Duderstadt: Weihnachten zuhause statt beim offenen Heiligabend

Als es am Montag bei Renate und Otto Senger an der Haustür klingelt, werden sie von Gerdi Breuksch und ihrer Tochter Miryam Awuah vom Heiligabendkreis Duderstadt überrascht. Die beiden Organisatorinnen des offenen Heiligabends haben den Eheleuten Senger zwei Geschenke-Beutel überreicht – als Trost dafür, dass die beliebte Veranstaltung am 24. Dezember in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfällt. „Wir waren bestimmt schon vier oder fünf Mal beim offenen Heiligabend“, sagt Otto Senger. Der 80-jährige Duderstädter ist sich mit seiner Frau einig: „Das war immer sehr schön.“ Die 77-Jährige sagt auch, warum. Es sei die Gemeinschaft und die Gespräche mit den anderen Gästen des offenen Heiligabends. Auch am gemeinsamen Singen hätten sie viel Freude, zumal ihr Mann im Gesangverein sei. Nun werden Renate und Otto Senger aber über die Weihnachtsfeiertage zuhause bleiben. Der 77-Jährigen bereiten die Nachrichten über das Coronavirus und die steigenden Infiziertenzahlen – insbesondere auch die Situation in Duderstadt – Sorge. „Ich würde an Heiligabend ja so gerne in die Kirche gehen“, sagt sie, „aber ich traue mich nicht.“ Auch Besuch von den fünf erwachsenen Kindern bekämen sie in diesem Jahr nicht. „Bitte bleiben Sie zuhause“: Das Ehepaar Senger folgt damit den dringenden Empfehlungen der Verantwortlichen in Bund, Land und auch in der Stadt. Erst am Wochenende hatte Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens an die Duderstädter appelliert: „Bitte bleiben Sie soweit es Ihnen möglich ist zuhause. Reduzieren Sie bitte Ihre Kontakte außerhalb Ihres Haushaltes auf ein Minimum. Halten Sie bitte darüber hinaus alle bestehenden Hygiene-und Abstandsregeln ein, schützen Sie damit sich, Ihre Familien und Angehörigen und unsere Mitmenschen.“ Otto Senger sagt mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage zuhause: „Dann machen wir uns den Tannenbaum an und trinken ein Gläschen Wein.“ Seine Frau hofft, dass es nächstes Jahr wieder einen offenen Heiligabend geben wird. „Hoffnung muss man haben“, sagt sie. Zuhause bleiben will auch Hannelore Prösch, verrät sie Breuksch und Awuah, als diese ihr den blauen Geschenke-Beutel überreichen. Die 83-Jährige sagt: „Ich hoffe, dass diese Krankheit einen Riesenbogen um mich macht.“ Die ersten Jahre nach dem Tod ihres Lebenspartners sei sie immer über Weihnachten in Urlaub gefahren. In den vergangenen drei Jahren allerdings habe sie den offenen Heiligabend besucht. „Man ist nicht allein und kann sich wunderbar unterhalten“, betont Prösch. Weihnachtsbaum und Glühwein – auch allein: Doch auch wenn Prösch in diesem Corona-Jahr auf das liebgewonnene Treffen mit rund 100 Menschen am Heiligabend verzichten muss, versichert sie: „Ich kann gut alleine sein.“ Sie könne ja auf ihrer Terrasse frische Luft schnappen oder auch einmal eine kleine Runde spazieren gehen. Außerdem lese sie gerne oder sehe ab und zu fern. „Ich habe auch den Weihnachtsbaum schon stehen“, sagt die 83-Jährige. Mittags werde sie sich etwas zu essen machen und am Nachmittag einen Glühwein trinken, erzählt sie von ihren Plänen für den Heiligabend daheim. Lesen Sie auch Offener Heiligabend beim Heiligabendkreis in Duderstadt 2019 Heiligabendkreis Duderstadt: Päckchen für treue Besucher des offenen Heiligabends Heiligabend und das Weihnachtsfest – das ist Gerdi Breuksch und ihrer Familie immer schon wichtig. Singen, musizieren und das Weihnachtsevangelium gehörten einfach dazu, sagt sie. Der Corona-Pandemie geschuldet bleiben die Familienmitglieder diesmal aber für sich. „Wir machen aber eine Weihnachtskonferenz über Zoom“, kündigt Awuah an. So könne jeder in seinem eigenen Raum singen und musizieren. Dazu habe ihre Schwester eigens einen Familiengottesdienst vorbereitet. Von Britta Eichner-Ramm