Hausärzte in Duderstadt testen Patienten für Kollegen auf Covid-19

„Es gibt Hausärzte, die in ihren Praxen nicht selber testen wollen oder können“, sagt Harald Jeschonnek, Geschäftsführer der Bezirksstelle Göttingen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). In solchen Fällen könnten die Mediziner jene Patienten, die einen Covid-19-Test benötigten, zu Kollegen schicken. Im Eichsfeld seien es zwei, im Landkreis Göttingen 44 Praxen, die Testungen für Kollegen vornehmen. Für Praxen, die Covid-19-Tests durchführen, gelten besondere Vorgaben. Nach Angaben von Jeschonnek dürften sich die Patienten weder räumlich noch zeitlich begegnen. Die Praxen müssten daher auf strikte Trennung von möglichen Infizierten beziehungsweise Personen mit entsprechenden Symptomen und den normalen Patienten achten. In Duderstadt übernehmen zum Beispiel die Praxis von Tobias Stange und seit Montag, 30. November, auch die Hausarztpraxis von Axel Schmidt Patienten, die zum Covid-19-Test überwiesen wurden. „Wir haben bisher schon Abstriche in der Praxis gemacht“, berichtet Axel Schmidt. „Jetzt haben wir das ausgelagert“, sagt er. Abstriche werden jetzt vor einer Garage an der Sackstraße entnommen. Die Mitarbeiterinnen halten das erforderliche Equipment bereit und erwarten die zu Testenden in Schutzkleidung. Der Patient fahre vor und bleibe im Auto sitzen, erläutert Schmidt den Ablauf. Termine genau getaktet: Wichtig sei, vorab einen Termin zu vereinbaren. Schmidt appelliert an die Patienten, die vereinbarte Zeit einzuhalten, „denn unsere Termine sind genau getaktet“. Es sollen sich keine Warteschlangen bilden, sagt Schmidt. Das sei auch eine Auflage der Stadtverwaltung gewesen, die ansonsten keine Bedenken wegen der Teststation in beziehungsweise vor der Garage an der Sackstraße gehabt habe. Um unnötiges Rangieren zu verhindern, handle es sich auch nicht um eine Drive-In-Teststation, erläutert Schmidt. Vielmehr fahre der Patient vor und übergebe an seine Mitarbeiterinnen die Überweisung und seine Versichertenkarte. Das Kartenlesegerät steht den Helferinnen in der Garage ebenso zur Verfügung wie ein Sprechfunkgerät, falls Kontakt mit der Praxis Auf der Spiegelbrücke erforderlich sein sollte. Am ersten Tag der ausgelagerten Tests haben Schmidts Mitarbeiterinnen Lena Schmalstieg und Nicole Eckstein die notwendigen Utensilien wie etwa die Teströhrchen oder das Lesegerät auf einem Tischchen in der Garage parat gestellt. Beide Helferinnen erwarteten die ersten Patienten in Schutzausrüstung – vom Ganzkörperanzug über Handschuhe und Maske bis hin zu einem Visier vor dem Gesicht. Die Hausarztpraxis Schmidt vergibt Termine für die Covid-19-Abstriche in einem Zeitfenster von 10 bis 11.30 Uhr, so der Mediziner. Gegen 12 Uhr würden die Abstriche dann von einem Labor-Kurier abgeholt und nach Göttingen gefahren. Je nach Nachfrage seien fünf bis sechs Abstriche am Tag möglich. Abstriche seit den Herbstferien: Bereits seit den Herbstferien testet die Hausarztpraxis von Tobias Stange und Dagmar Weigand eigene und Patienten mit Überweisung von Kollegen. Dafür wurde ein Zelt hinter dem Haus aufgestellt und die Patienten könnten direkt mit dem Auto vorfahren, erklärt Stange. Zwischen vier und 21 Menschen pro Tag seien es, von denen Abstriche genommen würden, sagt er. Zu Beginn der Pandemie Anfang des Jahres seien die Patienten zum Testen noch ins Uniklinikum nach Göttingen geschickt. Aus organisatorischen Gründen sollen Corona-Verdachtsfälle nicht in den Praxisräumen getestet werden, erklärt Stange. Daher werde den Patienten seit den Herbstferien der Abstrich draußen abgenommen. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) hatte im Herbst mit den niedergelassenen Ärzten Vereinbarungen getroffen, um die zu erwartende Infektwelle mit der Testung und Behandlung von Corona-Patienten bewältigen können. Im Mittelpunkt stehe, so heißt es in einer Pressemitteilung dazu, „ein Fördersystem zur Stärkung der Versorgung symptomatischer Patienten.“ Die KVN habe für das vierte Quartal 2020 ein Fördersystem zur Stärkung der Versorgung symptomatischer Patienten eingeführt. Grund: Die Versorgung von potenziell infizierten Patienten und die Durchführung von Abstrichen für die Praxen bedeuteten einen zusätzlichen Aufwand. Dieser solle zumindest zum Teil vergütet werden. Für jeden Abstrich bei Patienten mit einem begründeten klinischen Verdacht auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 sowie bei Nutzern der Corona-Warn-App mit Hinweis „erhöhtes Risiko“ erhalten Ärzte zusätzlich einen Zuschlag von zehn Euro. In Duderstadt (mit den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen) gibt es laut KVN 30,25 Hausärztestellen, in der Stadt Göttingen und den Gemeinden Bovenden, Rosdorf, Friedland und Gleichen sind es 121,55. Im Bereich Hann. Münden mit Dransfeld und Staufenberg sind 28 Hausärzte im Bedarfsplan aufgeführt und im Altkreis Osterode 53. Lesen Sie auch: Corona-Testzentrum in Bilshausen: Hausärztin richtet Drive-In-Teststation ein Landarztpraxis Lodhia aus Bilshausen erklärt Corona im Youtube-Kanal Corona in Göttingen und Südniedersachsen: Der Überblick für Montag, 30. November Corona-Pandemie: Standorte für Impfzentren im Kreis Göttingen stehen fest Was die beiden Hausarztpraxen in Duderstadt mit den ausgelagerten Tests praktizieren, sei nicht zu verwechseln mit der Teststation der Bilshäuser Praxis von Karen Lodhia, erklärt Stange. Hier nahm im August die Praxis als offizielles Corona-Testzentrum für die Kassenärztliche Vereinigung den Testbetrieb auf. Von Britta Eichner-Ramm