Eichsfeld-Gymnasium Duderstadt: Hybrider Unterricht in Corona-Zeiten

Abiturienten hat es in diesem Jahr am Eichsfeld-Gymnasium Duderstadt (EGD) nicht gegeben, die Zeugnisausgabe für die rund 1000 Schüler wurde in Gruppen durchgezogen. Mit Beginn der Sommerferien blicken nicht nur die Schüler, sondern auch Kollegium und Schulleitung auf Wochen zurück, in denen die Schule besondere Herausforderungen zu bewältigen hatte. „Bei allen Höhen und Tiefen“, sagt zum Beispiel Ben Thustek, Geschichtslehrer und Schulfachlicher Koordinator am EGD, „im Vergleich zu anderen Schulen ist es uns ziemlich gut gelungen, die Situation zu meistern“. Dabei hätten auch pragmatische Entscheidungen getroffen werden müssen, so Thustek. Die Kritik sei indes sehr moderat ausgefallen. Immerhin sei es auch für die Eltern eine schwierige Situation gewesen. Manche, die zuhause waren, seien bisher „ganz gut durchgekommen“, schildert der Pädagoge seine Erfahrungen. Aber es habe auch Fälle gegeben, in denen Eltern „ganz schön überfordert“ gewesen seien. Auch habe sich gezeigt, dass Schule ein viel größerer Struktur gebender Faktor sei, als man gemeinhin annehme, ergänzt Thustek. Manchen Schülern sei das Homeschooling „nicht gut bekommen“, sagt der Pädagoge und nennt spätes Aufstehen oder Ablenkungen als Beispiele. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Im täglichen Wechsel: Vor nunmehr fast 16 Wochen machte das Corona-Virus einen regelmäßigen Präsenzunterricht für lange Zeit unmöglich. Mittlerweile sind alle Klassen, wenn auch halbiert und im täglichen Wechsel, ins EGD zurückgekehrt. An normalen Unterricht sei zwar noch nicht zu denken, das EGD stelle sich jedoch der Herausforderung, Heim- und Präsenzunterricht zu kombinieren. Den „hybriden Unterricht bezeichnet Schulleiter Thomas Nebenführ als „pädagogisch anspruchsvolle Aufgabe“, seien doch die Schüler zuhause und in der Schule zu betreuen. „Einige Kollegen schalten die anderen 50 Prozent der Klassen einfach via Videokonferenz dazu, andere halten via E-Mail Kontakt“, erläutert Nebenführ. Thustek ergänzt: „Wir sind dank unserer gut ausgestatteten digitalen Schule wirklich in einer komfortablen Situation. Der digitale Unterricht hat sich gut eingespielt.“ Auch werde die Medienkompetenz der Schüler gefördert, so die Mehrheitsmeinung am EGD. Für das EGD, so sind sich alle Beteiligten einig, sei digitaler Unterricht keine eins zu eins Alternative. Aber er gibt „interessante und lohnende Impulse, welche auch die Corona-Pandemie überdauern werden“, so Nebenführ. Mehr als 5100 Videokonferenzen: Dass auch in der Phase der Schulschließungen „der Kontakt zu unseren Schülern dank unserer digitalen Möglichkeiten nie abgebrochen“ sei, macht den Schulleiter stolz. „Über 5100 Videokonferenzen wurden an unserer Schule seit der Schulschließung initiiert“ nennt Thustek Zahlen der vergangenen Wochen. „An unserer Schule hat sich mittlerweile eine tragfähige Lösung von hybridem Unterricht etabliert“, fügt er hinzu. Wie das ganz praktisch funktioniert, hat der Chemie-Grundkurs im Jahrgang zwölf von Steffen Nolte gerade erst erlebt: Während zu Vor-Corona-Zeiten Chemieexperimente in Vierergruppen zur Normalität gehörten, sind diese aktuell nur noch unter strengen Auflagen als Einzelexperimente zugelassen. „Die besondere Herausforderung der Unterrichtsstunde bestand nun darin, dass auch die Schüler zuhause an den Experimenten teilnehmen sollen.“ „Virtuelle Partnerarbeit“: Dieses wurde mittels einer „virtuellen Partnerarbeit“ realisiert. Alle Experimentatoren in der Schule hätten mit ihrem Tablet eine Videokonferenz initiiert und mit einem Mitschüler aus dem Homeoffice kommuniziert. „Ich war sehr überrascht, wie gut die Schüler auch über die Videokonferenzen miteinander agiert und zusammengearbeitet haben.“ Es habe eine Aufgabenteilung wie zu normalen Schulzeiten gegeben: „In der Schule wurde experimentiert und zu Hause wurden die Messwerte notiert“, beschreibt Chemielehrer Nolte seine Eindrücke. Das sagen die Schüler: Michelle Feike hat im Homeoffice an der „hybriden“ Chemie-Stunde teilgenommen. Sie resümiert: „Wir sind zu jeder Chemiestunde dabei. Entweder zuhause oder via Videokonferenz. Natürlich fehlt einem das Experimentieren vor Ort und in der Gruppe, aber die Form des hybriden Unterrichts am EGD ist zu gegebener Zeit die bestmögliche Unterstützung und Vorbereitung auf das Abitur.“ Ihr Mitschüler Matti Adam ergänzt: „Wir sind in Sachen Videokonferenzen auf Schüler- und Lehrerseite mittlerweile gut eingespielt am EGD. Was vor einigen Monaten noch undenkbar war, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Ich finde es gut, dass wir so den ständigen Kontakt zu unseren Mitschülern und Lehrern behalten.“ Dass die Videokonferenzen und der Kontakt zu den Schülern auch einen pädagogischen Mehrwert besitzen, berichtet Jana Brehmer, die seit vergangenem Sommer Klassenlehrerin einer fünften Klasse am EGD ist. Gerade für die Fünftklässler sei die aktuelle Phase schwierig, da sie erst als Klassengemeinschaft zusammenwachsen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass ich mehrmals wöchentlich mit meinen Schülern in Kontakt trete und wir uns neben unterrichtlichen Dingen auch über die aktuelle Lage und Situation unterhalten und so unser Gefühl als Klassengemeinschaft stärken“, sagt Brehmer. Froh, dass am EGD schnell auf online umgestellt wurde, äußert sich die Mutter einer Sechstklässlerin. „Es muss noch ein bisschen mehr in ein Konzept investiert werden, das den Online-Unterricht partizipativer macht“, meint sie. Auch wenn sie sich gewünscht hätte, dass mehr Gruppenarbeiten ermöglicht worden wären, habe ihrer Tochter „gut gefallen, online zu arbeiten“. Sie habe den Stoff selbstständig gut bearbeiten und ihre Lernzeit selbständig einteilen können. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm