Göttinger Wissenschaftler forschen zum Thema Online-Kommunikation

Wissenschaftler der Universität Göttingen leiten ein internationales Projekt, das diszipliniertere Online-Diskussionen zum Ziel hat. Projektleiter Dr. Valentin Gold vom Methodenzentrum Sozialwissenschaften der Universität Göttingen erläutert hierzu: „Der bisherige Ansatz zur Kontrolle von Beleidigungen und Hassnachrichten in sozialen Medien geht über ein Löschen der Nachrichten nicht hinaus. Wir wollen deshalb einen virtuellen Moderator entwickeln, der auf Basis künstlicher Intelligenz erkennt, wann Diskussionen in sozialen Medien einen zunehmend destruktiven Charakter aufweisen. Darüber hinaus soll der virtuelle Moderator auch intervenierend in die Debatte eingreifen und dazu beitragen, eine Eskalation zu verhindern.“ Dabei sollen situationsbedingt verschiedene Strategien zur Deeskalation von Konflikten in sozialen Medien zur Anwendung kommen. Bevor der virtuelle Moderator in echten Debatten zum Einsatz komme, werde die Effektivität der verschiedenen Strategien im Labor experimentell überprüft. Keine Hasstiraden: Hintergrund ist entsprechend der Pressemitteilung des Methodenzentrums, dass sich Diskussionen in der digitalen Sphäre, also beispielsweise auf Facebook, Instagram oder Twitter, schnell von engagiert-sachlich zu beleidigend oder attackierend entwickelten. Diskutierende betonten insbesondere bei Themen rund um kulturelle Identität das Trennende und nicht das Gemeinsame. Dies führe dazu, dass ein konstruktiver Austausch von Informationen, Fakten und Argumenten nur noch sehr begrenzt stattfinde. Mit der Etablierung einer Moderation auf der Basis von Künstlicher Intelligenz könnte den Forschern, die außer an der Universität Göttingen noch an der Technischen Hochschule Warschau sowie an den Universitäten Konstanz, Maastricht und Dundee ihr wissenschaftliches Zuhause haben, ein Durchbruch bei diesem Thema gelingen. Das Projekt vereint dabei unter dem Namen „Deliberation Laboratory“ Expertise aus Philosophie, Ethik, Politikwissenschaft, Sprachwissenschaft und Technikwissenschaft. Es wird von der Volkswagenstiftung ab April über vier Jahre mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Lesen Sie auch Projekt "Digital Forest" der Universität Göttingen erhält Fördergelder Philosophie der künstlichen Intelligenz an der Uni Göttingen Forscher der Uni Göttingen gehören zu meistzitierten Wissenschaftlern Von Steffen Kahl