Freizeit- und Abenteuerpark: 20 Seilrutschen für den Hohen Hagen in Dransfeld

„Halligalli, Remmidemmi und Mallorca wird es dort oben nicht geben“ – Mathias Eilers versucht am Montagabend, den Ball flach zu halten und die gerade erst begonnene Diskussion um einen Abenteuer- und Freizeitpark am Hohen Hagen auch künftig sachlich zu halten. Der Dransfelder Samtgemeindebürgermeister ist zuversichtlich: „Es wird eine Lösung geben, mit der wir alle leben können“, gibt Eilers den rund 70 Besuchern, die den Stadtausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt besuchen, mit auf den Nachhauseweg. Zuvor hatten sie sich zwei Stunden lang die Pläne von Christoph Brand von der Bielefelder Schattenspringer GmbH angehört, ihre Bedenken vorgebracht, aber auch Lob ausgesprochen. So sorgen sich Vertreter von Umwelt- und Naturschutzverbänden um weitreichende Eingriffe in die teils seltene Tier- und Pflanzenwelt rund um den Gaußturm und im ehemaligen Basaltsteinbruch. Vertreter des Schullandheims und der Bildungsstätte Haus Hoher fürchten um die für ihre Angebote nötige Ruhe auf ihrem benachbarten Gelände. Dransfelder warnen vor zunehmenden Verkehr im Ort, sollte der Freizeitpark den Betrieb einmal aufgenommen haben. Andere wiederum, darunter auch die Grünen in Dransfeld, machen sich Gedanken um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der in Dransfeld noch unbekannten Schattenspringer GmbH. Was passiert, so die Frage, im Fall einer Insolvenz der GmbH? Wie wäre dann der Rückbau der Anlagen gewährleistet? Video aus dem „TreeRock – Abenteuerpark Hochsolling“: Grüne sind kritisch: Vor allem die Grünen in der Gemeinde sehen das Vorhaben am Hohen Hagen kritisch: Ingrid Linde-Schwethelm, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Samtgemeinderat, betont aber, dass die Grünen „keineswegs das Vorhaben am Hohen Hagen verhindern wollen“. Es sei aber ihre Aufgabe als Ratsleute, „alles Mögliche im Vorfeld abzuklären, um Schaden von der Steuer zahlenden Bevölkerung abzuwenden“. Und „natürlich“ hätten die Grünen Interesse an einer „für Mensch und Umwelt verträglichen Vorgehensweise“, sagt Linde-Schwethelm gegenüber dem Tageblatt. Wieder ist es Eilers, der am Montag betont: „Noch sind wir ganz am Anfang der Planung.“ In dieser frühen Phase, in der Brand erste Ideen skizziert hat, sei es zu früh, über Details zu sprechen. Viele Dinge, wie der angesprochene Rückbau, so Eilers, ließen sich später über einen städtebaulichen Vertrag regeln. Pläne für den Basaltsteinbruch: Doch was hat Brand dort oben nun tatsächlich vor? Er preist sein Vorhaben in Dransfeld als „herausragendes Freizeit- und Abenteuerangebot für Familien, Jugendliche und Gruppen“ an. Dabei soll ein Seilrutschenparcours das zentrale Element bilden. Aus rund 20 Seilrutschen soll der Parcours bestehen. „Es könnten noch mehr werden“, sagt Brand. Noch sammele er Ideen. Brand kündigte aber an, schon bald die Pläne zu konkretisieren. Auch damit die Gemeinde mit den notwendigen Planungsverfahren weitermachen kann. Die Rutschen mit einer bislang geplanten Länge von zusammen 4000 Metern sollen nach Brands Auskunft eine Länge zwischen 30 und 500 Meter haben und über das Steinbruch-Gelände führen. Ausgangspunkt der Rutschen soll der Gaußturm werden. „Der Turm hat Potenzial“, sagt Brand. Er sieht ihn als „wichtigstes Alleinstellungsmerkmal“. Der Gaußturm, so Brands Vorstellung, soll der Startpunkt für die Angebote im Park sein. Dort könnten die Kasse, ein Büro, Materialausgabe und Räume, in denen die Einweisungen für Besucher stattfinden sollen, entstehen. Ebenfalls seien ein Imbiss und Toiletten am Turm geplant. Ideen für weitere Ausbaustufen: Ideen für weitere Parkangebote hat Brand ebenfalls schon. Sie könnten in weiteren Ausbaustufen gebaut werden. Dazu gehören: einzelne Hochseilelemente speziell für Gruppenangebote und insbesondere für Gäste im Haus Hoher Hagen, Wallrunning und Freefallsprung vom Gaußturm, eine so genannte mehr als einen Kilometer lange Flyline, eine Abenteuerbrücke, ein Naturerlebnispark mit dem Schwerpunkt und Geologie sowie diverse Rutschen, „um auch Familien mit kleineren Kindern anzusprechen“, erläutert Brand. Flyline in Oberwiesenthal: Für die Besucher will Brand die vorhandenen Parkplätze nutzen und gegebenenfalls weitere Plätze in Richtung des Turms einrichten. Auf dem Gelände das Parks sollen „vorwiegend“ vorhandene Wege genutzt werden. Sitzgelegenheiten für die Besuche sollen geschaffen werden. „Von der Gemütlichkeit lebt so eine Anlage“, sagt Brand. Er sichert zu, dass das Gelände weiterhin für Besucher „zu durchwandern“ sei. Eilers betont, dass Brand das Gelände nicht kaufen werde. Brand rechnet mit rund 45.000 Besuchern pro Jahr. Bei geplanten rund 180 Öffnungstagen – von Ostern bis zu den Herbstferien – wären das 250 pro Tag. Mit Eintrittspreisen zwischen 20 und 30 Euro rechnet Brand. Die Investionskosten für die erste Ausbaustufe beziffert er irgendwo zwischen 500.000 und eine Million Euro. Aus Landschaftsschutz entlassen: Die erste Hürde hatte der geplante Freizeitpark bereits im Juli genommen. Der Göttinger Kreistag hatte mehrheitlich einer Änderung des Landschaftsschutzgebietes „Weserbergland – Kaufunger Wald“ zugestimmt. Am Montag warnte ein Besucher der Ausschusssitzung, nicht schon in dieser frühen Phase das Vorhaben mit Detailfragen zu zerreden. Er begrüße das Konzept ausdrücklich. Ein anderer glaubt, dass das Projekt zu Dransfeld passe. Es sei ein „belebendes Element“ auch für Freibad und Campingplatz. Hier setzt auch Samtgemeindebürgermeister Eilers an. Er sieht den Park als möglichen neuen touristischen Ankerpunkt in Südniedersachsen, der Vorteile für den hiesigen Tourismus bringen kann, weil die Menschen länger in der Region verweilen würden. „Früher war der Gaußturm einmal Anziehungspunkt“, sagt Eilers. Heute gehöre er eher zu den „lost places“. Sie erreichen den Autor unter: E-Mail: m.brakemeier@goettinger-tageblatt.de Twitter: @soulmib Lesen Sie auch Dransfeld: Investor stellt Pläne für Freizeitpark am Hohen Hagen vor Freizeitpark in Dransfeld: BUND kritisiert Planungen für den Hohen Hagen Dransfeld: Neue Pläne für Freizeitpark in ehemaligem Steinbruch Hoher Hagen bei Dransfeld Neuer Anlauf bei der touristischen Weiterentwicklung Von Michael Brakemeier