Fleckenrat Adelebsen stellt Windenergiepläne des Landkreises vor

Der brisanteste Punkt steht nicht auf der Tagesordnung des Fleckenrates Adelebsen, der zu seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 25. März, um 18.30 Uhr, in der Adelebser Sporthalle zusammentrifft. Es geht um Windkraft, genauer: um die Ausweisung spezifischer Gebiete im Bereich des Fleckens für den Bau von Windrädern. Diese sind nämlich im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Göttingen aufgeführt. Dazu will Bürgermeister Holger Frase (SPD) zu Beginn der Sitzung den Sachstand mitteilen. Bis es soweit ist, das Thema konkret auf eine Tagesordnung zu hieven, sei es aber noch ein weiter Weg, betont er. Denn der Landkreis habe erst vor wenigen Tagen die Frist zur Durchsicht des 260 Seiten starken Pamphlets von 30. April auf den 31. Juli verlängert, erläutert Frase. Begründung: „Aufgrund des Umfangs und der Komplexität des Themas, und um den besonderen Bedingungen eines solchen Ver-fahrens in der Corona-Pandemie Rechnung zu tragen, wird der Zeitrahmen für die öffentliche Beteiligung ausgeweitet“, schreibt der Landkreis. Und weiter: „Die Anregung für die Ausweitung des Zeitrahmens haben die Städte und Gemeinden des Landkreises Göttingen gegeben. Deren Verwaltungen und politischen Gremien befassen sich derzeit intensiv mit dem Entwurf und sind auf ausreichend Zeit für Beratungen unter den derzeit erschwerten Bedingungen angewiesen.“ Gleiches gelte für andere Institutionen und Personen, deshalb gelte die Fristverlängerung für alle Interessierten gleichermaßen. „Unsere Verwaltung hat die Dokumente etwa zur Hälfte durchgearbeitet“, sagt Frase. Lesen Sie auch Windkraft in Göttingen: Was kostet das eigentlich? Landkreis Göttingen: Feinschliff am ersten einheitlichen Entwicklungsplan Landkreis Göttingen: Windenergie wird Konfliktpunkt im Raumordnungsplan sein Rosdorf möchte Gebiet für Windkrafträder ausweisen Vorrangfläche für Windenergie im Flächennutzungsplan: Duderstadt muss Planung überarbeiten Erst genau damit vertraut machen: Er und seine Bürgermeisterkollegen hätten sich bereits dafür ausgesprochen, die Themengebiete einzeln in den Ortsräten zu bearbeiten und schließlich eine Stellungnahme abzugeben. Denn: „Die Themen sind unheimlich komplex.“ Also wolle man sich damit erst ganz genau vertraut machen, bevor man eine Stellungnahme an den Landkreis zu den einzelnen Vorhaben abgebe. Doch worum geht es im Fall des Fleckens Adelebsen genau? Im RROP sind drei Flächen auf dem Gebiet als Vorrangfläche für Windenergie ausgewiesen. „Eigentlich sind es aber fünf“, betont der Bürgermeister. Denn eine Fläche teile sich der Flecken mit dem Gebiet der Samtgemeinde Dransfeld, sie wird zur letzteren gezählt. Und auf einer weiteren Fläche seien die Genehmigungen für den Windradbau nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz schon erteilt worden. Der nächste Schritt dort sei die Aufstellung eines Bebauungsplans, sagt Frase. Benötigte Fläche „gigantisch“: Gebaut werden dürften auf den Vorranggebieten Windkraftanlagen mit bis zu 240 Metern Gesamthöhe, steht in dem 111-seitigen Teil des Regionalen Raumordnungsprogramms, der sich nur mit Windenergie befasst. Die Nabenhöhe liege demnach bei 165 Metern, der Rotordurchmesser betrage 150 Meter. Allerdings seien auch kleinere Anlagen denkbar, heißt es dort weiter. Wer als Bürger seine Anregungen, Einwände oder Anmerkungen zum Regionalen Raumordnungsprogramm einbringen möchte, kann sich schriftlich an den Landkreis Göttingen, Fachbereich Bauen, Reinhäuser Landstraße 4, 37083 Göttingen, wenden. Auch per E-Mail an regionalplanung@landkreisgoettingen.de ist ein formloses Schreiben möglich. „Am besten mit Begründung“, sagt Adelebsens Bürgermeister Holger Frase. Die Stellungnahmen fließen in die Beratungen und die Beschlussfassung zum RROP im Kreistag des Landkreises Göttingen ein. Das komplette Raumordnungsprogramm steht zudem auf der Internetseite des Landkreises zum Download bereit. „Wir sind nach der Samtgemeinde Gieboldehausen das am zweitstärksten von den Windrädern betroffene Gebiet“, berichtet Frase, die benötigte Fläche sei „gigantisch“, sie umfasst ungefähr 300 Hektar. Er habe „Verständnis dafür, dass viele Menschen diese Verwaltungsverfahren nicht verstehen“, betont er, deshalb wolle er am Donnerstag auch den derzeitigen Sachstand bekanntgeben. Schließlich seien noch viele Belange zu klären, bevor der Landkreis Göttingen über das RROP im Kreistag entscheide: So stünden noch Umweltbelange zur Diskussion, wie etwa die Betroffenheit der Verbreitungsgebiete des Rotmilans durch die Windanlagen. Von Tobias Christ