Duderstadt: Eine Million Euro für Aufforstung zurückgelegt

Vor allem um die Fichtenbestände des Duderstädter Waldes ist es nicht gut bestellt. Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer haben zu großen Verlusten geführt. Nur noch rund sieben Prozent des Fichtenbestandes sind vorhanden. Jetzt soll gegengesteuert werden. Für die notwendige Aufforstung will die Stadt einem Empfehlungsbeschluss an den Rat der Stadt mehr als eine Million Euro in den nächsten Jahren zurückstellen. Außerdem sind Korrekturen bei der Bewertung des städtischen Waldes erforderlich. Der Finanzausschuss des Rates hat vor wenigen Tagen die entsprechenden Empfehlungsbeschlüsse gefasst. Verwaltungsausschuss und Rat befassen sich am Donnerstag, 27. Februar, und am Donnerstag, 5. März, mit dem Thema. Einer aktuellen Einschätzung zufolge sei in den vergangenen Jahren „nahezu der komplette Fischtenbestand vernichtet worden“. Als Gründe werden in der Schadensbilanz Windbruch, anhaltende Dürre und Schädlingsbefall genannt. Vom ursprünglichen Bestand – immerhin etwa 108 Hektar – sind nur noch rund 7,8 Hektar vorhanden. Das wirkt sich auch finanziell aus. War der städtische Fichtenbestand ursprünglich mit einem Bestandswert von etwa einer Million Euro veranschlagt und lag unter Berücksichtigung eines Abschlags von 25 Prozent bei 752.484 Euro. Da aber nun nur noch sieben Prozent Fichten vorhanden sind, müssen 698.158 Euro abgeschrieben werden. Diese Wertkorrektur soll anteilig den Jahresabschlüssen 2018 und 2019 zugeschrieben werden. Wirtschaftsfaktor Wald: Die Situation hat auch im Ausblick finanzielle Auswirkungen, denn außer einer ökologischen Bedeutung hat der Wald auch eine „nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Funktion“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. In Zukunft sollen wieder entsprechende Erträge im Stadtwald erwirtschaften werden. Dafür sollen rund 75 Hektar wieder aufgeforstet werden. 25 Hektar sollen einer „eigendynamischen Naturverjüngung überlassen werden“. Bezirksförster Joachim Säger, der unter anderem den Duderstädter Stadtwald betreut, erklärt, warum bei der Wiederaufforstung auch wieder Nadelholz wie die Fichte in Betracht komme. Eine Fichte wachse 80 bis 100 Jahre, bis sie Ertrag bringe, eine Buche hingegen benötige für Einnahmen in gleicher Höhe rund 150 Jahre. Die Kosten für die Anpflanzungen im Stadtwald Duderstadt werden auf rund 1,16 Millionen Euro geschätzt. Das errechnet sich aus Ansätzen von etwa 8000 Euro je Hektar zuzüglich ergänzendem Pflegeaufwand in Höhe von 1000 Euro je Hektar über fünf Jahre. Für die geplanten Rückstellungen zur Finanzierung bedürfe es in den kommenden Jahren erhebliche Liquidität, betont die Stadtverwaltung. Unklar ist, ob für die Aufforstung Gelder eingeworben werden können. Möglich wären Förderquoten von 60 bis 70 Prozent bei Nadelholz und 25 bis 50 Prozent bei Laubholz. Waldkartierung läuft: Derzeit werden die Schadensstandorte kartiert und die aktuellen Waldstrukturdaten erfasst. Darauf aufbauend soll dann ein konkreter Aufforstungsplan erstellt werden, heißt es im Sachstandsbericht. Säger beschreibt, worauf es bei Aufforstungen grundsätzlich ankommt. So werde das anstehende Gutachten Informationen beispielsweise über die Beschaffenheit und den Nährstoffgehalt des Bodens enthalten. Eine Rolle spielten auch Wasserkapazitäten oder Hanglage. Jede Baumart habe unterschiedliche Ansprüche, sagt der Bezirksförster. Bei der Auswahl geeigneter Baumarten spielten auch Übelegungen eine Rolle, wie sich das Klima in Zukunft verändern werde. Dazu würden auch Untersuchungen der forstlichen Versuchsanstalt der Universität Göttingen zu Rate gezogen. Die Douglasie beispielsweise, vielfach als Alternative zur Fichte im Gespräch, könnte in Frage kommen. Sie gilt als zukunftsträchtiger, komme besser mit trockeneren Phasen klar. Zudem sei sie standfester aufgrund ihrer tiefen Wurzeln und werde vom Borkenkäfer kaum befallen. Außer der Douglasie wären eventuell auch Roteichen denkbar, außerdem „alles, was im Süden wächst“, ergänzt der Förster und denkt dabei etwa an Maronen oder Esskastanien. Das Forsteigentum der Stadt Duderstadt umfasst etwa 700 Hektar Waldflächen, davon sind 520 Hektar Wirtschaftswald. Die innerdeutsche Grenze trennte das Revier Lindenberg und den größten Teil vom Revier Rote Warte (395 Hektar) ab. Bis 1989 blieben der Stadt Duderstadt also nur 304 Hektar Waldfläche. Nach der Deutschen Einheit erhielt Duderstadt die Fläche auf Thüringer Gebiet. Derzeit befinden sich zu etwa einem Drittel Nadelhölzer in den städtischen Wäldern. Buchen nehmen mit etwa 46 Prozent den größten Anteil ein, auf etwa 18 Prozent der Flächen wachsen Eschen und Ahorn, 17 Prozent sind Fichten. Rund elf Prozent des Baumbestands sind Eichen, fünf Prozent Lärczen und etwa zwei Prozent Kiefern. Der Duderstädter Wald sei aus wirtschaftlichen Erwägungen „gut aufgestellt“, so die Einschätzung von Bezirksförster Joachim Säger. Bereits in den 90er-Jahren wurde begonnen, den damals 60-prozentigen Nadelholzanteil auf heute etwa 30 Prozent herunterzufahren. Lesen Sie auch: Enorme Schäden im Stadtforst Duderstadt Borkenkäfer und Dürre Kartierung als Grundlage für Aufforstung im Duderstädter Forst Das Jahr des Baumsterbens im Harz: Wie geht es nach der Katastrophe weiter? Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/949972. Von Britta Eichner-Ramm

Stadtwald - Duderstadt legt eine Million Euro für Aufforstung zurück