Betreuung wird an Schule in Adelebsen teilweise eingestellt

Höchst unzufrieden mit der Entscheidung des Verwaltungsausschusses im Flecken Adelebsen sind mehrere Eltern. Das Gremium hatte in seiner Sitzung vom 23. April dafür votiert, die Nachmittagsbetreuung für Schüler der Heinrich-Christian-Burckhardt-Grundschule an Freitagen und in den Ferien nicht fortzusetzen. Gesichert ist demnach an der Ganztagsschule nur noch die Nachmittagsbetreuung von Montag bis Donnerstag. Diesbezüglich spricht Johanna Priggemeyer von einem „skandalösen Umgang mit den Eltern und Kindern in Adelebsen“. Svenja Meininghaus sieht in der Entscheidung einen „bemerkenswerten Vorgang“. „Das war dem Flecken schon länger lästig“: Beide Frauen sind Mütter von Kindern, die die Grundschule besuchen. „Man hat einfach ohne jegliche Information der beteiligten Eltern die kostenpflichtige Betreuung an Freitagen und in den Ferien ersatzlos gestrichen. Diese war dem Flecken schon länger lästig“, ist Johanna Priggemeyer überzeugt. Die Verwaltung berufe sich darauf, dass es kein Personal gibt. „Eine Sozialpädagogin der Schule wäre auf jeden Fall da. Das scheint aber nicht zu interessieren“, ärgert sich die 42-Jährige und führt zur Misere weiter aus: „Ich bin berufstätig und muss mir jetzt eine Alternative für den Freitag überlegen. Mein Mann arbeitet ebenfalls, wir haben hier keine Familie, die unterstützen könnte.“ Es sei schlimm genug, dass es in Adelebsen keine Wahlmöglichkeit gibt zwischen Hort und Ganztag. „Der Hort wurde mit Einführung der Ganztagsschule einfach abgeschafft“, erklärt die Mutter von zwei Kindern. „Viele mussten schon ihren Urlaub aufbrauchen“: Sie gibt auch zu bedenken: „Wir müssen jetzt schon unsere Kinder zu Hause schulisch versorgen und die Kita ersetzen. Die Betreuung in den Sommerferien stellt für die Betroffenen ein großes Problem dar - viele mussten ihren Urlaub aufbrauchen und haben keine andere Möglichkeit für den Sommer.“ Viele Eltern, sagt sie, bräuchten das bisherige Konzept für die Vereinbarung von Beruf und Familie. Familie sei in Adelebsen offenbar nicht interessant genug, findet Johanna Priggemeyer. Und das Coronavirus helfe vieles durchzusetzen... „Diese Situation haben wir nicht gewollt“: Der Bürgermeister des Flecken Adelebsen, Holger Frase (SPD), erklärt die Entscheidung in der Tat mit personellen Problemen, die nicht neu seien, sich jetzt aber durch den Weggang einer Fachkraft zuspitzen würden. Deswegen gebe es mit den Eltern seit Jahren lediglich Jahresverträge. Die aktuellen Verträge laufen am 31. Juli aus - mitten in den Sommerferien. „Das ist eine Situation, die wir nicht wollten. Es ist leider so: Freitagnachmittag will keiner arbeiten“, versichert Frase. Die Entscheidung im Verwaltungsausschuss sei deshalb jetzt gefallen, um den Eltern frühzeitig Planungssicherheit zu geben. „Eine Maßnahme zur absoluten Unzeit“: Mit diesem Argument kann Svenja Meininghaus nichts anfangen. „In der Folge stehen die Kinder von berufstätigen Eltern nun am Freitagnachmittag sowie in den Ferien ohne Betreuung da. Diese Maßnahme kommt zur absoluten Unzeit“, hält die 34-Jährige fest und argwöhnt, dass die Verwaltung einfach keine Lust habe, Mitarbeiter zu suchen. In der jetzt wegfallenden Gruppe der betreuten Kinder seien Eltern in systemrelevanten Berufen, unter anderem alleinerziehende Mitarbeiter der Göttinger Universitätsklinik. Für sich und ihren siebenjährigen Sohn hält sie fest: „Den Wegfall der Betreuung kann ich nicht kompensieren.“ Die Großeltern seien bereits verstorben oder sehr schwer erkrankt. „Familien, die in der Coronazeit aus dem letzten Loch pfeifen, wird so das Genick gebrochen. Arbeitstätigkeiten, insbesondere von Frauen und gerade auch im systemrelevanten Bereich werden unmöglich gemacht“, erklärt die Staatsanwältin ihr absolutes Unverständnis. Verwaltung auf Suche nach Personal: Bürgermeister Frase relativiert: „Die Verwaltung hat jetzt die Aufgabe, die Betreuung in den Ferienzeiten abzusichern.“ Akut werde das Problem erst mit Beginn der Herbstferien, wenn bis dahin kein Personal gefunden werden konnte. Die Grundschule besuchen rund 200 Kindern, die Hälfte von ihnen ist für eine Ganztagsbetreuung angemeldet. Der Ganztag wird von Montag bis Donnerstag von 13 bis 15.30 Uhr angeboten. In der außerschulischen Betreuung (Freitag 13 bis 15.30 Uhr und in den Ferien) gibt es maximal 30 Plätze. „In der Ferienbetreuung sind 28 Mädchen und Jungen, 17 Kinder nutzen am Freitag das Angebot“, erklärt Frase. Und für diese 17 Kinder und ihre Eltern? „Da gibt es keine Idee“, räumt er ein. „Eltern sind auf die Betreuung angewiesen“: Am Montag, 4. Mai, tagte der Vorstand des Schulelternrates (SER). Nach der Sitzung teilte das Gremium mit: „Wir stehen in dieser Sache hinter den Eltern. Wir werden aus diesem Grund an die Gemeinde herantreten, um ein aus unserer Sicht zwingendes Überdenken der Maßnahme zu erreichen. Die betroffenen Eltern, aber auch Eltern künftiger Schulkinder sind dringend auf die Fortführung der Betreuung angewiesen. Der SER-Vorstand sieht aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage eine unbedingte Notwendigkeit der Fortführung der außerschulischen Betreuung in ihrem jetzigen Umfang.“ Frage an den Bürgermeister: Kann denn niemand von den Kollegen an der Schule die Betreuung übernehmen? „Die anderen Mitarbeiterinnen haben die nötige Fachkompetenz leider nicht. Darum kriegen wir somit auch keine Betriebserlaubnis zum Betreiben der außerschulischen Betreuung. Ich benötige Fachpersonal, das momentan sehr rar ist“, lautet seine Antwort. Der Autor ist per Email zu erreichen unter u.meinhard@goettinger-tageblatt.de Lesen Sie auch: Duderstadt und Adelebsen setzen Kita-Gebühren aus Gemeinde Seulingen hofft auf Genehmigung des Bauantrags für Erweiterung des Kindergartens Nach der Corona-Zwangspause: Ab Montag gehen auch Viertklässler wieder zur Schule Von Ulrich Meinhard

Personalmangel - Betreuung wird an Schule in Adelebsen teilweise eingestellt