Situation in den Gemeinden während Coronavirus Gemeindebuergermeister

Bundesweit hält das Coronavirus die Menschen buchstäblich gefangen. Auch in Südniedersachsen stehen die Uhren ein Stück weit still – das Tageblatt hat diese Zeit genutzt, um in den Gemeinden bei den Bürgermeistern nachzufragen, wie sich die Situation direkt vor ihrer Haustür darstellt. Erfreulich: Die Gemeindebürgermeister zeigen sich unisono beeindruckt vom Zusammenhalt der Menschen und richten Dank an medizinische Fachkräfte. Ihr einheitlicher Appell, unabhängig vom Parteibuch, lautet: Wir müssen als Menschen solidarisch zusammenrücken und räumlich Distanz halten. Mathias Eilers (SPD),Samtgemeindebürgermeister Dransfeld: „Zu der Corona-Thematik kann ich sagen, dass es gut ist, dass ein Großteil unserer Einwohnerinnen und Einwohner den Ernst der Lage erkannt hat und sich an die Empfehlungen und Regeln hält. Unsere Geschäftsleute haben ihre Läden geschlossen beziehungsweise entsprechende Maßnahmen zum Schutz durchgeführt. Schön, dass sich auch viele Menschen angeboten haben zu helfen. Diese nehmen wir, wenn nötig, gerne an. Nicht verständlich ist das Hamstern bei einzelnen Produkten. Hier haben die Händler mittlerweile auch Maßnahmen ergriffen. Angesichts dieser Lage tritt natürlich alles andere derzeit in den Hintergrund. Besonders liegt bei uns aber nach wie vor die Versorgung mit bedarfsgerechten Kindergartenplätzen im Fokus. Ein weiterer Schwerpunkt ist auch die Versorgung mit dringend benötigtem Wohnraum. Hier haben wir einen großen Nachfragedruck, dem wir durch Innenentwicklung und maßvolles Ausweisen neuer Baugebiete begegnen wollen. Finanziell sind wir zwar derzeit solide aufgestellt, aber die derzeitigen Entwicklungen werden sicher auch Auswirkungen auf unsere Haushalte haben.“ Susanne Glombitza (parteilos), Bürgermeisterin des Flecken Nörten-Hardenberg: „Zurzeit dreht sich überwiegend alles hier in der Gemeinde um das Virus. Wir versuchen als Gemeinde in erster Linie die Bürgerinnen und Bürger über unsere Homepage, die Ratsmitglieder, die Ortsbürgermeister, 14-Tage Nörten sowie die sozialen Medien ständig auf dem Laufenden zu halten. Die Verwaltung ist geschlossen, ein Teil der Mitarbeiter ist im Homeoffice, wir tauschen alle zwei Wochen die Kollegen aus. Anliegen der Bürger versuchen wir telefonisch und per Mail zu regeln. Persönliche Besuche sind auf dringende Fälle beschränkt worden. Ich habe den Eindruck, dass viele die Situation erkannt haben. Einige leider noch nicht. In den Geschäften geht man respektvoll miteinander um. Es gibt bei uns Fragen zur Versorgung mit Lebensmitteln. Hier versuchen wir als Verwaltung zu beruhigen. Die Versorgungslage ist nach Auskunft aller offiziellen Stellen gesichert. Mein Dank gilt den Beschäftigten in der Lebensmittelbranche. Insgesamt hoffen wir, dass sich alles so bald wie möglich beruhigt. Dass die Menschen in der Region sich an die Kontaktbeschränkungen halten, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Hier kann man nur an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger appellieren. Ich wünsche mir sehr, dass viele Bürgerinnen und Bürger gesund bleiben.“ Rolf-Georg Köhler (SPD),Oberbürgermeister der Stadt Göttingen: „Die Lage ist ernst, das muss inzwischen allen klar sein. Die allermeisten Göttingerinnen und Göttinger wissen, worauf es jetzt ankommt: Direkten Kontakt zu anderen vermeiden, Abstand halten und möglichst zu Hause bleiben. Damit schützt man sich und andere. Denn vor allem bei älteren Menschen oder Menschen mit Krankheiten wie Asthma oder Krebs könne die Infektion mit dem Virus schlimme Folgen haben“, erklärt Köhler, mehr denn je sei jetzt Solidarität von allen notwendig. „So hart die Absage von Veranstaltungen für die Bevölkerung, aber auch für die Veranstalter selbst ist, müssen wir uns alle verdeutlichen: Nur durch solche Maßnahmen haben wir eine Chance, die Übertragungskette zu verlangsamen. Je besser uns dies gelingt, desto weniger Schwerkranke wird es zur gleichen Zeit geben. Nur so kann es gelingen, eine ausreichende Versorgung in den Krankenhäusern zu bieten. Bitte helfen Sie mit!“ Holger Frase (SPD), Bürgermeister im Flecken Adelebsen: „Das Thema Corona nimmt auch in unserer Verwaltung einen großen Raum ein. Aber wir beschäftigen uns auch mit anderen Gegenständen. Etwa mit unseren dringendsten drei Baustellen: die Baumaßnahmen in der Grundschule, im Bürgerpark und in der Sporthalle. Unsere Verwaltung bekommt ständig neue Verfügungen zugestellt, die wir umsetzen müssen. Am Freitagabend habe ich die Nachricht bekommen, dass die Cafés und Restaurants nun auch schließen müssen. Somit mussten wir unsere zwei Vollstreckungsbeamten losschicken, damit sie die Nachricht an die Betroffenen weiterleiten. Im Rathaus arbeiten wir derzeit in einem rollierenden System. Das heißt, dass eine Hälfte der Belegschaft von zu Hause arbeitet, während die andere ins Büro geht. So wollen wir vermeiden, dass wir uns gegenseitig mit dem Virus anstecken.“ Thomas Brandes (SPD), Bürgermeister des Flecken Bovenden: „Die Mitarbeiter des Bovender Rathauses beschäftigen sich derzeit voll und ganz mit dem Thema Corona. Zum einen arbeitet unser Ordnungsamt mit Volldampf, um die Vorschriften auszuführen: Geschäfte müssen geschlossen werden und das Entstehen von Menschenmassen verhindert. Viele Unternehmer in der Region sind besorgt: Sie fürchten sich vor der Insolvenz. Ich hoffe, dass der Bund bald Bescheid gibt, wie diese Hilfe genau aussieht. Beeindruckt habe ich beobachtet, wie sich die Gemeinde in Bovenden solidarisch zeigt. Die Menschen, die in Zeiten der Krise geschützt werden müssen, sind die Alten und Kranken. Schnell boten die Bewohner ihre Hilfe an, um diesen Menschen zu helfen – indem sie etwa Botengänge zum Supermarkt erledigten. Wir, das Rathaus Bovenden, stehen als Anlaufstelle für Bedürftige zur Verfügung. Hier und da sieht man noch Menschengruppen auf der Straße stehen. Daher geht mein Appell an die Vernunft der Menschen: Wir müssen die Infektionskette unterbrechen und uns an die Vorschriften halten.“ Sören Steinberg (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Rosdorf: „Momentan kommen einige Dinge zu kurz, weil wir im Zuge der Corona-Krise Gremiensitzungen absagen müssen, zum Beispiel des Bau- und Finanzausschusses. Bau- und Gewerbegebiete, finanzielle Themen – das muss alles auf Mai, Juni oder wann auch immer verschoben werden. Die meisten Menschen in Rosdorf haben Verständnis für die drastischeren Maßnahmen der vergangenen Tage. Denn mit diesen Maßnahmen könnten wir ja auch langfristig schneller wieder alles öffnen. Rückmeldungen wegen Beschwerden kommen bei mir gar nicht an. Mit so viel Geduld hatte ich nicht gerechnet. Und die Rosdorfer zeigen Solidarität: Mehr als 100 Leute aus der Gemeinde haben sich bei Facebook zusammengefunden, um anderen zu helfen. Die Gemeinde koordiniert, unterstützt und vermittelt jetzt: Wer Hilfe braucht, kann sich melden.“ Arne Behre (SPD), Samtgemeindebürgermeister Radolfshausen: „Unsere Themen derzeit sind Corona, Corona, und danach kommt Corona. Wir versuchen, unsere Verwaltung aufrechtzuerhalten. Sitzungen der Gemeindeausschüsse werden reduziert, Ratssitzungen fallen aus. Wir versuchen, uns darauf vorzubereiten, was passiert, wenn es noch schlimmer kommen sollte – was ich mir nicht wünsche. Am vergangenen Wochenende hatten wir einen Wandertag geplant, der ist nun abgesagt. So etwas ist besonders schade, denn auf diesen Veranstaltungen habe ich sonst die Gelegenheit, auch mit älteren Mitbürgern ins Gespräch zu kommen. Momentan können wir nicht viel tun – sämtliche Besprechungen, auf denen man etwas beschließen könnte, fallen ja aus. Und wenn das Ganze vorbei ist, müssen wir uns erst einmal wieder neu sortieren und den normalen Ablauf wieder aufbauen. Ich mache mir große Sorgen um die Wilhelm-Busch-Mühle, das Brotmuseum, ebenso um alle Gewerbetreibenden. Die brauchen in diesen Zeiten Unterstützung. Aber was kommt vom Bund? Das wissen wir noch nicht. Und wir als Samtgemeinde haben nicht viele Möglichkeiten, zu helfen. Wir können nur weitervermitteln, wo es vielleicht Geld gibt. Wenn die versprochenen Hilfen nicht zeitnah fließen, wird es schwierig. Ich kann nur appellieren: Es müssen alle mitspielen.“ Manfred Kuhlmann (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Gleichen: „Die Corona-Krise überschattet natürlich auch die Aktivitäten in Gleichen. Ich bedanke mich bei allen Menschen, die in dieser Zeit als Ärzte, Pfleger, Mitarbeiter in Lebensmittelgeschäften et cetera für uns da sind, und bitte darum, dass sich alle Menschen an die Verhaltensregeln halten und möglichst Zuhause bleiben.“ Andreas Friedrichs (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Friedland: „Auch die Gemeinde Friedland ist fest im Würgegriff des Coronavirus, aber bis jetzt ist alles auch dank motivierter Mitarbeiter, engagierter Eltern, Lehrer und guter Strukturen gerade noch handhabbar. Mein Blick geht im Moment aber auch in Richtung der vielen tapferen Kämpfer auf der medizinischen Seite, der Einzelhandel, die Betreuungskräfte in den Pflegediensten, die vielen Menschen, die um ihren Job zittern müssen, die nicht wissen, ob das Geld nächsten Monat noch für die Miete reicht. Das alles bei immer stärker zunehmender Angst vor Krankheit der Kinder, der Enkelkinder, Sorge um die Eltern und um die Großeltern. Der Druck der vielen Unternehmerinnen und Unternehmer, die alles richtig gemacht haben und jetzt ohne Schuld um ihr Unternehmen zittern müssen, ihre Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken oder sogar kündigen zu müssen. Das alles bedrückt mich sehr. In dieser Situation wird sich zeigen, ob wir eine Gesellschaft der Solidarität sind, oder ob der Egoismus sich durchsetzt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Steffen Ahrenhold (CDU), Samtgemeindebürgermeister Gieboldehausen: „Auch wenn wir immer mal Menschenansammlungen kritisieren müssen, so ist es auch an der Zeit den sehr großen Teil unserer Bürgerinnen und Bürger für den verantwortungsvollen Umgang dieser Herausforderung zu loben. Viele haben verstanden, dass sie sich in Verzicht üben müssen, vor allem für andere, die diese Mithilfe brauchen. Ich denke, dass die meisten unserer Bürgerinnen und Bürger verstanden haben, dass wir diese Situation nur gemeinsam meistern werden. Auch lobend erwähnen möchte ich unbedingt das gesellschaftliche Engagement. An zahlreichen Stellen wie unserer Nachbarschaftshilfe, unseren Seniorenobleuten, in unseren Gemeinderäten und dem Familienzentrum gab es sofort Bestrebungen für diese Menschen Besorgungen zu erledigen, damit sie zuhause bleiben können. Die Samtgemeinde versucht alle koordiniert handeln zu lassen, um möglichst vielen helfen zu können und hat ihr Werbemobil, welches sonst als MTW für die Feuerwehr eingesetzt wird, hierfür zur Verfügung gestellt. Es ist toll so viele Bürgerinnen und Bürger immer wieder in der Samtgemeinde zu haben, die für andere da sind.“ Ein Statement von Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike (FDP) lag zu Redaktionsschluss leider nicht vor. Mehr zum Thema: Corona in Göttingen: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Corona-Liveticker: Die aktuellen Entwicklungen in Göttingen und der Region Von be, ytk, tc, war, as und cb

Coronavirus - So schätzen die Gemeindebürgermeister die aktuelle Situation in ihren Gemeinden ein