Biotop mit Modellcharakter im Kirchtal in Mingerodee

Ein Biotop haben Einwohner aus Mingerode hinter dem Spielplatz am Ende der Bachstraße angelegt. Die Aktion war ein erster Schritt, das Kirchtal für die Bürger wieder erlebbar zu machen. „Ein kleines Naherholungsgebiet ist hier entstanden“, sagte Ortsbürgermeister Pascal Schwedhelm (UWM) bei der Eröffnung. Nach vielen Aktionen sei es ein neues Highlight im Ausläufer des Kirchtals. „Das ist ein wunderbarer Startschuss und ein Modellprojekt für die weitere Ausgestaltung des Kirchtals. Danke für dieses Fleckchen Erde.“ Auch Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike (FDP) sprach von einem „tollen Fleckchen Erde“. „Hier steckt eine Menge Arbeit drin“, sagte er. „Viel Zeit wurde hier verbracht.“ Den Umbau zwischen Spielplatz und Damm hatten Max Moser, Hans Hermann Müller, Hans-Hubert Rohland, Hans-Georg Schwedhelm, Adolf Stender und Joachim Vetter in drei Tagen bewältigt. „Wir hatten aber auch einen Minibagger mit Fahrer vom Bauhofteam dabei“, erklärte Hans-Georg Schwedhelm. Zwei Tage sei gebaggert worden, ergänzte Max Moser. Insgesamt seien die Freiwilligen drei Tage im Einsatz gewesen. Schlangenförmiges Gewässer: Ein Gewässer zieht sich nun durch den Bereich „in einer mäanderförmigen Schlangenlinie“, erläuterte Adolf Stender. Das Wasser fließt über verschiedene Stufen, an einer Stelle wird es sogar ein paar Zentimeter nach oben gedrückt. Dafür werde aber keine künstliche Energie verbraucht. „Wir nutzen für den Fluss des Wassers den natürlichen Druck aus dem zwei Meter höher liegenden Teich“, erklärte der Architekt. Das sei das gleiche Prinzip wie bei den Wasserspielen im Bergpark in Kassel. Die Arbeit habe sich gelohnt, lobte Feike. Zwar sehe es durch den Regen der vergangenen Tage noch nicht so schön aus, aber er freue sich auf seinen nächsten Besuch in etwa vier Wochen. „Ich bin gespannt, wie es dann aussieht. Ich sehe schon die wunderschöne Wildblumenwiese vor mir.“ Hochwasser im Kirchtal: Adolf Stender gab eine Übersicht über die Geschichte des Bereichs. Das Gebiet bis zum Damm sei früher von der Realgemeinde an die Gemeinde übergegangen. Hinter dem Spielplatz sei alles zugewuchert gewesen, unter anderem mit Brennesseln, aber auch mit Herkulesstauden. Auch standen dort trockene Fichten, die umzustürzen drohten. Der Damm sei in früheren Zeiten etwa 1,5 Meter höher gewesen, so Stender. „Er ist 1946 zerstört worden.“ Damals habe es niedersachsenweit einen mächtigen Regen gegeben. Baumstämme seien gegen den Damm gespült worden und hätten diesen zerstört. 1981 habe es noch ein weiteres starkes Hochwasser gegeben. Durch eine Kettenreaktion habe am Ende das Wasser drei bis vier Tage im Dorf gestanden. Mittlerweile gebe es verschiedene Maßnahmen, dass keine Hölzer mehr heruntergespült werden können. Erläuterungen: Das Tal sei ein sogenanntes Kerbtal, erläuterte Stender. Solche Täler seien 1342 durch das Magdalenenhochwasser entstanden. Die Erosion sei in dem Bereich hoch, verwies er auf die Arbeit einer Studentin aus den 1950er-Jahren. Für die Zukunft könne man überlegen, eine Schautafel aufzustellen, sagte Pascal Schwedhelm. Darüber hinaus könne an markanten Punkten erläutert werden, wie die Bodenerosion im Tal abläuft. „Ziel ist, das Kirchtal wieder zugänglich zu machen“, erklärte Hans-Georg Schwedhelm. Früher hätten zahlreiche Nadelhölzer dafür gesorgt, dass das Areal dunkel und unattraktiv gewesen sei. „Jetzt ist alles licht und hell.“ Um die Bürger zu animieren, weiter ins Kirchtal hineinzugehen, soll etwa 200 Meter hinter dem Deich noch in diesem Jahr ein zweites Biotop angelegt werden. „Schön wäre es, wenn die wertvolle Natur wieder von den Menschen genutzt wird“, sagte Stender. Darauf hinweisen wird ein zwölf Jahre altes Schild, das jetzt wiederentdeckt wurde und auf den „Erlebnisraum Kirchtal“ hinweist. Joachim Vetter hatte es mitgebracht und Bürgermeister Feike überreicht. Für eine Sitzgelegenheit will der Nabu Untereichsfeld mit der Spende einer Bank sorgen. Den Autor erreichen Sie per E-Mail an r.franke@eichsfelder-tageblatt.de beziehungsweise unter Telefon 05527/9499751. Lesen Sie auch: Ortsrat Mingerode ruft zu Hochwasser-Aktionstag auf Hochwasserschutz Mingeröder ziehen gegen Überflutung ins Feld Eichsfeld: An Bodenerosion ist das Wetter schuld Von Rüdiger Franke

Naherholungsgebiet - Biotop mit Modellcharakter im Kirchtal in Mingerode