Die Ausfahrten fallen aus, doch die Leidenschaft bleibt

Die Entscheidung fiel schon zu Beginn der Corona-Krise: Der Oldtimer Stammtisch Duderstadt hat beschlossen, seine für Mitte Juni geplanten Veranstaltungen abzusagen. So werden die Eichsfeld-Tour am 13. und das Oldtimer-Treffen am 14. Juni nicht stattfinden. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: „Das Konzept, das wir in der Schublade haben, können wir nächstes Jahr wieder rausholen“, sagt Christian Spicka, der den Stammtisch vor zehn Jahren ins Leben rief. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, wir haben viel Arbeit investiert“, ergänzt Mitorganisator Mario Schröter. Doch die Absage sei die bessere, weil sicherere Lösung. „Wir sind ja nicht die einzigen, denen es so geht.“ Die Eichsfeld-Tour wäre eine Fahrt durch den Altkreis gewesen, bei denen die Teilnehmer ihre Strecke zu festgelegten Etappenzielen selbst hätten wählen können. „Quasi eine Landschaftserkundungsfahrt“, so Schröter. An den Zwischenzielen hätten die Fahrer und Beifahrer kleine Aufgaben erledigen sollen. „Das machen wir dann nächstes Jahr“, verspricht Spicka. Eine Gesellschaft mit gleichen Interessen: Für die Absage der beiden Veranstaltungen hätten sie viel Verständnis bekommen. „Wir müssen da jetzt drauf verzichten, anders geht es nicht.“ Die Aktiven im Oldtimer Stammtisch hätten ihnen positives Feedback gegeben, sagt Spicka. 30 bis 40 Personen sind an der Organisation und Umsetzung der Treffen und Ausfahrten beteiligt, fügt er hinzu. Der Stammtisch ist kein Verein, sondern eine „Gesellschaft, die gleiche Interessen hat“, wie Spicka sagt. Dieses Interesse gelte dem Altblech und dessen Technik. Denn die Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sein müssen, um als Oldtimer zu gelten, böten immer wieder Überraschungen. „An einzelnen Teilen herumzuschrauben ist wie eine Entdeckungsreise durch vergangene Jahrzehnte der Technik“, meint Schröter. Es sei unheimlich spannend, zu sehen, wie die Entwickler früher Lösungen gefunden hätten. Oldtimerfahren ist Entschleunigung: Persönlich sind beide den Oldtimern schon lange verfallen. „Meine Leidenschaft begann mit einem Toyota MR2 – die werden jetzt erst zu Klassikern“, sagt Schröter. Sein erster Oldie war ein Ford Anglia, der Engländer sei „eine echte Preziose“, meint er. Derzeit ist er oft mit einem 1966er Ford Thunderbird unterwegs. Und wenn der Sieben-Liter-Big-Block seine acht Zylinder röhren lässt, stellt sich bei der gesamten Besatzung Glückseligkeit ein. „Das schöne am Oldtimerfahren ist, dass man nicht schnell unterwegs sein muss, um Spaß zu haben“, sagt er. Es sei eine gewisse Art der Entschleunigung, die sich am Steuer einstelle, trotz der vielen Pferdestärken. Dem pflichtet Spicka bei: „Man nimmt automatisch zurück. Mein erster Oldie war ein VW Käfer, Baujahr 1960, mit Einradanhänger.“ Den hat er immer noch, mittlerweile zählt auch ein NSU Ro 80 zu seinem Fuhrpark, beide Autos hat er selbst aufgearbeitet. „Es ist immer schwierig, mehrere Autos zu bespielen. Das wichtigste ist, dass sie bewegt werden“, sagt er. Viele Daumen nach oben: Die Möglichkeit zum gemeinsamen Auslauf bekommen die Fahrzeuge nun im Juni vorerst nicht, zumindest nicht mit vielen anderen Oldtimerfans. Dabei sei die Gemeinschaft das, was das Klassiker-Fahren besonders mache. „Vor einigen Jahren haben wir eine Oldie-Tour an die Nordsee gemacht“, erzählt Schröter. „Wo wir auch aufgetaucht sind, es gab immer den Daumen nach oben“, Gespräche über die Autos und deren Technik waren an der Tagesordnung. „Man kommt mit vielen Menschen in Kontakt.“ Besonders schön sei, dass die Leidenschaft altersunabhängig funktioniere. Beim Oldtimer Stammtisch Duderstadt geht es zwanglos zu: Nicht nur Fahrzeuge, die älter als 30 Jahre sind und somit zu den Oldtimern zählen, sind willkommen. Denn 20 Jahre alte Autos zählen zu den Youngtimern – auch diese sind gern gesehen. Die Palette der Autos, deren Besitzer sich regelmäßig treffen, ist groß: Neben Opel Olympia von 1952, Porsche 924 von 1984 fahren auch Audi 100 und ein Toyota MR2 (beide 1991) die Ausfahrten mit und sind beim Stammtisch dabei. Ob Mercedes, BMW, VW oder Ford: Markentechnisch gibt es keine Einschränkungen. Und die Altersspanne der Aktiven ist ebenso breit wie die der Autos: „Von acht bis 80 Jahren ist alles dabei“, sagt Christian Spicka. Denn der Stammtisch, der kein Verein ist und somit auch keine Beiträge erhebt, biete eine familiäre Atmosphäre von Autofans, die sich für die alte Technik interessieren. Normalerweise treffen sich die Fahrzeug-Freunde immer einmal im Monat, aufgrund der Corona-Pandemie sind diese Zusammenkünfte aber derzeit ausgesetzt. Lesen Sie auch: Zahl der Oldtimer steigt erneut Darum fällt die Oldtimerrallye in Göttingen 2020 aus Treffen 2019 mit Buckelvolvo in Duderstadt Von Tobias Christ

Oldtimer Stammtisch Duderstadt - Die Ausfahrten fallen aus, doch die Leidenschaft bleibt