Adelebsen: Tagesmütter gehen auf die Barrikaden

Im Flecken Adelebsen gibt es Missstimmung bezüglich der Kindergarten- und Krippenplanung. Das ist deutlich geworden bei der Sitzung des Gemeinderates Adelebsen am Donnerstag, 3. Dezember. Die in der Sporthalle in Lödingsen anberaumte Sitzung begann um 18.30 Uhr, erst um Mitternacht war sie zu Ende. Im Verlauf musste sich Bürgermeister Holger Frase (SPD) heftige Kritik von Bürgern gefallen lassen. Dass die Corona-Pandemie die nötigen Beschlussfassungen in den Gemeinden ins Schlingern bringen kann, zeigte sich in dieser Sitzung. Was normalerweise in den Ausschüssen geschieht, nämlich die Klärung von Sachthemen, kann nicht erfolgen, wenn Ausschusssitzungen aus Gründen des Infektionsschutzes ausfallen. Ungeklärte Fragen stauen sich und können wohl oder übel erst in der Ratssitzung behandelt und möglichst entschieden werden. Die rege genutzte Einwohnerfragestunde zeigte indes, dass sich der Klärungsbedarf nicht nur auf den Rat beschränkt. Runder Tisch final nicht angehört: Zu einem Hauptthema der Sitzung entwickelte sich das Konzept zur Weiterentwicklung der Krippen und Kitas. Bereits im Vorfeld hatten Tagesmütter ihre Empörung zum Ausdruck gebracht. Mit diesem Konzept würden plötzlich Nägel mit Köpfen gemacht, ohne einen extra zu diesem Themenbereich eingerichteten Runden Tisch final anzuhören. „Wir fühlen uns überrumpelt“, sagte Eva Meier, die im Flecken als Tagesmutter arbeitet. „Mit dieser Vorlage der Verwaltung werden wir ja regelrecht geköpft“, ergänzte sie. Die Tagesmütter kritisieren konkret, dass im Flecken 30 neue Krippen-Plätze in zwei Gruppen geschaffen werden sollen. „Wir wollen die Krippe ganz klar nicht verhindern, aber wenn es so kommt, gibt es uns nicht mehr“, prophezeit Meier. Eine Tagesmutter hätte bereits das Handtuch geworfen. Kritik am Ratsinformationssystem des Flecken Adelebsen hat das Mitglied des Gemeinderates Dario Nothnick (FDP/FWG Pro Barterode) geübt. Das online unter www.adelebsen.de aufrufbare Fenster sei nichts als eine leere Hülse, da keine Dokumente über die im Rat anstehenden Themen zur Verfügung stehen. Eingesehen werden können von Bürgern lediglich die Tagesordnungspunkte. „Wir sind die einzige Gemeinde weit und breit, die die dazu gehörenden Anlagen der Öffentlichkeit verweigert“, bemängelte Nothnick in der Sitzung des Gemeinderates am 3. Dezember. Beschlossen wurde auf dieser Sitzung zum Thema Glasfaser, dass die Firma Deutsche Glasfaser aus Borken ermitteln soll, ob es sich lohnt, im Ort Adelebsen ein Glasfasernetz zu verlegen. Von der Telekom sei diese Leistung nicht zu erwarten. Sollte der Befund positiv ausfallen, werde der Trassenverlauf mit der Gemeinde abgestimmt. „So schnell arbeiten wir nicht“: Weitere Bürger bekundeten während der Einwohnerfragestunde ihr Unverständnis, unter ihnen eine junge Mutter. SPD-Fraktionschef Michael von Minden sagte, dass lieber großzügig als zu knapp geplant werden solle. Was jetzt vorliege, sei eine Grobplanung. Frase, der sich mit dem Vorwurf konfrontiert sah, man könne ihm kein Vertrauen mehr schenken, parierte auf seine Art: „Ich danke für das Vertrauen zu glauben, dass die Verwaltung so schnell arbeiten kann. Aber das ist nicht der Fall.“ Vom Beschluss bis zur tatsächlichen Planung würden gut zwei Jahre ins Land gehen. „Aber irgendwann müssen wir ja mal anfangen“, so Frase. „Ich krieg die Zahlen nicht überein“: Strittig war auch, inwieweit die Ergebnisse einer von der Verwaltung realisierten Umfrage in der Bevölkerung zum Bedarf an Kita- und Krippenplätzen mit den Daten der jährlichen Bedarfsabfrage durch den Landkreis übereinstimmen. „Ich kriege die Zahlen überhaupt nicht überein“, bemängelte Ilona Springer (FDP/FWG Pro Barterode). Die Umfrage müsse faktenbasiert aufgearbeitet werden, um Fehlplanungen zu vermeiden und um zu einer konsolidierten Bedarfsplanung zu gelangen, betonte sie. Geklärt werden müsse, wie der Flecken auf schwankende Kinderzahlen flexibel reagieren kann. Lesen Sie auch: An Kita und Schule: Bestätigte Corona-Fälle in Lödingsen und Adelebsen Helmut Duntemann aus Adelebsen übergibt 26 000 Euro an die Deutsche Kinder-Krebshilfe Möbelmanufaktur Greenhaus zieht zurück nach Göttingen Axel Hilterhaus (SPD) machte den Vorschlag, die Vorlage zu vertagen. „Eine ordentliche Entscheidung kann ich heute nicht treffen“, sagte er. SPD-Fraktionschef Michael von Minden regte an, die umstrittene Beschlussvorlage mit ihren drei Schwerpunkten aufzudröseln. Was unstrittig sei, etwa die Sonderöffnungszeiten ab 7 Uhr, sollte beschlossen werden. Der Rest, also der tatsächliche Kita- und Krippenplatz-Bedarf, solle noch einmal unter die Lupe genommen werden. So geschah es letztlich. Von Ulrich Meinhard