Doppelmord in Göttingen-Grone und die Ereignisse seit dem Tag der Tat

Zwei Frauen hat ein 52-jähriger Mann am 26. September 2019 in Grone angegriffen. Beide Frauen starben an Verletzungen durch Stiche. Die Tat ereignete sich in dem Göttinger Ortsteil an einem Donnerstag in der Mittagszeit. Mit einem der Opfer war der Täter, gegen den im März 2020 der Prozess beginnt, bekannt. Donnerstag, 26. September 2019: 13.05 Uhr: In Grone an der Straße Zollstock greift ein Mann eine 44-jährige Frau an und eine ihr zu Hilfe eilende Frau. Die 44-Jährige stirbt durch Messerstiche noch am Tatort, die Helferin wird lebensgefährlich verletzt. Der Täter flieht auf einem Fahrrad. 13.35 Uhr: Die Bahnstrecke zwischen Rosdorf und Nörten-Hardenberg wird im Zuge der Fahndung gesperrt. Auch der Göttinger Bahnhof wird zwischenzeitlich gesperrt. Züge fallen aus oder werden umgeleitet. Es kommt zu erheblichen Verspätungen im Bahnverkehr rund um Göttingen. Überall im Göttinger Stadtgebiet sind Polizisten im Einsatz. Im Laufe des Nachmittags intensiviert die Polizei nach eigenen Angaben die Fahndung. Von dem Tatverdächtigen fehlt jede Spur. 17.40 Uhr: Die Göttinger Polizei fahndet mit einem Foto nach dem Tatverdächtigen und nennt erstmals auch dessen Namen. Demnach handelt es sich bei dem Gesuchten um den 52-jährigen Göttinger Frank N. Bei dem von ihm bei der Flucht vom Tatort genutzten Rad soll es sich um ein „normales“ Fahrrad gehandelt haben, an dem sich Packtaschen befunden hätten. Wer Frank N. sieht, wird gebeten, sich unbedingt sofort unter der Rufnummer 110 bei der Polizei zu melden. Freitag, 27. September: 5 Uhr: Für die Fahndung nach dem Tatverdächtigen wird die Bahnstrecke zwischen Hannover beziehungsweise Hildesheim und Göttingen um 5 Uhr gesperrt. Das teilt die Deutsche Bahn mit Hinweis auf eine Polizeiaktion unter anderem über Twitter mit. Weil die einzige Umfahrungsstrecke überlastet ist, fallen am Morgen die meisten Züge zwischen Göttingen und Hannover aus. 7.45 Uhr: Die Polizei Hildesheim teilt über Twitter mit, dass im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in Göttingen Hinweise auf eine verdächtige Person im Bereich des Bahnhofs Elze im Landkreis Hildesheim eingegangen seien. Sie bittet darum, keine Anhalter mitzunehmen oder verdächtige Personen anzusprechen. Nach Informationen der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung soll das Personal eines Zuges den Gesuchten zuvor erkannt und ihn in einem Waggon eingeschlossen haben. Er habe sein Fahrrad dabei gehabt und hätte „tiefenentspannt gewirkt“. N. habe aber eine Scheibe des Waggons mit einem Nothammer eingeschlagen und sei im Bahnhof Elze aus dem Fenster gesprungen. Das bestätigt die Polizei gegenüber dem Tageblatt. 9 Uhr: Die Polizei Göttingen teilt mit, dass das zweite Opfer der Bluttat, eine 57-jährige Frau, lebensgefährlich verletzt wurde. Unterdessen laufen die Ermittlungen der im Zentralen Kriminaldienst zur Klärung des Tatgeschehens eingerichteten Mordkommission „Zollstock“ weiter. Der Gesuchte ist auf der Flucht. 9.30 Uhr: Grone befindet sich im Schockzustand. Nach dem Gewaltverbrechen in dem Göttinger Ortsteil gibt es dort am Freitagmorgen nur ein Gesprächsthema. Die Menschen sind fassungslos – und traurig. Am Tatort haben Anwohner Kerzen aufgestellt und Blumen niedergelegt im Gedenken an die Opfer der Bluttat. Einige Menschen bleiben stehen, halten kurz inne. Ein Anwohner sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass hier so etwas Schreckliches passiert.“ 11.46 Uhr: Die Bahn teilt über Twitter mit, dass die Streckensperrung in Elze zwischen Hannover/Hildesheim und Göttingen aufgehoben wurde. Die Züge verkehrten wieder mit Halt in Göttingen. Der Tatverdächtige bleibt verschwunden. 12.32 Uhr: Göttingens Kripochef Thomas Breyer bestätigt gegenüber dem Tageblatt, dass der Tatverdächtige am Donnerstag mit der Polizei Kontakt aufgenommen hat. Dabei habe er sich auch nach dem gesundheitlichen Zustand der 44-Jährigen erkundigt. 14.38 Uhr: Der FC Eintracht Northeim teilt mit, dass es sich bei dem Opfer um die Frau eines Trainers des Vereins handelt. Der Verein drückt auf seiner Homepage seine Trauer und sein Beileid aus. 16.15 Uhr: Die Polizei sucht in Sarstedt bei Hildesheim nach dem mutmaßlichen Täter. 18 Uhr: Am frühen Abend gibt es im Zusammenhang mit der Suche nach dem 52-Jährigen auch einen Polizeieinsatz in Hannover – ohne Ergebnis. 20.40 Uhr: Die Suche nach dem Tatverdächtigen dauert an. Die Polizei fahndet weiter mit einem Großaufgebot nach Frank N.. Die Polizei vermutet ihn irgendwo im Gebiet Hildesheim/ Hannover. 22.50 Uhr: Am späten Freitagabend nimmt die Polizei den 52-jährigen Göttinger Frank N. in der Innenstadt von Göttingen fest. Das bestätigt Polizeisprecherin Jasmin Kaatz dem Tageblatt. Sonnabend, 28. September: 14 bis 14.45 Uhr: Zu Beginn der Pressekonferenz der Polizei und Staatsanwaltschaft Göttingen über die Festnahme von Frank N. und die Geschehnisse zur Mordtat in Grone wird bekannt gegeben, dass auch die 57-jährige Frau, die dem Opfer helfen wollte, gestorben ist. Am Sonnabendmorgen wurde der Verdächtige Frank N. dem Haftrichter vorgeführt. Dort habe er sich auf Anraten seines Anwalts nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es wird außerdem bekannt, dass N. bereits mehrfach wegen Vergewaltigung vorbestraft ist. Zuletzt habe er bis 2001 sechs Jahre im Gefängnis gesessen. Es sei zudem davon auszugehen, dass N. dem Opfer aufgelauert habe. Bei seiner Festnahme am Freitagabend war N. unbewaffnet, wird in der Pressekonferenz mitgeteilt. Der Tatverdächtige ist in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf in Untersuchungshaft. Montag, 30. September: 18.30 Uhr: Trauerandacht in der Groner Petri-Kirche. Pastor Henning Kraus will den Menschen in Grone Gelegenheit geben, ihre Anteilnahme auszudrücken und das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten. Hunderte Menschen nehmen teil. Neben Pastor Kraus sprechen Dechant Wigbert Schwarze und Ortsbürgermeisterin Birgit Sterr (SPD). Montag, 21. Oktober: Die Mordkommission Zollstock ist weiter mit 25 Beamten im Einsatz. Der Tathergang wird rekonstruiert, die Suche nach Zeugen wird fortgesetzt, berichtet das Göttinger Tageblatt. Ein psychiatrisches Gutachten zur Schuldfähigkeit des Tatverdächtigen wird erstellt. Mittwoch, 20. November: Im Tageblatt-Interview bestätigt Kripochef Thomas Breyer, dass Frank N. einige Tage vor dem tödlichen Angriff auf die 44-Jährige vor deren Balkon auftauchte. Die alarmierten Polizeibeamten „haben pflichtbewusst agiert“, sagt Breyer. Mittwoch, 18. Dezember: Die Mordkommission „Zollstock“ wird aufgelöst, die Staatsanwaltschaft übernimmt die Akten. Deren Sprecher teilt auf Tageblatt-Anfrage mit, dass der Angeklagte zu den Vorwürfen weiter schweigt. Donnerstag, 19. März 2020: Das Landgericht Göttingen bestätigt den geplanten Prozessbeginn gegen Frank N. für den 25. März. Das Verfahren muss beginnen, weil Fristen einzuhalten sind. Wegen der Corona-Pandemie wird der Gerichtsaal mit weniger Sitzplätzen als üblich ausgestattet, berichtet das Tageblatt. Mittwoch, 25. März: Am Landgericht Göttingen soll der Prozess gegen Frank N. wegen zweifachen Mordes beginnen. Bei der 44-Jährigen Frau geht es voraussichtlich um die Mordmerkmale Grausamkeit und niedrige Beweggründe, bei dem zweiten Opfer um das Mordmerkmal „Ermöglichungsabsicht“. Die 57-Jährige wollte den Täter von dem Angriff auf ihre Kollegin abhalten. Und der Vorwurf der Körperverletzung in zwei Fällen Von Andreas Fuhrmann, Peter Krüger-Lenz, Ulrich Schubert, Angela Brünjes

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