Flügelaltar der Duderstädter Basilika wird restauriert

Der kunsthistorisch bedeutsame Flügelaltar der Basilika St. Cyriakus verschwindet in der Versenkung. Allerdings nicht für immer, sondern voraussichtlich bis Ostern. Das gute Stück wird ab Montag demontiert, um restauriert zu werden. Das teilt die Kunsthistorikerin Sandra Kästner mit, die das Projekt vor Ort begleitet. Die Altar-Restaurierung ist das I-Tüpfelchen nach der Umgestaltung der Basilika, die das zuvor düstere Gotteshaus durch einen neuen Anstrich und ein Beleuchtungskonzept in einen lichten Ort verwandelt hat. Die Altarsanierung sei schon damals angedacht, aber nicht möglich gewesen und sollte auch nicht in einer „Hauruck-Aktion“ erfolgen, sagt Kästner. Die Demontage des spätmittelalterlichen Flügelaltars solle so schonend wie möglich erfolgen, im hinteren Teil der Kirche, dem sogenannten Westbau, vorübergehend eine abgesicherte Werkstatt für die Restaurierung eingerichtet werden. Finanzierung über Fundraising: Auftraggeber ist die Pfarrgemeinde St. Cyriakus als Eigentümerin. Fachlich betreut werden die Arbeiten, die Diplom-Restaurator Thomas Kräckel-Hansum ausführt, durch die Bauabteilung des Bistums Hildesheim unter Leitung von Diözesanbaumeister Norbert Kesseler (Referat kirchliche Denkmalpflege), Dr. Monika Tontsch (Kunstdenkmalpflege) und Dr. Stefan Amt (bauliche Denkmalpflege). Die Gesamtkosten schätzt Kirchenvorstand Dr. Alfons Merten auf mehr als 20 000 Euro. Die Finanzierung des Projektes sei durch eine Fundraising-Aktion des Kirchortes St. Cyriakus und des Bistums weitgehend gesichert. Der Hochaltar sei deutlich von den Spuren der Zeit gezeichnet, sagt Kästner. Eine ausführliche Voruntersuchung habe die dringende Notwendigkeit der Restaurierungsmaßnahmen bestätigt: „Das Gutachten zeigt, dass zum Teil große Schäden vorhanden sind.“ Die farbige Malschicht weise viele aufstehende Schollen und Risse auf, die Oberfläche der Reliefs sei sehr stark verschmutzt und verrußt – „Umstände, die nicht nur eine Reinigung, sondern Konservierungsmaßnahmen absolut erforderlich machen“. „1971 und 1984/88 fanden die letzten Arbeiten an einem der ältesten Stücke der Kirche statt“, sagt Kästner: „1876/77 bekamen die Reliefs sogar eine neue Fassung, aus heutiger Sicht eine umstrittene und nicht mehr so oft angewandte Technik.“ Das sogenannte Altarretabel, der Altaraufsatz mit Mittelschrein und Flügeln, sei sowohl aus Sicht der Kirchen- und Kunsthistorie als auch der Denkmalpflege von besonderer Bedeutung, betont Kästner: „Hier steht die Erhaltung eines Objektes im Vordergrund, das über Jahrhunderte fest mit der Kirche und der Gemeinde verbunden ist.“ Arbeiten bis Ostern: Den Altar vor Ort zu restaurieren sei nicht nur aus klima- und transporttechnischen Gründen die schonendste, sondern auch die finanziell günstigere Variante. Kästner rechnet damit, dass Reinigung, Konservierung und Restaurierung etwa drei Monate in Anspruch nehmen werden. Die eigentlichen Restaurierungsarbeiten sollen Anfang Februar beginnen: „Zu Ostern soll der spätmittelalterliche Flügelaltar wieder in neuem Glanz erscheinen und an seinem Platz aufgestellt sein.“ Die Erhebung der Duderstädter Oberkirche zur Basilika Minor hatte Bischof Norbert Trelle im Mai 2015 in Rom vorgeschlagen, Papst Franziskus eine ungewöhnlich rasche Entscheidung getroffen. Im Oktober 2015 wurde die Propsteikirche mit einem Pontifikalamt zur Basilika erhoben, im Jahr darauf folgten Renovierung und farbliche Umgestaltung der Kirche. Nach Restaurierung der barocken Pfeilerfiguren wurden zudem die Figurengruppe im nördlichen Seitenschiff und die Pietà in der Kapelle des südlichen Seitenschiffs angegangen. Auch das Sakramentshäuschen im Chor ist bereits restauriert. Die Passionsgeschichte steht im Mittelpunkt des Flügelaltars der St.-Cyriakus-Kirche. Der Hochaltar wurde nach Angaben von Kunsthistorikerin Sandra Kästner um 1481 für die fast vollendete gotische Kirche geschaffen. Auf zwölf kleinen Relieftafeln und einer großen Haupttafel zeigen die Motive das Leiden Christi und die Kreuzigungsszene auf dem Kalvarienberg. Im Lauf der Jahrhunderte seien einige Veränderungen am bedeutendsten Altar der Kirche erfolgt, berichtet Kästner. Im 17. Jahrhundert musste der gotische Hauptaltar einem Barockaltar weichen, bevor er im 19. Jahrhundert im Zuge der Regotisierung der Kirchenausstattung an seinen ursprünglichen Ort zurückkehrte. 1952 fertigte Joseph Karl Oppermann einen neuen Tabernakel für den Altar, der dafür mittels einer Metallkonstruktion angehoben werden musste. Dadurch seien heute Teile der bemalten Glasfenster aus dem 19. Jahrhundert verdeckt, sagt Kästner. Lesen Sie auch: St.-Cyriakus-Kirche wird Basilika Licht und Farbe verwandeln Propsteikirche Virtueller Rundgang durch die Basilika Von Kuno Mahnkopf

Altar-Werkstatt - So wird der mittelalterliche Altar der Duderstädter Basilika restauriert