Duderstadt: Schulleiter freuen sich über Verlängerung von „Pac“

Die Sozialisierung von Kindern und Jugendlichen nachhaltig fördern – das steht im Mittelpunkt des Programms „Pac – Prävention als Chance“. Seit acht Jahren arbeitet die Stadt Duderstadt mit dem Landkreis Göttingen bei Pac zusammen. Dabei werden nahezu alle Schulen erreicht, so die Kreiverwaltung. Rund 38 000 Euro stünden der Stadt jährlich für das Programm zur Verfügung. Die Kooperation wird nun für weitere vier Jahre fortgesetzt: Kreisrat Marcel Riethig (SPD) und Bürgermeister Thorsten Feike (FDP) unterzeichnen am Freitag, 5. Februar, die Vereinbarung. Zwei Mal jährlich treffen sich die Pac-Koordinatoren vom Landkreis mit den Vertretern der Schulen, um Bedarfe abzufragen: Benötigt das Kollegium an den Schulen Weiterbildung im Bereich „Lösungsorientierte Elterngespräche“? Oder zum Thema „Systematische Mobbing-Interventionen“? Bei Treffen mit Vertretern von Kindertagesstätten bieten sie unter anderem Projekte zur Vermittlung von Medienkompetenz an. Langzeitmaßnahmen fördern: „Der Fokus bei den Kursen liegt immer auf Nachhaltigkeit“, sagt Pac-Koordinatorin Sybille Ponath. Die Lehrer und Erzieher sollen dahingegen geschult werden, eine langfristige Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Je nach Bedarf an ihrer Schule können sie Kurse und Förderung beantragen. Für die Seminare beauftragen die Koordinatoren möglichst Institutionen aus der Region – oder überregionale, wenn es sich um besonders qualifizierte handelt. Im Eichsfeld Gymnasium bestand zum Beispiel ein Partizpationsbedarf: Die Schüler sollten an dem Prozess teilnehmen, den Neubau an der Schule zu planen. „Diese Ideen der Schüler wurden dann auch an das Architekturbüro weitergeleitet“, so Ponath. In dem Projekt konnten die Schüler ihre Meinung dazu äußern, wie sie sich die Schule von morgen vorstellen. „Weitere Projekte, die über Pac laufen, sind die Drogenprävention und die Ausbildung der Medienkompetenz“, erläutert Thomas Nebenführ, Schulleiter des Gymnasiums. Laut Nebenführ ist das Pac-Programm wichtig für die Bildungsarbeit in Duderstadt: Strukturiert könnten so Bedarfe und Förderungen diskutiert werden. „Dadurch, dass sich Vertreter verschiedener Bildungseinrichtungen regelmäßig treffen, findet ein hilfreicher Austausch statt“, betont er. Lesen Sie auch: 1100 FFP2-Masken für das Eichsfeld Gymnasium Duderstadt Der Startschuss für das Programm „Prävention als Chance“ im Untereichsfeld ist im Januar 2013 gefallen. Hierfür versammelten sich die Verantwortlichen im Bürgersaal des Duderstädter Rathauses. Träger waren das Landeskriminalamt, der Gemeinde-Unfallversicherungsverband, der Landkreis und die Kommunen. Das Eichsfeld hatte damals in Niedersachsen eine Vorreiterrolle: Erstmalig startete Pac in interkommunaler Zusammenarbeit. Duderstadt nutzte das Programm gemeinsam mit Gieboldehausen und Radolfshausen, um „in der Jugendarbeit nicht als Reparaturbetrieb zu agieren, sondern die Weichen rechtzeitig zu stellen“, wie Duderstadts damaliger Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) betonte. Pac-Koordinator Phillip Rösener erklärte während der Zusammenkunft, dass es zwar bereits gute Präventionsprojekte in der Rgeion gebe. Diese liefen jedoch jeweils in einer Schule oder Klasse, in einem Kindergarten oder in einer Jugendeinrichtung. „Pac bündelt, stärkt und ergänzt die evaluierten Projekte. Die einzelnen Module des Programms können je nach Bedarf eingesetzt werden.“ Grundschule Hilkerode an Pac beteiligt: Seit Anfang an ist wie auch das Eichsfeld-Gymnasium die Paul-Maar-Grundschule in Hilkerode an dem Pac-Programm beteiligt. Dort kamen zu Beginn Trainer in die Schule und führten theoretische und praktische Kurse mit den Lehrern durch. So ist unter anderem ein Regelkatalog entstanden, der im Laufe der Jahre weiterentwickelt wurde. „Die Regeln aus dem Katalog kennen alle Schüler und Lehrer. So wissen die Kinder: Das darf ich, das darf ich nicht – und dass die Regeln verbindlich sind“, sagt Schulleiterin Andrea Ohse. Außerdem wurde eine verbindliche Ruheregel erarbeitet: Wenn der Lehrer auf dem Klangstab läutet, heißt das für die Kinder: Jetzt herrscht Ruhe, bis wieder der Klang ertönt. In dieser Zeit dürfen die Kinder nicht reden. „Das erleichtert ihnen das Arbeiten.“ Außerdem schreiben die Kinder Lobbriefe und Bittbriefe: In letzterem können die Schüler Wünsche an einen Mitschüler formulieren. „,Ich wünsche mir, dass du mich nicht hänselst’, könnte so ein Wunsch etwa lauten“, sagt Ohse. Lesen Sie auch: Erstklässler in Corona-Zeiten: So läuft das erste Schuljahr an Grundschulen im Landkreis Göttingen Es kann vorkommen, dass vor einem Schüler an einem Tag besonders viele Briefe liegen, berichtet Ohse. Das Blatt könne sich aber schnell wenden: Vor demselben Schüler kann schon bald ein Haufen Lobbriefe liegen. „Das System ist allgemein eher auf Belohnung als auf Bestrafung aus – wie auch in den Listen, in denen wir Belohnungspunkte sammeln. Auf der anderen Seite dokumentieren wir auch Verstöße.“ Da es eine Weile her ist, seit die Seminare an der Schule gegeben wurden, will Ohse möglichst bald neue Kurse für das Kollegium buchen: „Damit die Erkenntnisse nicht verwässern.“ Für die Stadt Duderstadt war es von Anfang an wichtig, dass bei dem Programm die Kindertagesstätten und Grundschulen intensiv mit eingebunden werden, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Durchschnittlich hätten 40 bis 70 Personen aus den Duderstädter Kitas und Grundschulen die Angebote jährlich wahrgenommen. Von Anja Semonjek