Krebserkrankung: Präzisionstherapie an der Universitätsmedizin Göttingen

Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose „Blutkrebs“. Im April 2001 trifft es Sarah B. Die Diagnose: Akute Lymphatische Leukämie. Sie ist die erste und jüngste Patientin, die an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) eine allogene Stammzellspende von einem nicht-verwandten Spender erhielt. Die Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG ist eine von drei Kliniken in Niedersachsen, die allogene Knochenmark- und Stammzelltransplantationen durchführt. Jedes Jahr behandelt die Klinik 160 Patienten zu ungefähr gleichen Teilen mit autologen (Eigenspenden) und allogenen (Fremdspenden) Stammzellpräparaten. Veränderungen der Erbsubstanz: Sarah B. ist erst 17 Jahre alt, als sie die Diagnose „Akute lymphatische Leukämie“ im April 2001 bekommt. Bei einer Leukämie wird eine blutbildende Zelle durch Veränderungen der Erbsubstanz bösartig und verdrängt die Bildung gesunder Blutkörperchen im Knochenmark. B. wird einer Chemotherapie unterzogen. Zunächst sieht es gut aus, doch nach einem halben Jahr der Schock: ein Rückfall und die Aussicht, dass die Krankheit immer wieder kommen kann. „Das war der schlimmste Fall, der eintreten konnte. Als mich die Ärzte über die Transplantation aufgeklärt haben, war ich verzweifelt. Um zu überleben, blieb mir nur diese eine Option, also entschied ich mich dafür“, so die heute 36-Jährige. Lesen Sie auch Göttingen: Klinik für Hämatologie und Onkologie ist weltweit Spitze Die Klinik für Hämatologie und medizinische Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) – GT - Göttinger Tageblatt Individuell und interdisziplinär In der Familie wurde kein passender Spender gefunden. Die Suche nach einem Fremdspender gelingt, B. wird mit einer Hochdosistherapie aus Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung auf die Transplantation vorbereitet. Diese Behandlung zielt darauf ab, die noch vorhandenen Leukämiezellen zu vernichten und das Empfänger-Immunsystem zu schwächen, damit es das neue Immunsystem des Spenders nicht abstößt. Neues Immunsystem: Bei der Transplantation werden B. gesunde Stammzellen wie bei einer Bluttransfusion gegen. Mit den Blutstammzellen erhält die Göttingerin die Stammzellen für ein neues Immunsystem und auch eine neue Blutgruppe. Doch Sarah B.s neues Immunsystem will ihren Körper abstoßen. Sie hat Probleme mit dem Darm, Magen, Haut, Augen sowie den Nieren. Heute, 18 Jahre später, sieht man davon nichts mehr. Einige Einschränkungen sind ihr geblieben. Trotzdem sie sich sicher: „Ich würde heute wieder genauso entscheiden wie damals.“ Von Peter Krüger-Lenz