Göttinger Literaturherbst: Peter Maffay plaudert in Duderstadt über „Hier und jetzt“

Studio statt Ballhaus – die Veranstaltung von Peter Maffay beim Göttinger Literaturherbst am Freitagabend fand aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie nicht vor Publikum statt. Dennoch mussten die Fans des Musikers nicht auf die Lesung mit ihm verzichten. Dazu gab Maffay zusammen mit seinem Band-Kollegen Peter Keller musikalische Einlagen – thematisch passend. „Hier und jetzt“ ist der Titel des im Frühjahr erschienenen Maffay-Buchs, über das der Künstler mit dem NDR-Radiomoderator Joachim Dicks fast anderthalb Stunden plauderte. Fast 1150 Menschen haben den Livestream über die Website der Stadtentwicklungsinitiative Duderstadt 2030 und mit dem On-Air-Ticket des Literaturherbstes verfolgt. Die Kameras samt passender Deko waren im Studio des Ottobock-Campus in Duderstadt aufgebaut worden. Lesen Sie auch: Themenseite zum Göttinger Literaturherbst Göttinger Literaturherbst verlängert On-Air-Angebot „Hier und Jetzt“ – der Buchtitel passt zur aktuellen Situation, stellte Dicks eingangs fest. Geschrieben habe er das Buch jedoch „lange bevor uns Corona heimgesucht hat“, sagte Maffay. Dabei habe er gar nicht vorgehabt, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen. Dank intensiver Gespräche mit einer sehr engen Freundin habe er sich dann doch entschlossen, sein Bild von einer besseren Zukunft zu Papier zu bringen. Maffays Bild von einer besseren Zukunft: Maffay erzählte viel über den Umgang der Menschen mit der Natur und davon, dass die Zuwendung hin zur Natur eine „unglaubliche“, eine heilende Kraft habe. Nein, er sei kein Esoteriker, betonte Maffay, aber er sehe die Natur in seinem Leben als einen zentralen Punkt. Sein Buch gebe seine Sichtweise auf das Leben wieder und sei eine Quintessenz dessen, was auch andere schon vor ihm erlebt hätten. Obwohl das Gespräch im lockeren Plauderton geführt wurde, vermittelte Maffay dennoch ernste Botschaften. Klimawandel und Umweltzerstörung – „das alles hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen, wenn wir keine Konsequenzen ziehen“, mahnte der Künstler. „Wichtig ist, dass wir uns alle mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzen und uns positionieren.“ Peter-Maffay-Stifung und Tabalugahaus: Wie gut die Natur den Menschen tue, zeige sich an den Kindern, die über die Peter-Maffay-Stiftung beispielsweise nach Gut Dietlhofen kommen, sagte der Musiker. Im Buch steht Gut Dietlhofen im Mittelpunkt und Maffay schildert anhand eines Rundgangs seine Lebenserkenntnisse und Schlussfolgerungen. Ein Filmeinspieler informierte über das soziale Engagement Maffays mit seiner Stiftung. Eine der Einrichtungen der Stiftung ist das Tabalugahaus in Duderstadt. Maffay wies dabei auf seine langjährige Freundschaft zum Duderstädter Unternehmer und Ottobock-Chef Hans Georg Näder hin. Im vergangenen Jahr spendierte Näder der Region zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens Ottobock das Eichsfeld-Festival, bei dem außer Maffay unter anderem auch Johannes Oerding auf der Bühne stand. Lesen Sie auch: Tageblatt-Themenseite zum Eichsfeld-Festival 2019 Ein zentrales Kapitel von „Hier und Jetzt“ widmet sich dem Glauben, der für den Künstler eine große Bedeutung hat. Er sprach von einer „göttlichen Instanz“, die für ihn eine wichtige Rolle spiele. Dabei sei es egal, welchen Namen man dieser Instanz gebe. Einer der Songs, die sich damit befassen, ist der Titel „Größer als wir“, den er zusammen mit Peter Keller denn auch am Freitagabend zum Besten gab. „Größer als wir“: Zum Ende des Gesprächs mit Moderator Dicks bezog Maffay schließlich noch klar Position, was die Zukunft von Künstlern in der Corona-Krise angeht. Corona stelle die gesamte Unterhaltungsbranche vor große Herausforderungen, sagte er. Und zwar nicht nur die Musiker, sondern auch sämtliche Dienstleister, die derzeit nichts verdienten, sei es der Busfahrer, der die Band fahre, oder der Caterer, der Beleuchter und viele andere. „Die Strukturen erodieren“, betonte Maffay. „Wir müssen uns selbst helfen“: „Wir dürfen uns nicht auf den Staat verlassen“, so Maffay, sondern „wir müssen uns selbst helfen“. Ein Konzert mit 4000 Besuchern, wo sonst 20000 möglich wären, sei nicht wirtschaftlich, machte der Musiker klar und forderte die Möglichkeit ein, schrittweise die Besucherzahlen zu erhöhen, um „den kritischen Wert“ herauszufinden. Dann wären Konzerte auch wieder wirtschaftlich möglich, so Maffay, und die Branche könne sich ohne staatliche Hilfe selbst erholen. „Wir können uns nicht erlauben, auf Musik zu verzichten“, sagte der Musiker, und zwar nicht nur auf die Opernhäuser, sondern auch die vielen Unsubventionierten, die in Clubs spielten, gelte es zu erhalten. 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