Verkauf nach 34 Jahren: Was wird aus dem Campingplatz in Dransfeld?

Der Campingplatz unterhalb des Hohen Hagen in Dransfeld ist eine Institution. Bernd Lesser und seine Ehefrau Jutta betreiben das Gelände seit bald 35 Jahren. Doch jetzt soll Schluss sein. In diesem Jahr feiert Bernd Lesser seinen 70. Geburtstag, der Platz soll verkauft werden. Mehrfach sei das Gelände ausgeschrieben worden, erklärt er. Den Zuschlag habe schließlich die Regenbogen AG in Kiel erhalten, sagt Lesser. Der Vertrag sollte am 24. März unterschrieben werden, doch dann kam die Corona-Krise. Jetzt sollen die Unterschriften im Juni unter den Vertragstext gesetzt werden. 70 Bewerber von 80 gestrichen: Lesser will allerdings nicht sofort aussteigen. Bis Februar oder März bleibe er „als Angestellter oder Berater“, sagt er – „vielleicht auch länger. Ich lasse sie doch nicht im Regen stehen.“ 80 Bewerber hatten sich auf die Ausschreibungen gemeldet, berichtet Lesser. „70 konnten wir gleich streichen.“ Einige hätten gedacht, das können man nebenher als Rentner betreiben, andere hätten gemeint, sie könnten das Gelände für 50000 Euro kaufen. Doch immerhin gehe es um zwölf Hektar Land, drei Sanitärgebäude, zwei Restaurants und einen Minimarkt. Über die Kaufsumme will Lesser nichts sagen. Nur so viel: „Da kommst du mit einer Million Euro nicht hin.“ Auch Professionalität hatte Lesser beim Verkauf im Blick. „Wenn du das heute machen willst, musst du mindestens Tourismus studiert haben.“ Neuer Betreiber aus Kiel: Das Personal wird laut Lesser von den neuen Betreibern, der Regenbogen AG, übernommen. Das habe er ebenso vertraglich abgesichert wie die Zusicherung, dass sich an der Ausrichtung des Campingplatzes nichts ändern wird – „höchstens zum Positiven“. Zwei Wochen lang hatten Mitarbeiter der künftigen Eigentümer bereits in Dransfeld mitgearbeitet, sagt Lesser. „Die kaufen doch nicht die Katze im Sack.“ Etwa 40000 Euro hat Lesser in der Wintersaison noch investiert in den Spielplatz, der komplett erneuert worden sei. Zudem seien viele Wege erneuert worden. Er wolle den Platz „ohne Investitionsstau übergeben“. Infos aus erster Hand: Die coronabedingte Schließung seiner Anlage habe er gut überstanden, meint Lesser. „Wir haben gut gewirtschaftet und über Jahre Rücklagen angespart.“ Kollegen riefen jetzt bei ihm an, die er gerne berate. „Ich bekomme die Informationen ja aus erster Hand – vom Verband.“ Derzeit habe Lesser und sein Team mehr mit Stornierungen als mit Buchungen zu tun. Die Tage über Ostern und Pfingsten seien ausgebucht gewesen, bevor die Schließung verfügt wurde. „Das muss alles jetzt abgearbeitet werden.“ Auch nach der Öffnung hätten sie lediglich 50 Prozent der Plätze nach dem Eingangsdatum der Reservierung vergeben können. Einige von denen, die leer ausgegangen seien, hätten sehr aggressiv reagiert. Dennoch meint Lesser, das die Situation mit einem bisschen guten Willen und gesundem Menschenverstand zu meistern sei. Noch keine Animation: Am Dienstag, 19. Mai, soll der Verkauf in dem Minimarkt auf dem Platz wieder starten. Dann sei alles wieder in Betrieb, sagt Lesser. Lediglich die Animation habe ihre Arbeit noch nicht wieder aufgenommen. Lesser will sich zwar vom Campingplatz in Dransfeld zurückziehen, nicht aber von der Branche. Er werde als Campingplatz-Auditor andere Anlagen begutachten. Nach seiner Einschätzung werden dann die Sterne vergeben. Gerade erst habe er die Prüfung für diesen Job abgelegt. „Jetzt können auch mal die anderen zittern“, sagt er und lacht. Doch er hält es tatsächlich für wichtig, strenge Kriterien an die Qualität der Campingplätze anzulegen. Wohnen in Dransfeld: 34 Jahre lang hat das Ehepaar den Campingplatz in Dransfeld geleitet. Von einem Stern bis auf fünf Sterne haben sie ihn weiterentwickelt. Gerne würden die beiden in Dransfeld wohnen bleiben, doch bislang haben sie keine Wohnung in Aussicht. Derzeit lebten sie auf 140 Quadratmetern, so Bernd Lesser, da komme eine kleine Wohnung nicht infrage. Zur Not würden sie aber auch nach Göttingen ziehen. Da habe er auch schon schöne Ecken und Objekte entdeckt, berichtet Lesser. Lesen Sie auch: Corona-Lockerungen: Dauercamper in Seeburg und Dransfeld sind zurück ADAC Camping Award: Auszeichnung für Dransfelder Campingplatz Von Peter Krüger-Lenz

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