Nirgends finden Wissenschaftler auf so engem Raum, so viele, neue unbekannte Lebewesen. Wie diese Arten ohne Sonnenlicht existieren, stellte die Bremer Meeresforscherin Prof. Antje Boetius in ihrem Vortrag „Energiequellen für extreme Lebensgemeinschaften der Tiefsee“ beim XLab-Science-Festival vor.
Spätestens ab 100 Metern ist es dunkel im Meer, Photosynthese ist nicht mehr möglich. In den Tiefen zwischen 50 und 250 Metern können sich die Tiere noch von herabfallenden Algenpartikeln ernähren, hier finden die Forscher auch noch Fische. Danach komme die Welt der Quallen, Tintenfische und Würmchen.
„Eine funkelnde Zwischenwelt“ in der sich viele Arten ihr Licht selber machen, so Boetius, um ihre Artgenossen zu finden ebenso wie die Beute. Die verschiedenen Arten des Tiefsee-Anglerfischs etwa, die sogar bis in Tiefen von mehreren tausend Metern vorkommen, haben so ein Leuchtorgan.
Die Tiefsee sei hungrig, umgerechnet stünden dort nicht mehr Nährstoffe pro Jahr und Quadratmeter zur Verfügung als „ein Toastbrot“. Und doch gebe es unzählige Arten, die hier überleben. Bakterien etwa bildeten Moleküle, die sich von ihrem eigentlichen Körper entfernen können und ihn trotzdem ernähren.
Ganz aus Gallerte bestehen manche fischähnlichen Geschöpfe, die einfach nur darauf warten, dass etwas Verwertbares auf sie fällt und es dann über ihre Hülle gleich verdauen. Auch Gigantismus sei eine Überlebensstrategie in der Tiefsee.
Forscher haben hier eine rund 50 Zentimeter große Asselart gefunden. Die haben den Vorteil, „dass sie sich vollstopfen können, wenn sie einmal etwas Tolles zu fressen finden und dann die nächsten zehn Jahre davon leben“, erklärte Boetius.
Die Meeresbiologin sprach als letzte Rednerin des zehnten XLab-Science-Festivals im vollbesetzten Hörsaal zu Jugendlichen aus Hamburg, Wolfenbüttel, Northeim und Göttingen. „Interessant und überhaupt nicht anstrengend“, lautet das Urteil einer Gruppe aus Wolfenbüttel über die Vorträge.
Solche Referate wolle sie „viel öfter hören“, sagt Theda (17). Besonders gegeistert war Carlotta (18) vom Beitrag der Meeresbiologin, Marten (17) eher vom Geochemiker Gerhard Wörner.