Landkreis Göttingen: Erwachsenenbildung wird in Coronazeiten gefördert

Die öffentlich geförderten Einrichtungen der Erwachsenen- und Weiterbildung sind von der Corona-Pandemie hart getroffen worden. Um wirtschaftlich besonders gefährdete Bildungsstätten vor der Zahlungsunfähigkeit zu retten, hat die Landesregierung 5,5 Millionen Euro bereitgestellt. Darüber informiert der Duderstädter Landtagsabgeordnete Thomas Ehbrecht (CDU). Auch Einrichtungen im Landkreis Göttingen profitierten von den Hilfen. Arbeitnehmer haben nach Angaben des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur grundsätzlich Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr. Dabei handelt es sich um bezahlte Freistellung für die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen nach dem Niedersächsischen Bildungsurlaubsgesetz. Den gleichen Anspruch haben auch Auszubildende und Personen in arbeitnehmerähnlicher Stellung sowie Beschäftigte in Werkstätten für Behinderte. Voraussetzung ist, dass die Bildungsveranstaltung als solche von der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung anerkannt wurde. Aufgrund der aktuellen Situation hat nun das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur genehmigt, Bildungsurlaubsangebote bis zum 30. Juni als Online-Kurse durchzuführen. Auch die Heimvolkshochschule (HVHS) Mariaspring in Bovenden erhielt Fördergelder aus dem Programm. Die HVHS bietet mehrtägige Kurse an. Unter dem Motto „Leben und Lernen unter einem Dach“ lernen die Kursteilnehmer nicht nur in der HVHS, sondern essen und übernachten dort auch. Wegen dieses besonderen Konzepts mussten viele Kurse absagt werden. HVHS Mariaspring erhält 166000 Euro in erster Runde: „Das Förderprogramm des Landes beinhaltet drei Runden“, erläutert Boris Brokmeier, Leiter der HVHS. In der ersten Runde profitierte seine Einrichtung genau wie die andere HVHS, die Übernachtungen anbieten, denn diese litten maßgeblich unter den Corona-Maßnahmen und dem Beherbergungsverbot. 166000 Euro erhielt die HVHS Mariaspring in der ersten Runde. „Diese benötigten wir auch dringend durch den Umsatzausfall“, sagt Brokmeier. Anfallende Fixkosten mussten bezahlt werden. Im Dezember erhielt die HVHS Mariaspring in einer zweiten Runde 15000 Euro für die Finanzierung digitaler Austattung. Durch das Übernachtungsverbot waren die 70 Betten in der Einrichtung zeitweise nicht belegt. Im Sommer und Herbst konnten die Verantwortlichen zwar einige Angebote erarbeiten, denn einige Seminare für Bildungsurlaube durften stattfinden. Dazu konnten sich Arbeitnehmer anmelden, die Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr haben. Internationale Kooperationsprojekte fielen jedoch coronabedingt aus oder wurden online ausgerichtet. Nicht stattfinden konnten im Jahr 2020 auch Seminare mit Auszubildenden von Volkswagen und anderen großen Firmen. Kurzarbeit und Förderungen von Land und Bund: Durch Kurzarbeit sowie Hilfe von Bund und Ländern kompensierte die HVHS die Ausfälle. Doch auch im Januar gibt es keine Veranstaltungen. „Wir hoffen, dass es ab Februar und vor allem nach Ostern wieder weitergeht. Bis dahin müssen wir durchhalten“, so Brokmeier. 35 Mitarbeiter sind in der HVHS in der Hauswirtschaft, Verwaltung und als Pädagogen beschäftigt. Die Volkshochschule mit Sitz in Göttingen, Duderstadt, Osterode und Hann. Münden bietet seit Ausbruch der Coronapandemie vorwiegend online Seminare an. Sie bietet die Möglichkeit, neue Rezepte zu erlernen oder in Video-Konferenzen Englisch zu sprechen. Von den 5,5 Millionen vom Land profitiert die VHS jedoch nicht. Volkshochschule profitiert nicht von Auszahlungen: „Die Förderung war an Bedingungen geknüpft, die wir nicht erfüllen konnten“, sagt der Prokurist der VHS, Thomas Krispin. „Dafür haben wir als Überbrückungshilfen sogenannte SodEG-Mittel beantragt“, sagt er. Dabei handele es sich um Unterstützungshilfen nach dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz. Außerdem seien die Einnahmen durch die Online-Kurse hilfreich gewesen. Bis Ende Januar müssten die Kurse zunächst auch verstärkt digital ausgerichtet werden. Bis kurz vor Weihnachten war die VHS darum bemüht, Kurse wie Sprach- und Integrationsangebote auch mit Präsenz auszurichten. „Die Teilnehmer haben sich in zwei Räume aufgeteilt“, erklärt Krispin. „Klassische Angebote, wie Sport- und Bewegungskurse sind wiederum zurückgegangen – das gilt für alle Volkshochschulen.“ Lesen Sie auch: Dozenten der VHS Duderstadt unterrichten online „Die Landesregierung steht zur Erwachsenen- und Weiterbildung. Die Einrichtungen spielen eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. In Krisenzeiten konnten wir immer auf sie zählen, etwa bei der Integration der Flüchtlinge und Migranten“, so Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU). „Ohne die zusätzliche Hilfe vom Land könnten einige unserer Bildungsstätten diese schwierige Zeit kaum überstehen“, sagt der Vorsitzende des Niedersächsischen Bundes für freie Erwachsenenbildung, Gerhard Wegner. Von Anja Semonjek