Wer schon immer etwas über explodierende Dinosaurierkadaver, „föhntastische“ Würfel, die Abgründe des in der kompakten Lorenz-Mannigfaltigkeit gefangenen menschlichen Daseins oder das Nippel-Problem der Informatiker erfahren wollte, ist im größten Hörsaal des Zentralen Hörsaalgebäudes gut aufgehoben. Raum 011 platzt um 20 Uhr aus allen Nähten, neben den verfügbaren 894 Sitzplätzen drängen sich die Zuschauer im Rückraum und auf den Treppen zum Science Slam.
Sechs Nachwuchswissenschaftler verschiedener Universitäten treten in dem beliebten Wettbewerb gegeneinander an, um mit populärwissenschaftlichen Vorträgen ihre Themengebiete möglichst unterhaltsam zu präsentieren. Eindeutiger Sieger wird der Göttinger Patrick Harms. Mit beherzten Gesangseinlagen, die er auf bekannte Lieder textet („Junge“, „Time of my life“) und zum Teil im Duett mit einer Computerstimme performt, berichtet er humorvoll von dem Problem eine Webseite userfreundlich zu designen („Sie müssen erst den Nippel durch die Lasche ziehen...“) und sichert sich einen Platz im Science-Slam-Finale bei der Ideen-Expo 2013 in Hannover.
Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel zeigt sich bereits bei ihrer Eröffnungsrede im Foyer sichtlich erfreut über den Besucherandrang und die gelungene Initiation der ersten Nacht des Wissens im Jubiläumsjahr. „Ich komme aus Hamburg, und die machen das alle zwei Jahre“, berichtet sie vom Ursprung der Idee. Göttingen als „Stadt, die Wissen schafft“ sei dafür prädestiniert, der Bevölkerung einen Einblick in die vielfältigen Wissensgebiete zu geben.
Die Studenten Dennis Mertens und Birte Hellwig bahnen sich ihren Weg. „Wir versuchen, so viel zu schaffen wie es geht“, meint der Elektrotechnikstudent. Einen richtigen Durchblick haben die beiden noch nicht, geben sie zu, aber die Bereiche zu erforschen „mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat“, das sei sehr interessant, meint Mertens. Ursula Jaenicke ist mit ihrem Mann Wilfried auch im ZHG unterwegs. Sie findet die Nacht des Wissens „sehr spannend“. Einen Vortrag über Rechtswissenschaft haben sie schon gehört und „bei einem Futtermittelquiz am Landwirtschaftsstand“ Katzenfutter gewonnen, freut sich Jaenicke.
Die Agrarentomologen zeigen ökologisch verträgliche Alternativen zur chemischen Keule bei der Schädlingsbekämpfung. „Schädlingspolizei“ nennen sie die kleinen Krabbel- und Kriechtiere, die sie mit Internetfirmen vertreiben wollen, damit diese in Haus und Garten unliebsame Blattläuse oder Kellerasseln vertilgen können. Ein großer Livescreen überträgt diesen Vorgang von einem Mikroskop und zeigt die sogenannten „Nematoden“ in Aktion. Nur der Preis für die Nützlinge müsste noch günstiger werden, damit das Geschäft gut läuft, gibt Mitarbeiter Mario Schumann zu.
Von Anna Kleimann