Heimatmuseum Duderstadt: So kämpfen ehrenamtliche Betreuer für Erhalt

Die ehrenamtlichen Betreuer des Heimatmuseums in Duderstadt wollen für den Erhalt der Einrichtung kämpfen. Im Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Tourismus hatten die Mitglieder mehrheitlich gegen die Aufnahme der Sanierung in den Haushaltsplan gestimmt. Vielmehr soll das Haus verkauft werden. Einen ersten Schritt des Protestes bildete eine kleine Demonstration vor dem Heimatmuseum. „Wir sind Museumsbetreuer, die sonntags ehrenamtlich dafür sorgen, dass das Haus geöffnet ist“, stellte Hans-Georg Schwedhelm sich und seine Mitstreiter Klaus Schmidt, Manfred Kristen und Ulrich Hollmann vor. Die Veranstaltung stehe unter dem Motto „Duderstadt braucht ein Heimatmuseum“. Schwedhelm, gleichzeitig parteiloses Mitglied im Rat der Stadt Duderstadt, berichtete von den aktuellen Entwicklungen in den Ausschüssen, an deren bisherigen Ende im Finanzausschuss am 18. Februar die Mehrheit den Verkauf beschlossen habe. Weitere Möglichkeiten prüfen: Das Gebäude müsse dringend saniert werden, erläuterte Schwedhelm. Die Sanierung innen und außen würde rund zwei Millionen Euro kosten. Die Stadt bekomme aber Städtebauförderungsmittel, durch die das Land zwei Drittel der Kosten übernehme, so dass rund 650 000 Euro übrig bleiben würden. „Die könnten über Teilbeträge auf zwei bis drei Jahre aufgeteilt werden“, so Schwedhelm weiter. Darüber hinaus gebe es eine Erbschaft von rund 460 000 Euro, die für den Zweck eingesetzt werden könnten und weitere Zuschussmöglichkeiten beispielsweise über die Sparkasse oder die Klosterkammer seien noch nicht geprüft worden. Und für die Kosten für die inhaltliche Gestaltung von 123 000 Euro gebe es einen Zuschuss von 92 000 Euro. Allerdings habe die Verwaltung erklärt, dass das Museum pro Jahr rund 100 000 Euro an Kosten verursache, aber nur 20 000 Euro Einnahmen habe. Doris Glahn (SPD) berichtete, dass die CDU vorgeschlagen habe, die Ausstellung auf das Rathaus und das Schützenmuseum zu verteilen. „Es gibt mehr als 8000 Exponate“, sagt sie, „und dazu noch zig weitere, die in Depots lagern. Das passt nicht ins Rathaus – weder thematisch und erst recht nicht vom Platz.“ Sie sei überrascht, wie schnell die Entscheidung sich innerhalb von zwei Wochen von der ersten Tischvorlage bis jetzt gewandelt habe. Denn immerhin sei schon seit Jahren geplant worden und für das Konzept gebe es noch weitere 300 000 Euro Fördergeld. Heimische Geschichte: Thomas Gerlach (WDB) nannte es eine „Frechheit, dass die Mehrheitsfraktion sagt, wir verkaufen das Haus“. Für Manfred Kristen ist es der „vorläufige Tiefpunkt“ der Entwicklung der Infrastruktur in Duderstadt. „Wir sind stolz auf unsere Fachwerkhäuser und unsere Geschichte“, sagte Klaus Schmidt. „Aber wer von den jungen Leuten kann die dann noch kennenlernen?“ Wer wisse zum Beispiel, dass es im 19. Jahrhundert einen „Mädchenexport“ aus Duderstadt gegeben habe? Denn der Dichter Theodor Fontane habe geschrieben, dass Dienstmädchen aus dem Eichsfeld in Berlin sehr begehrt waren, weil sie so folgsam waren. Das Museum sei ein guter Ort, um die heimische Geschichte kennenzulernen. „Um alles aufzuarbeiten, bräuchten wir ein noch viel größeres Museum.“ Lesen Sie auch Haushaltsberatung in Duderstadt: Fraktionen uneins über Zukunft des Heimatmuseums Heimatmuseum Duderstadt: Entscheidung Neukonzeption oder Aufgabe Heimatmuseum Duderstadt 2021 saniert: Fraktionen beziehen Stellung Stadt Duderstadt erhält Höchstfördersumme von 300 000 Euro Erste Präsentation zur Neukonzeption des Heimatmuseums Duderstadt Planungen für das Heimatmuseum in Duderstadt beginnen Lothar Dinges (WDB) wies auf die wechselvolle Geschichte des Hauses hin und betonte, dass das geplante Konzept zukunftsorientiert sei und Firmen, Handwerker und Schule eingebunden werden sollen. „Die DNA von Duderstadt ist da drin“, sagte Peter Palmai. Es gebe viele, die helfen würden, ist er sich sicher und forderte: „Hände weg von diesem Haus.“ Mit Postkarten, die das Atelier Mosler erstellt hat, sollen nun Bürgermeister und Verwaltung überzeugt werden. Die Postkarten, die dann beschrieben, an das Stadthaus geschickt werden sollen, werden am Sonnabend ab 10 Uhr auf dem Wochenmarkt verteilt. Von Rüdiger Franke