Studium und Corona: Student aus Landkreis Göttingen gibt Einblicke

Momentan findet sein Studium am heimischen Schreibtisch statt: Tom Zinram (21) wohnt in Zeiten von Corona bei seinen Eltern bei Bad Lauterberg. Im dritten Semester studiert er Journalismus an der Universität in Magdeburg. Alle Veranstaltungen sind derzeit ins Internet verlegt – daher besteht keine Notwendigkeit, vor Ort zu sein. Dass diese Online-Lehre für Studenten herausfordernd ist, möchte Zinram nun betonen. Zu seinem Studienstart zog Zinram in ein WG-Zimmer in Magdeburg. „Da lief alles wunderbar“, sagt er. Im Studium lernte er Kamera- und Mikrofontechniken kennen und knüpfte neue Kontakte. „Das hatte ich gar nicht erwartet, dass ich so schnell Anschluss finden werde.“ In den kommenden Semesterferien zeichnete sich jedoch eine andere Entwicklung ab – rund um den Unglückstag, Freitag, den 13. März 2020. Situation für Studenten bessert sich nicht: Zu dieser Zeit befand sich Zinram beim Stadtradio Göttingen im Praktikum. Dieses wurde durch Corona unterbrochen, anschließend verschob sich der Semesterstart. Insgesamt verlief das erste Semester nach Ausbruch der Pandemie chaotisch, so Zinram. „Das war verständlich – die Situation veränderte sich plötzlich.“ Inzwischen hätten die Politiker jedoch Zeit gehabt, Verbesserungen für die Studenten zu beschließen. „Es scheint, die Regierung hängt sich nicht sehr rein, um die Situation zu verändern“, sagt er. Dem 21-Jährigen plagen verschiedene Sorgen: Zum Beispiel, dass eine Bildungslücke für die Studenten entsteht. „Einiges an Unterrichtsstoff kann man nicht nachholen“, sagt er. So entstehe auch die Angst, dass die Studenten zukünftig in der Wirtschaft benachteiligt werden: Arbeitgeber würden sich lieber für Angestellte entscheiden, die nicht unter Corona-Bedingungen studiert haben, vermutet Zinram. Finanzielle Belastung für die Studenten: Auch finanzielle Aspekte würden die Studenten belasten: Oft falle der Job weg, laufende Kosten müssen aber gedeckt werden – wie die Miete für das WG-Zimmer oder das Semesterticket. Dadurch, dass von zu Hause gelernt wird, steigen sogar Kosten für Heizung, Strom und Wasser. „Das Geld reicht vorne und hinten nicht, auch wenn es kleine Förderprogramme gibt“, sagt Zinram. An seiner Uni konnten Studenten etwa einmalig 450 Euro bekommen – aber nur diejenigen, die kein Bafög erhalten. Als Folge der finanziellen Not überlegen einige Studenten, ob sie das Studium abbrechen sollten, betont er. Lesen Sie auch: Göttingen: Das sagen Studenten und Lehrende über die Verlängerung der Regelstudienzeit „Sitzt man den ganzen Tag nur vor dem Laptop, hat man das Gefühl, man tritt auf die Stelle“, sagt Zinram. Es bewege sich nichts, und auch kein Fortschritt sei zu erkennen. Der Austausch mit anderen Studenten und Dozenten falle weitgehend weg. „Dann kommen die Selbstzweifel – und man sieht den Sinn hinter dem Studium nicht mehr.“ Zinram habe sich zwischenzeitlich auch gefragt, ob das Journalismus-Studium das richtige für ihn war. Hoffnungsmomente im Lockdown: Helfen würde Zinram in Zeiten des Lockdowns, für eine Weile bei seinen Eltern zu wohnen – unter anderem ist dort mehr Platz und er könne draußen Sport machen. Auch weitere Hoffnungsmomente gab es für ihn bereits: Etwa konnte er die Immatrikulationsfeier an seiner Universität mit moderieren, die online stattfand. Außerdem konnte er in der Corona-Zeit ein Praktikum in Bayern absolvieren. An einigen wenigen Kursen nahm er zudem in Präsenz im vergangenen Sommer teil. Bis zum September ist Zinram mit zwei Praktika beim ZDF und der Axel Spinger Akademie beschäftigt. Im Anschluss hofft er, Kurse wieder an der Universität besuchen zu können – und nicht nur online. Von Anja Semonjek