Area-3 Ost: Das ist der Stand der Planungen

Der Ausschuss für Bau-, Planungs- und Umweltthemen des Flecken Nörten-Hardenberg hat kürzlich die Empfehlung herausgegeben, den Flächennutzungs- und Bebauungsplänen für die Gewerbegebietserweiterung Area-3 Ost mit den jüngst erfolgten Änderungen zuzustimmen. Zuvor brachte Patrick Ronnenberg von der Planungsgruppe die Anwesenden auf den aktuellen Stand. Gegen die Planungen hatte es Einwände besorgter Bürger gegeben, fast 800 Unterschriften kamen bislang dabei zusammen. Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt es hier in der Übersicht. Wo wird die Erweiterung Area-3 Ost verortet? Die Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets Area 3 am Ortsausgang von Bovenden Richtung Angerstein soll auf der Ostseite der alten Bundesstraße 3 entstehen. Die Areale Süd und West sind bereits erschlossen und vermietet. Welche Firmen dürfen sich dort ansiedeln? Für das neue Gewerbegebiet wurde ein sogenannter Angebotsbebauungsplan erstellt. Darin ist festgelegt, dass keine Logistik- oder Einzelhandelsunternehmen Flächen kaufen können. Das solle unter anderem den Verkehr entlasten und für eine bessere Klimabilanz sorgen. Mietflächen gibt es keine: Die einzelnen Grundabschnitte sollen verkauft werden. Weshalb wurde ein Zweckverband gegründet? Es ist ein ungewöhnlicher Zusammenschluss zwischen den Kommunen Bovenden und Nörten-Hardenberg: Obwohl die Erweiterungsfläche ausschließlich auf Nörtener Grund liegt, tragen sie gemeinsam die Erschließungskosten und werden sich später auch die Einnahmen aus Gewerbesteuern der angesiedelten Firmen teilen. Nötig wurde dieser Schritt, da Bovenden nicht mehr über freie Flächen für Gewerbegebiete verfügte. Hintergrund des Deals: Nörten konnte die Ackerfläche nur von der Klosterkammer Niedersachsen bekommen, weil Bovenden der Landesbehörde im Gegenzug eine andere Fläche anbieten konnte. Welche Vorteile bietet die kommunale Verwaltung des Gebiets? Die Gewerbesteuereinnahmen fließen zum Teil nach Bovenden, teils nach Nörten-Hardenberg. Für beide Kommunen bedeutet dies also eine Steigerung der Finanzmittel. Außerdem können die Ortschaften selbst entscheiden, wer sich unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen dort niederlassen darf. „Die Gemeinden entscheiden, wer dort hinkommt“, brachte es Heinz Brandt (SPD) auf den Punkt. „Ich hoffe, dass beide Gemeinden so viel Sitzfleisch haben, dass sie eine gute Auswahl treffen“, fuhr der Ausschussvorsitzende fort. Es werde ein „zukunftsweisendes Gewerbegebiet“ für beide Orte. Das werde einige Zeit dauern: „Es wird Jahre dauern, um das Gebiet zu entwickeln.“ Ein weiterer großer Bonus sei die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Standorte Nörten-Hardenberg und Bovenden würden so nicht nur wirtschaftlich attraktiver. Wie groß ist das Areal? Die gesamte Fläche umfasst 17 Hektar Land, das bebaut werden kann. Derzeit gibt es dort nur eine große Ackerfläche. „Dieses Gebiet stellt keine besondere Wertigkeit dar“, meinte Brandt und erntete dafür ein „Frechheit“ aus den Reihen der während der Sitzung zuhörenden Bürger. Wie sieht der Zeitplan aus? Bovendens Bürgermeister Thomas Brandes teilt auf Anfrage mit, dass sich die Bauleitplanung in der Beschlussfassung befindet. Der Satzungsbeschluss sei für Ende Mai 2020 vorgesehen. Parallel dazu laufe das Vergabeverfahren für die Projektbetreuung und die Ingenieurleistungen für die Erschließungsplanung. Es könne frühestens im Herbst 2021, „wahrscheinlicher aber im Frühjahr 2022“ zu ersten Baumaßnahmen von Gewerbebetrieben kommen. Ende 2015: Die Gemeinden Bovenden und Nörten-Hardenberg fassen erste Überlegungen zur Zusammenarbeit, um das Gewerbegebiet Area-3 zu erweitern. Bovendens Bürgermeister Thomas Brandes wird ermächtigt, die rechtliche, plantechnische und finanzielle Durchführbarkeit zu prüfen. Ein ähnlicher Beschluss wird in Nörten im Frühjahr 2016 gefasst. 2016/2017: Die Idee wird weiterentwickelt und konkretisiert. Gespräche mit der Klosterkammer, die Eigentümerin des Grundstücks ist, werden geführt und Fördermöglichkeiten gesucht. Rechtliche Möglichkeiten einer interkommunalen Zusammenarbeit werden geprüft. Die Entscheidung, einen Zweckverband zu gründen, wird gefasst. August 2017: Die mittlerweile erstellte Verbandsordnung wird den politischen Gremien vorgestellt. Das Dokument soll mit der Kommunalaufsicht abgestimmt werden. 8. Juni 2018: Der Rat der Gemeinde Bovenden beschließt die Gründung des Zweckverbandes. 28. August 2018: Nörten-Hardenberg fasst den Beschluss zur Gründung des Zweckverbandes. 15. November 2018: Beide Gemeinden unterzeichnen die Zweckverbandsordnung. 22. November 2018: Die Kommunalaufsicht genehmigt die Ordnung. Oktober 2019: Die ersten Entwürfe und Planungen werden ausgelegt, ein Eingabeverfahren mit Bürgerbeteiligung gestartet. Dezember 2019: Das zweite Eingabeverfahren startet. 9. März 2020: Der Bauausschuss der Gemeinde Nörten-Hardenberg spricht eine Empfehlung an den Verwaltungsausschuss aus, die Planungen weiter voranzutreiben. Welche Bedenken gibt es vonseiten der Bürger? Während der zweiten Öffentlichkeitsbeteiligung gingen von Bürgern 19 Eingaben zum Flächen- und 36 zum Bebauungsplan ein, „viele Punkte wurden mehrmals genannt“, sagte Ronnenberg während seiner Präsentation. „Umfangreiche Unterlagen haben viele Änderungen erforderlich gemacht“, bestätigte Brandt. Kritik zum Prüfverfahren, die aus der Bevölkerung laut wurde, wies der Ausschussvorsitzende zurück: „Jede Eingabe wurde bearbeitet.“ Die meistgenannten Belange hätten Umwelt- und Landschaftsschutz, Verkehr und Baukultur betroffen. Die Eingaben seien unter anderem im Umweltbericht geprüft worden, so Ronnenberg. Lediglich die geschützte Feldlerche sei von den Veränderungen betroffen und müsse umgesiedelt werden. Für Natur- und Landschaftsveränderungen, die im Rahmen der Gebietserschließung vorgenommen werden, sei eine sogenannte „Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahme festgestellt“ worden. Für die Firmen, die sich dort ansiedeln, werde es Auflagen geben, hieß es weiter. So werde etwa eine Dachbegrünung vorgeschrieben, weitere Begrünungsstrategien sind ebenfalls im Plan enthalten. Dass sich die Landschaft verändere, sei „von vornherein klar“ gewesen, sagte Brandt. Was der Natur an diesem Platz genommen wird, werde ihr an anderer Stelle wiedergegeben: „Erhebliche Beeinträchtigungen in der Landschaft werden beziffert und müssen im Rahmen des Grünausgleichs berichtigt werden“, erläuterte Nörtens Ortsbürgermeisterin Susanne Glombitza (parteilos). Was im Bebauungsplan nicht ausgeglichen werden könne, müsse andernorts aufgewertet werden, damit sich Tiere dort ansiedeln können. Die Gemeinden hätten ökonomische und ökologische Interessen untereinander und gegeneinander abwägen müssen. „Wir müssen das Große und Ganze betrachten“, sagte die Bürgermeisterin. Der Umweltaspekt sei umfangreich geprüft worden und nehme großen Raum ein. Für diese Prüfungen müsse man sich ebenso wie bei den angenommenen Emissions- und Schallwerten auf Gutachten verlassen, ergänzte Brandt. „Wenn ein Thema in diesen Gutachten als nicht relevant angesehen wird, müssen wir das glauben.“ Was wird den Verwaltungen vorgeworfen? Den Gemeinden wurden einige Vorwürfe gemacht. So hatte sich Nörten-Hardenberg über einen Ortsratsbeschluss aus Angerstein, der das Baugebiet ablehnt, hinweggesetzt. Damit wurde die Protestwelle erst richtig entfacht. Außerdem sei eine Beschwerde an die Kommunalaufsicht eingegangen, in der den Verwaltungen Verfahrensfehler vorgeworfen worden. Die Behörde konnte jedoch keine Fehler feststellen. „Die rechtlichen Bestimmungen wurden alle eingehalten“, sagte Brandt. „Uns wird immer wieder vorgeworfen, gesetzwidrig zu handeln“, schloss sich Glombitza an, „das tun wir aber nicht.“ Lesen Sie auch: Widerstand gegen Area-3 Ost wächst Ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Nörten-Hardenberg und Bovenden Von Tobias Christ

Gewerbegebiet - Area-3 Ost zwischen Nörten-Hardenberg und Bovenden: Das ist der Stand der Planungen