Corona und das große Ausmisten: Was passiert mit den Altkleidern in Duderstadt und Göttingen?

So manchem Duderstädter hat die Corona-Krise etwas Zeit beschert. Und was läge da näher als das große Ausmisten der Keller und Schränke? Die gesammelten Textilien landen in Duderstadt und Umgebung größtenteils in den Altkleider-Containern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Tragbare Klamotten werden in der Kleiderkammer gegen Spende abgegeben, den Rest verwertet eine Fremdfirma zu Putzlappen. Die DRK-Kleiderkammer ist schon gut gefüllt. „Es gibt viel, viel mehr Spenden – man könnte meinen, die Leute seien nur am ausmisten“, sagt Geschäftsführerin Claudia Moneke. Ehrenamtliche und ein Mitarbeiter auf Minijob-Basis fahren die Container an und bringen die Spenden zum DRK. Der Erlös geht ans DRK – „damit finanzieren wir unsere Arbeit“, so Moneke. In Göttingen gehören die meisten Container zu den städtischen Entsorgungsbetrieben, zwei Hauptamtliche holen die Alttextilien ab. Sergej Schertovski leert seit mehr als sechs Jahren Woche für Woche die Container. Die Hälfte der insgesamt 150 Altkleider-Container, die sein Arbeitgeber in und um die Stadt Göttingen aufgestellt hat, gehört zu seinem Bereich. „Mein Kollege übernimmt den Rest“, sagt der 47-Jährige, die Wege trennen sich morgens um 6 am Recyclinghof. Schertovskis Automatik-Kleinlaster startet in Richtung Westen, der große Laster des Kollegen übernimmt den Osten und die Innenstadt. An einem sonnigen Dienstagmorgen bremst Schertovski gegen 8 Uhr an den zwei Containern an der Ernst-Fahlbusch-Straße. „Die sind immer voll – also wirklich immer“, sagt Schertovski, als er den Schlüssel dreht. Kaum zieht er an der Front, fallen ihm schon pinke Kinderschuhe entgegen. Sauber und in Säcke verpackt: „Eigentlich haben wir ganz einfache Maßgaben: Die Kleidung soll sauber sein und in Säcke verpackt“, erklärt Schertovski. „Manche Leute halten sich auch daran – aber sie machen den Sack nicht zu!“, erzählt er lachend. Schlimmer als die Unordnung seien die Momente, wenn ihm Gestank entgegenkommt und er schon ahnt, dass irgendwo ein Beutel voll Hundekot oder schlimmer – unverpackte Exkremente – mittendrin liegen. Dann ist der ganze Container kontaminiert und der Inhalt kann nicht mehr verkauft werden. Das ist schlecht für die GEB, die alle Alttextilien an eine sortierende Privatfirma verkauft – der Erlös fließt zurück in den Gebührenhaushalt. Mehrmals ausladen am Kompostwerk: Die Alttextilien müssen zum Kompostwerk. „Zweimal am Tag muss ich ausladen, manchmal auch dreimal – wie in den ersten zwei Corona-Wochen“, sagt er. Zu Beginn der Kontaktbeschränkungen hätten die Menschen ganz klar mehr Kleidung gespendet. „Mittlerweile geht das – aber viel ist es immer“, sagt der Entsorger. „Wenn ich sechs so volle Container wie am Parkbad habe, ist mein Laster voll und ich muss noch einmal extra zum Kompostwerk“, erklärt er. Die Container am Parkbad sind nicht die einzigen, mit denen er schnell ans Limit seines Kleinlasters kommt. Die meisten GEB-Textilcontainer stehen neben Glascontainern in Wohngebieten, um die 150 Meter Luftlinie trennen sie. Auch am nächsten haben Menschen ohne Säcke gearbeitet – zwei Lederjacken liegen zuoberst. „Manchmal wundere mich, was Menschen alles wegwerfen“, sagt Schertovski. „Wir kaufen alle zu viel und zu billig – und werfen zu schnell wieder weg“, sagt er. Der Kollege in der Innenstadt habe manchmal eine ganze Ladung voller Neuware mit Etiketten – „wahrscheinlich direkt aus dem Laden, weil die Saison vorbei ist“. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Auch diese Kleidung landet im großen Container. Schertovski fährt gegen 9.30 Uhr zum ersten Mal am Tag das Kompostwerk an. Über eine Rampe leert er den Kipplaster aus – auch hier ist Handarbeit gefragt, damit jedes Stück in die Container kommt. Er ist schnell genug, um die 10 Uhr-Frühstückspause nicht zu verpassen, wo sich viele GEB-Angestellten treffen. „Die Arbeit ist ein bisschen einsam, so allein im Laster – aber einmal am Tag können wir trotz Sicherheitsabstand mal reden“, sagt er. „Das tut gut – vor allem in diesen schwierigen Zeiten.“ Der DRK-Kreisverband Duderstadt sammelt kontinuierlich gebrauchte Kleidung und Textilien, um diese an bedürftige Menschen weiterzugeben. Gut erhaltene Kleidung und andere Textilien muss nicht in den nächsten Textilcontainer geworfen werden, sagt DRK-Geschäftsführerin Claudia Moneke. „Das können die Menschen ruhig direkt bei uns in der Kleiderkammer abgeben, das erspart uns Arbeit und Zeit beim Sortieren“, so Moneke. Auch in Duderstadt käme es dazu, dass in Altkleider-Container Müll und Flüssigkeiten entsorgt werden – „dann ist der ganze Inhalt hinüber“. Die Kleiderkammer befindet sich im DRK-Katastrophenschutzzentrum, Gewerbepark Euzenberg, Halle 17, in Duderstadt. Dienstags, mittwochs und donnerstags ist sie in der Zeit zwischen 9 und 16 Uhr geöffnet. Auch der Fairkauf-Laden nimmt gebrauchte Kleidung entgegen, allerdings kommt der Lagerraum an seine Grenzen. Daher sollen alle nicht-tragbaren Stücke vorerst bitte zuhause eingelagert werden. Der Laden am Schützenring 1 hat vormittags zwischen 10 und 12 Uhr geöffnet, ein zusätzliches Zeitfenster zur Spendenabgabe gibt es montags bis donnerstags zwischen 15 und 16.15 Uhr. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an l.lang@goettinger-tageblatt.de. Von Lea Lang

Altkleider - Corona und das große Ausmisten: Was passiert mit den Altkleidern, wo kann ich sie abgeben?