkannt.
„Betrüger stehen damit vor einem Dilemma. Sie können einem Aufdecken nur entgehen, wenn sie die Stimmung des Textes zum Beispiel ins Negative ändern“, sagt Michael Siering von der Goethe-Universität Frankfurt. „Dann würden sie jedoch das Ziel verfehlen, andere Marktteilnehmer beispielsweise zum Aktienkauf zu verleiten.“
Das neue Verfahren kann beispielsweise bei der Marktüberwachung eingesetzt werden, um den Handel betroffener Wertpapiere zeitweise auszusetzen. Zum anderen bietet es Anlegern wertvolle Hinweise, damit entsprechende Betrugsszenarien nicht mehr verfangen. Ebenso sei ein Einsatz in der Strafverfolgung denkbar.
Von Eduard Warda / r