Dransfelder sind wütend über Windkraft-Pläne des Landkreises Göttingen

Nördlich von Jühnde in der Samtgemeinde Dransfeld entfalten die Pläne des Landkreises Göttingen volles Potenzial, das nach Meinung des Dransfelder Rates viel von Kabarett besitzt: Bisher sollte die Fläche östlich der Landesstraße 559 nach Dransfeld eine Windkraftvorrangfläche sein, künftig die Fläche westlich der Straße. Hintergrund ist der Schutz des Rotmilans, eine streng geschützte Greifvogelart, mit größeren Vorkommen im Raum Südniedersachsen. Östlich, führte Samtgemeindebürgermeister Eilers auf der jüngsten Sitzung des Samtgemeinderates aus, sähen die Planer des Landreises ein hohes Risiko, den Rotmilan zu gefährden, westlich ein niedriges. Entfernung der Flächen voneinander: eine Straßenbreite. Gelächter im Saal beim Anblick der Kartendarstellung. Die Flächen bei Jühnde machten beispielhaft deutlich, dass das neue Regionale Raumordungsprogramm (RROP) des Landkreises in seiner aktuellen Entwurfsform reichlich Verbesserungspotenzial aufweise, meinte SPD-Samtgemeindebürgermeister Mathias Eilers. Der hatte schon vor der Sitzung angekündigt, dass der Diskussionsbedarf hoch sein werde und dass der Entwurf dringend überarbeitet werden müsse. In der Sitzung selbst führte Eilers aus, dass man dem Rotmilan zwar mit einer gewissen Verantwortung begegnen müsse, dass die neuen Pläne des Landkreises aber „komplett über die Köpfe der Gemeinde hinweg“ entwickelt worden seien. Auch müsse man sich fragen, wie sinnvoll Pläne sein könnten, die Brutplätze berücksichtigten, die jedes Jahr anders seien. Das Vorgehen des Landkreises sei ein „Paradebeispiel dafür, wie man die Akzeptanz eines leidlich akzeptierten Vorhabens gegen Null treibt.“ Der Landkreis brauche die Akzeptanz von Windkraft und den entsprechenden Flächen aber, um das Ziel erreichen zu können, bis 2040 energieautark zu sein. Lesen Sie auch: Landkreis Göttingen: Windenergie wird Konfliktpunkt im Raumordnungsplan sein Nörten-Hardenberg trifft mit Landkreis Northeim Kooperationsvertrag zum Thema Windenergie Samtgemeinde Dransfeld Kommt interkommunale Zusammenarbeit Entsetzen im Rat über planerischen „Handstreich“: Eilers und seinen kritischen Worten gaben mehrere Ratsmitglieder mit ihren Reaktionen Recht. Klaus Ahlborn (SPD) sagte: „Es ist eine Schwierigkeit, gute Windkraftkonzepte zu finden. Ich bin 35 Jahre im Rat und war Vorsitzender des Bauauschusses. Die Karte zeigt genau das, was wir verhindern wollten. Zu sehen, dass all die Arbeit mir einem Handstreich weggefegt wird, macht keinen Spaß. Das sollte nicht hingenommen werden.“ Ähnlich ernüchtert stellte Klaus Heinemann (CDU) fest: „Viele Jahre Arbeit waren umsonst.“ Anja Bleyer (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass die Möglichkeit, dass der Landkreis unabhängig von den Planungen der Gemeinden Windvorrangflächen ausweist, bekannt war. Der Rat hat einstimmig beschlossen, das Programm „Prävention als Chance“ in einem Teil der Samtgemeinde einzuführen. In dem Programm werden die Sozialkompetenz von Kindern gestärkt und so Gewalt vorgebeugt. Das Programm strukturiert die Präventionsarbeit in Kita, Grundschule und weiterführender Schule. Teilnehmen sollen zunächst die Kitas in Bühren, Jühnde und Scheden sowie die Grundschule Scheden. Ein Ausbau ist möglich und gewünscht. 80 Prozent der Kosten trägt der Landkreis. Ebenfalls einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen wurde die interkommunale Zusammenarbeit von Dransfeld mit Staufenberg und Adelebsen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sollen so Kompetenzen gebündelt und Stundenpotenziale für wichtige Aufgaben freigesetzt werden. Vereinbart wird eine Zusammenarbeit bis Ende 2023. Erste Schwerpunkte liegen in den Bereichen Vergabeverfahren und EDV, eine inhaltliche und zeitliche Erweiterung ist möglich. Für eine lebhafte Diskussion sorgte zum Abschluss der Sitzung noch der Antrag von Ulrich Maschke (Die Linke) für ein Radwegekonzept in der Samtgemeinde. Das Thema wurde in den Bauausschuss verwiesen. Weitere Entwicklung unklar und nicht alles ist schlecht: Eilers deutete abschließend die Möglichkeit an, dass Dransfeld mit anderen Gemeinden kooperieren könnte und so vielleicht weniger Windkraftflächen nötig würden. „Wir müssen gucken, wie es wird“, sagte er. Zudem sei nicht alles am Entwurf des RROP schlecht. In der Samtgemeinde könne man von dem Entwurf so, wie er vorgelegt wurde, auch profitieren. Das RROP regelt neben der Windenergienutzung auch die Festlegung der Grundzentren, also derjenigen zentralen Orte in den Gemeinden und Samtgemeinden, an denen die Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs konzentriert wird, es steuert den großflächigen Einzelhandel über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, es steuert die Bereitstellung von regional bedeutsamen Wohn- und Gewerbeflächen und die Sicherung intakter Lebens- und Wirtschaftsräume sowie der natürlichen Lebensgrundlagen. Von Steffen Kahl