Südniedersachsen: Wie man Vögel im Winter füttern sollte

„Die aktuell in unserer Region herrschenden hohen Schneelagen, kombiniert mit tiefen Temperaturen, bringen die bei uns gebliebenen Garten- und Stadtvögel in Not“, heißt es in einer Mitteilung von Max Rössner und Thomas Spieker, die im Verein „Naturscouts Leinetal“ in Südniedersachsen aktiv sind. Aber wie kann den heimischen Vögeln im Winter geholfen werden – und was ist beim Füttern zu beachten? Für eine artgerechte Fütterung seien Meisenknödel oder -ringe sowie Futtersilos gut geeignet. Diese beinhalten eine Mischung aus unterschiedlichen Samen und Körnern, so Rössner und Spieker. Eine regelmäßige Säuberung des Futterhäuschens sei zudem wichtig, sowie feuchtes Futter zu entfernen. Als Vogelfutter ungeeignet seien wiederum Brot- und Backwaren, salzhaltiges Futter, Speck oder Abfälle aus tierischen Bestandteilen, teilen die Experten mit. Die Futterplätze sollten so aufgestellt sein, dass die Vögel von Katzen nicht erreicht werden können oder so frei sein, dass sie flüchten können. Allerdings gewöhnten sich die Vögel auch an die Fütterung. Eingerichtete Futterstellen sollten daher während der Notzeit verlässig weiter betrieben werden. „Viele Vögel, die sonst Insektenfresser sind, stellen sich nun auf Körnerfutter oder Samen um“, so Spieker. Dazu nehmen sie die an den Bäumen und Sträuchern noch vorhandenen Beeren und Früchte auf oder suchen in der Baumrinde nach Nahrung. Ornithologe befürwortet ganzjähriges Füttern: „Ganzjähriges Füttern ist eine moralische Pflicht“, betont auch der Ornithologe und ehemalige Direktor der Vogelwarte Radolfzell am Max-Planck-Institut im Süden Deutschlands, Professor Peter Berthold. Vögel verheizten pro Nacht rund zehn Prozent ihres Körpergewichts. Die Körpertemperatur könne schon mal 43 Grad Celsius betragen. Wenn ein Vogel einen Tag gar nichts frisst und „leerbrennt“, würden Teile der eigenen Organe abgebaut. Den höchsten Futterbedarf haben Vögel in den Monaten Mai bis Juli, so Berthold. In den Sommermonaten seien die Tage sehr lang und die Vögel ziehen ihre Jungen auf, daher müssten sie selbst Energie tanken. Wenn sie viel fliegen, verbrauchen sie 25-mal mehr Treibstoff. Im Winter hingegen schöben sie eher eine ruhige Kugel. „Wortwörtlich übrigens. Gucken Sie sich mal eine Amsel an, die macht sich kugelrund, stellt die Federn alle auf. Die sind nicht krank, sie sparen so nur Energie“, sagt Berthold. Wer keinen Garten hat, kann auf dem Balkon eine Futterstelle platzieren. Der Ornithologe Professor Peter Berthold empfiehlt, Futtersilos für den Balkon anzuschaffen – die würden Platz sparen. Diese sollten aber nicht zu dicht an der Brüstung hängen, sondern lieber etwas weiter im Balkoninneren. „Dann regt sich der Nachbar unten nicht auf, dass zu viele Schalen von Sonnenblumenkernen bei ihm rumliegen“, so Berthold. Die Vögel seien dort auch etwas geschützter. Wer etwa im 14. Stock in einer Hochhaussiedlung auf Vogelbesuch hofft, könne jedoch lange warten. Im vierten Stock würden die Vögel wiederum scharenweise vorbeifliegen, mehr sogar als in einer Parterrewohnung – vor allem, wenn Baumkronen in der Nähe sind. Bleibt die Futterstelle leer, haben die Vogelfreunde laut Berthold nicht zwangsläufig etwas falsch gemacht. „Die Monate September, Oktober und November und bis in den Dezember hinein sind die entspanntesten für Vögel. Die Brut ist ausgeflogen, die Zugvögel sind schon weg“, erklärt er. Lesen Sie auch: Tiere und Pflanzen des Jahres: Diese sind in und rund um Göttingen zu finden Drei Futterarten gilt es zu unterscheiden, so Berthold: Zum einen reines Fettfutter wie Meisenknödel, das im Supermarkt gekauft werden kann. Zudem Streufutter mit einem hohen Anteil an feinen Getreideflocken, „Die Vorliebe dafür geht querbeet durch die Vogelgesellschaft“. Drittens: Körnermischfutter, das aus großen, mittleren und kleinen Samen besteht. Im Handel bekommt man es meist als Waldvogelfutter. „Im Sommer – anders als im Winter – haben Vögel übrigens keine Zeit, Sonnenblumenkerne zu knacken“, so Berthold. Rosinen in kleinen Mengen würden zudem gerne von Eichelhäher und Amseln gern gefressen. Futterhaus weder in der Mitte, noch im Gebüsch: „Das althergebrachte Futterhaus ist immer noch das Mittel der Wahl“, sagt Berthold. Es sollte schön groß und geräumig sein, wie etwa das „Hessische Vogelhaus“. 20 Spatzen könnten dort problemlos hineinfliegen. „Wenn man einen großen Hausgarten hat, sollte es sich weder im finstersten Gebüsch noch genau in der Mitte einer Rasenfläche befinden“, gibt Berthold einen weiteren Tipp. Das wäre für die Vögel zu riskant, um nur für ein Körnchen Futter aus dem Versteck zu fliegen. Von Anja Semonjek und Gunnar Müller mit RND