Während Corona-Pandemie: Göttinger Fakultät erkennt Engagement als Studienleistung an

Soziales Engagement als Studienleistung – das bietet die Fakultät für Geowissenschaften und Geographie der Georg-August-Universität ihren Studierenden während der Corona-Krise an. Angerechnet werden wird zum Beispiel die ehrenamtliche Mitarbeit beim Roten Kreuz oder dem Technischen Hilfswerk, „sowie sonstiges soziales Engagement zur Bewältigung der Coronakrise“, wie auf der Homepage der Fakultät zu lesen ist. Da sich eine Reihe von Studierenden der Fakultät in der aktuellen Situation sozial zu engagieren scheine, habe sich die Fakultät entschieden, dieses Engagement mit mehr als nur Applaus zu würdigen, heißt es weiter. Drei bis sechs Credits sich können Studierende im Bereich der Schlüsselkompetenzen anrechnen lassen. „Credits“ geben Auskunft über den Arbeitsaufwand, der für die jeweilige Prüfungsleistung notwendig ist. Studierende der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie erhalten für 20 Stunden soziales Engagement einen Credit. Für die Anrechnung genügt es nach Angaben der Fakultät sich mit einer Bescheinigung über die Tätigkeit an die dem jeweiligen Studienberater zu wenden. Schlüsselkompetenzen sind fester Bestandteil aller Studiengänge: Ein sechssemestriger Bachelorstudiengang an der Universität Göttingen umfasst in der Regel 180 Credits, ein viersemestriger Masterstudiengang 120 Credits. Für alle Studiengänge sehe die Universität zehn Prozent, also 18 beziehungsweise zwölf Credits, für Schlüsselkompetenzen vor, teilt die Universität mit. Das Angebot an Schlüsselkompetenzen ist groß. Studierende können zum Beispiele Sprachkurse belegen, Veranstaltungen anderer Disziplinen besuchen oder ein zusätzliches Praktikum absolvieren. Aus dem Konzept für Schlüsselkompetenzen geht hervor, dass „Sozialkompetenz“ eine der Kompetenzbereiche ist, auf die das Angebot abzielt. Studierende der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie können sich ihr Engagement entsprechend als „Praktische soziale Kompetenzen“ anrechnen lassen. Mit der Anrechnung trage die Fakultät „sowohl einem eventuell notgedrungenen verminderten Schlüsselkompetenzmodul-Angebot im Sommersemester 2020 Rechnung, als auch der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und des zivilgesellschaftlichen Engagement der Studierenden, welche für die Studiengänge explizit erwartet werde“, Teilt die Fakultät für Geowissenschaften und Geographie mit. Positive Rückmeldungen der Studierendenschaft: Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Göttingen stehe dem Angebot der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie grundsätzlich positiv gegenüber, da es neben der Anerkennung von sozialer Arbeit auch eine angemessene Reaktion auf die aktuellen Umstände darstelle, teilte der AStA auf Anfrage mit. Aus diesem Grund fordere er eine universitätsweite einheitliche Regelung, sodass Studierende jeglicher Fachrichtungen sich ihr Engagement anrechnen lassen könnten. Die Studierenden der Fakultät für Geowissenschaften und Geografie wurden per Mail über das Angebot informiert. Lara Heinritz studiert im 6. Bachelorsemester Geografie. Sie findet die Idee „ziemlich gut“. Aber auch die Kritik kann sie nachvollziehen, da sich Studierende ihrer Meinung nach auch ohne Gegenleistung engagieren sollten. Dennoch würden so Studierende womöglich zweimal darüber nachdenken dies zu tun, sagt die Studentin. Heinritz meint: „Außerdem bedeutet das einen Wertschätzung für alle, die sich ohnehin schon engagieren!“ Die Klimaktivistin Luisa Neubauer studiert in Göttingen Geografie. Am ersten April schrieb sie bei Twitter: „An meiner Fakultät können sich Studierende nun für soziales Engagement zur Bewältigung von #COVID19 bis zu 6 Credits anrechnen lassen. Das ist kein Aprilscherz und klingt supersinnvoll. Machen das andere Unis auch?“ Die Reaktionen darauf: gespalten. Der Kern der Kritik zielt auf die vermeintliche Verwässerung von Studiengängen ab. Andere argumentieren, dass soziales Engagement eine Selbstverständlichkeit sein sollte und nicht Teil des Studiums. Auf der anderen Seite verweisen User auf die vergleichsweise geringe Anzahl an Credits und Schlüsselkompetenzangebote an anderen Universitäten, bei denen ebenfalls fachfremde Inhalte zusätzlich studiert werden könnten und soziales Engagement in Form von Studienleistungen entlohnt würde. Wieder andere verlinkten ihre Hochschulen. Neben anderen Hochschulen antwortete die Universität Freiburg. Auch dort könne man sich im Bereich „Service Learning“ freiwillige Einsätze bei Corona-Hilfsmaßnahmen anrechnen lassen. Lesen Sie auch: Schlüsselkompetenzen im Studium Frau Faust, wie werden Studierende fit für den Beruf? Schlüsselkompetenzen im Studium Göttinger Studenten erleben, wie es ist, mit einer Behinderungen zu leben Von Asja Wortmann

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