Corona und Heiraten: Erfahrungen der Standesämter im Landkreis Göttingen

In Duderstadt sind nach Angaben des Standesamtes im vergangenen Jahr nur unwesentlich weniger Ehen geschlossen worden als noch im Vorjahr: 128 Trauungen im Jahr 2019 stehen 110 in 2020 gegenüber. Dennoch habe es im Frühjahr Verschiebungen um ein bis zwei Monate, aber auch um ein ganzes Jahr gegeben. Entsprechend überrasche es nicht, dass beim Standesamt in Duderstadt für das Jahr 2021 vermehrt Anfragen eingegangen seien. Bis März gäbe es vereinzelte Termine, ab April zeichne sich ein Anstieg ab. Bei den freien Trauterminen zum Ende der Woche sei es bereits knapp: Nur noch ausgesuchte Tage stünden zur Verfügung, heißt es weiter. Anmeldungen seien frühestens sechs Monate vor der Eheschließung möglich, vorher könnten Paare Termine reservieren. Gieboldehausen und Radolfshausen: „Die Zahl der Trauungen war bei uns im vergangenen Jahr relativ konstant“, sagt auch Agneta Fütterer, Standesbeamtin in Gieboldehausen. 2019 hätten sich 88 Paare trauen lassen, im vergangenen Jahr 75. „Unter Corona-Umständen ist es also eine relativ normale Zeit gewesen.“ Für dieses Jahr liegen dem Standesamt Gieboldehausen bereits 33 Terminreservierungen vor – zehn davon alleine im Mai. „Vier oder fünf Hochzeiten sind dabei, von denen ich weiß, dass sie schon vergangenes Jahr hätten sein sollen“, ergänzt die Standesbeamtin. Katharina Kerner arbeitet beim Standesamt in Radolfshausen. „Im ersten Vierteljahr ist es bis jetzt sehr übersichtlich, ab Mai beginnend gibt es mehrere Anfragen. Viele Paare hoffen, dass dann andere Vorschriften gelten“, sagt sie und verweist auf die beliebten Sommermonate. Ob sich die Paare dann letztlich für eine Heirat in diesem Jahr entschieden, hänge auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Termine seien beim Standesamt in Radolfshausen noch genug frei, ein Problem für Heiratsfreudige sei irgendwann oft ein anderes: „Meistens hapert es dann an den Lokalitäten für die Feier.“ Göttingen und Bovenden: Nach Angaben der Göttinger Stadtverwaltung haben sich im Jahr 2019 noch 403 Paare in Göttingen trauen lassen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 353. Insbesondere im ersten Lockdown im Frühjahr hätte es einige Absagen gegeben. Und auch für die nächsten Wochen sei die Nachfrage recht gering, für den Sommer habe das Standesamt schon einige Reservierungen und Anmeldungen vorliegen. Lesen Sie auch Corona in Niedersachsen: Land bittet von „Hochzeit abzusehen“ Göttingen hat die beständigsten Ehen in ganz Deutschland Hochzeit 2021? Expertin erwartet vielfältigere und spontanere Feiern Beliebt ist bei Paaren in unmittelbarer Nähe zu Göttingen auch eine Trauung auf der Burg Plesse. Zuständig ist hier das Standesamt Bovenden. „2019 sind hier knapp 90 Ehen geschlossen worden, 2020 waren es knapp 70“, erzählt der Standesbeamte des Flecken Bovenden, Christian Lüer. Im April vergangenen Jahres, habe er noch das Gefühl gehabt, dass die Zahl arg einbreche, im Rückblick sei es aber doch, ein „eigentlich ganz vernünftiges Jahr gewesen“. Dass Paare, die ihre Hochzeit verschoben haben, diese in diesem Jahr verstärkt planen nachzuholen, kann Lüer aber nicht bestätigen. „Die warten jetzt eher ab“, sagt der Standesbeamte. Andere hätten lediglich die Hochzeitsfeiern verschoben. Bis Weihnachten seien die Reservierungen für dieses Jahr vergleichsweise zurückhaltend eingegangen. Dann trat das ein, was Lüer den „Weihnachtseffekt“ nennt. Dem zufolge meldeten sich Paare oft nach einem weihnachtlichen Heiratsantrag im Januar beim Standesamt. „Die Zahl der Reservierungen ist jetzt in etwa so wie in den vergangenen Jahren.“ Die „Niedersächsische Verordnung über Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus SARS-CoV-2“ regelt unter anderem die Kontaktbeschränkungen. Paragraf 9 spezifiziert diese für Gottesdienste und andere religiöse Zusammenunterkünfte, aber auch Beerdigungen und eben Hochzeiten. Bei diesen Gelegenheiten dürfen mehr Menschen zusammenkommen, solange ein Hygienekonzept vorliegt und dessen Einhaltung gewährleistet werden kann. Es liegt also im Ermessen der Standesämter, wie viele Gäste der Eheschließung beiwohnen dürfen. Die Auslegungen sind im Landkreis durchaus unterschiedlich streng: In Göttingen dürfen nach Angaben der Stadtverwaltung die Paare nur zu zweit ins Alte Rathaus kommen. Während der gesamten Trauung müssen sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch in Bovenden sind keine weiteren Gäste zulässig. „Außer das Paar hat Kinder – die dürfen natürlich mitkommen“, sagt der Standesbeamte Christian Lüer. Anders ist es in Gieboldehausen: „Im Schloss Gieboldehausen ist Platz für bis zu 14 Personen. Der engste Kreis kann also dabei sei“, erklärt Agneta Fütterer vom Standesamt Gieboldehausen. Von Asja Wortmann