Am Antonsberg Adelebsen: Der lange Weg zum Weg endet mit der Ratssitzung

Ein langer Weg findet mit der außerplanmäßigen Ratssitzung in Adelebsen sein Ende – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Denn der Rat will am Donnerstag, 16. Juli (18 Uhr), den dritten Änderungsantrag des Bebauungsplanes „Am Antonsberg“ beschließen. Damit endet eine eineinhalbjährige Reise durch das deutsche Baurecht, gespickt mit Anwohnerbeschwerden, Entwürfen, Planungen und mehreren Entscheidungen in verschiedenen politischen Gremien. Der Stein des Anstoßes: ein bereits halb fertig gestellter Schotterweg in den Lödingser Forst. Das Baugebiet liegt am Nordrand von Adelebsen und direkt an der Waldgrenze. Für Förster gibt es nur eine Zufahrtsstraße zu Flora und Fauna: „Der Wald hinter dem Baugebiet ist nur vom Berg her erschlossen“, erläutert Adelebsens Bürgermeister Holger Frase (SPD). Wer aus Adelebsen kommt und in den Wald möchte, muss also einmal außen herumfahren. Als die ersten Häuser in dem Neubaugebiet entstanden, entschloss man sich, eine zweite geschotterte Zufahrt in den Wald zu bauen. Den Bau übernahm die Lödingser Forstgenossenschaft, die Finanzierung sei durch spezifische Fördermittel gesichert worden, sagt Frase. Beschwerde sorgt für Baustopp: Doch als der Weg bereits zu einem guten Stück fertig war, ging es plötzlich nicht mehr weiter. Ein Anwohner hatte sich beim Landkreis Göttingen, der übergeordneten Behörde, beschwert: Der Bau eines Weges sei im Bebauungsplan nicht vorgesehen. Der Landkreis überprüfte das – der Anwohner hatte recht. Somit verhängte die Behörde einen sofortigen Baustopp. Das war vor etwa eineinhalb Jahren. „Laut Baurecht darf auf einem Baugrundstück kein öffentlicher Weg angelegt werden“, erklärt Frase. Man dürfe zwar sein Grundstück schottern, wie es einem beliebe, ein Weg oder eine Straße müsse jedoch im Bebauungsplan gekennzeichnet werden. „Warum das nicht geschehen ist, ist eine gute Frage“, die er aber nicht beantworten könne, berichtet der Bürgermeister. „Der Bebauungsplan für das Gebiet wurde bereits vor 20 Jahren erstellt“, bis heute hatte es erst zwei Änderungen daran gegeben. Bebauungsplan muss geändert werden: Da der Weg bereits begonnen war und für die Förster eine Erleichterung darstellen würde, blieb nur die Änderung des Bebauungsplans. Also setzte die Adelebser Politik die Bürokratie-Maschinerie in Bewegung: Zunächst wurde ein Planungsbüro beauftragt. „Das war schon schwierig, weil die alle lange ausgebucht sind“, so Frase. Als der Auftragnehmer feststand, ging es weiter. Es mussten Vorentwurf, Entwurf und Plan aufgestellt werden. Jedes dieser Dokumente drehte dann seine Runden durch Bauausschuss, Verwaltungsausschuss und Ortsrat. „Das braucht nun einmal seine Zeit.“ Und schließlich drängte genau diese: „Wenn der Weg nicht bis zum 31. August dieses Jahres fertig gebaut und abgerechnet ist, verfallen die Fördermittel“, erläutert der Bürgermeister. Eigentlich wollte der Gemeinderat die Planänderung am 11. Juni beschließen – doch die Versammlung musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden, genau wie die Sitzungen von Bauausschuss und Ortsrat zuvor. Diese wurden bereits außerplanmäßig mittlerweile nachgeholt, es gab einhellige Zustimmung für den Antrag, „jetzt ist alles durch“, sagt Frase. Sollte der Beschluss am Donnerstag getroffen werden, könnten die Arbeiten an dem Weg nach der Veröffentlichung im Amtsblatt voraussichtlich nach dem 24. Juli weitergehen. Damit bleiben der Forstgenossenschaft zum endgültigen Ausbau nur etwas mehr als fünf Wochen. „Mir wurde versichert, dass sie das schaffen“, ist er optimistisch. Sie erreichen den Autor per E-Mail an t.christ_freier_mitarbeiter@goettinger-tageblatt.de. Von Tobias Christ