Corona in Altenheimen: Auch im Landkreis Göttingen fehlen Fachkräfte für die Pflege

Im Landkreis Göttingen (ohne Stadt Göttingen) gibt es 55 Alten- und Pflegeheime. Die Versorgung der Menschen in diesen Einrichtungen zu sichern, ist vorrangiges Ziel. Doch die aktuelle Corona-Entwicklung bereitet dem Krisenstab von Landkreis Göttingen und Gesundheitsamt Göttingen zunehmend Sorge. So wurde die Unterstützung der Bundeswehr erbeten, nachdem im „Haus Am Park“ in Duderstadt auch ein Teil des Personals von Corona-Infektionen betroffen war. Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag und voraussichtlich bis 4. Januar unterstützen zehn Soldaten des Panzergrenadierbataillons 33 die Arbeit in dem Altenpflege- und Seniorenwohnheim. Der Sprecher der Kreisverwaltung, Ulrich Lottmann, schildert, was präventiv getan wird, um zu verhindern, dass in Altenheimen eine Entwicklung wie etwa im „Haus Am Park“ in Duderstadt eintritt. „Die Gefährdung von Risikogruppen und die Verletzlichkeit dieser Einrichtungen in der Corona-Pandemie waren Gesundheitsamt und Krisenstab des Landkreises von Beginn an bekannt“, so Lottmann. „Wir wurden bereits im Frühjahr schmerzhaft mit Corona-Ausbrüchen in Einrichtungen konfrontiert. Seitdem liegt ein Schwerpunkt der Arbeit des Krisenstabes bei den Heimen und der Situation in den Heimen. Sie wird in jeder Sitzung angesprochen und analysiert.“ Unterstützung durch den Landkreis: Wenn nötig, werde schnell und gezielt reagiert, so der Sprecher der Kreisverwaltung weiter. Das reiche von der Organisation von Reihentests über die Hilfe bei der Versorgung mit Schutzausstattung, Beratung und Schulungen im Umgang mit erkrankten Bewohnern bis hin zur Unterstützung „bei der Separierung erkrankter Bewohner von Nicht-Infizierten“. Und wie etwa im Falle vom „Haus Am Park“ werde, wenn erforderlich, „bei der Vermittlung von Ersatzpersonal“ geholfen. Lottmann: „In Einzelfällen wurde, mit der Unterstützung von Partnern, die komplette Belegschaften betroffener Einrichtungen zeitweise ausgetauscht.“ Darüber hinaus seien die im Frühjahr vom Gesundheitsamt erlassenen „Allgemeinverfügungen zu kontaktreduzierenden Maßnahmen und zur Sicherung der Versorgung der Bewohner“ als vergleichbare Regelungen inzwischen Teil der landesweiten Corona-Verordnung. „Bedingungen werden zunehmend schwieriger“: „Mit dieser Sensibilität, mit diesen Instrumenten und auch mit der leider erworbenen Erfahrung im Umgang mit Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen agieren Gesundheitsamt und Krisenstab“, erläutert Lottmann. Aber: „Die Bedingungen werden zunehmend schwieriger.“ Bei Schutzausstattung, Expertise und Verfahren sei man aufgrund der Erfahrungen inzwischen gut aufgestellt. „Das Personal wird aber immer mehr ein kritischer Punkt. Vorhandene Fachkräfte arbeiten mit hohem Engagement, das kann gar nicht oft genug gesagt und gewürdigt werden. Nach monatelanger Belastung dieser Gruppe, die in einer exponierten Position gefordert ist, wird es zunehmend schwieriger, ausreichend Fachkräfte zu akquirieren.“ Das gelte landes-, bundes- und weltweit, ergänzt Lottmann. „Helfende Hände“ der Bundeswehr: Im diesem Zusammenhang ist die Bitte an die Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe „Helfende Hände“ den Betrieb der von Corona-Infektionen betroffenen Einrichtung in Duderstadt zu sehen. Dort waren vor den Weihnachtsfeiertagen 65 der 100 Bewohner und 15 von 93 Mitarbeitern positiv auf Covid-19 getestet worden. Warum hat sich die Situation im Duderstädter Altenpflege- und Seniorenwohnheim „Haus Am Park“ so verschärft? In der Einrichtung waren waren 65 der 100 Bewohner und 15 von 93 Mitarbeitern positiv auf Covid-19 getestet worden. „Für eine komplexe Analyse ist es zu früh und diese steht jetzt auch nicht im Vordergrund“, sagt Ulrich Lottmann, Sprecher der Göttinger Kreisverwaltung. Wichtig sei die Sicherung der Versorgung der Bewohner. „Grundsätzlich kann es in einer weltweiten Pandemie jede Einrichtung treffen. Der Ausbruch hängt dabei von einer Vielzahl von Faktoren ab, beispielsweise dem Infektionsgeschehen im Umfeld oder der Zahl der zeitgleich Infizierten in einer Einrichtung. Zusammen mit anderen Faktoren spielt das eine Rolle bei der Frage, ob ein Ausbruch besser oder schwieriger einzudämmen ist.“ Lesen Sie auch Corona im „Haus am Park“ in Duderstadt: 65 Bewohner und 15 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet Bundeswehr unterstützt im Altenheim "Haus Am Park" in Duderstadt Ebenfalls von Corona-Fällen betroffen ist die Hollenbach-Stiftung mit 18 von 90 Bewohnern und fünf der 90 Mitarbeitern. Hier indes sei die Versorgung der Bewohner durch eigene Mitarbeiter gewährleistet. Gleichwohl macht man sich bei der Hollenbach-Stiftung auch Gedanken, wie bei weiteren Infektionen von Mitarbeitern, reagiert werden könnte. Vorsorgliche Anfragen bei entsprechenden Personalvermittlungen ergaben indes wenig gute Aussichten. „Die haben keine Mitarbeiter mehr, die sie uns schicken könnten“, bestätigt Heimleiterin Bettina Wüstefeld die Aussagen Lottmanns zur angespannten Situation in Bezug auf Fachpersonal. Von Britta Eichner-Ramm