Ortsrat Hilkerode lehnt weitere Zusammenarbeit mit Brunnen-Künstler ab

Ein Brief des früheren Hilkeröder Künstlers Helmut Stephan Diedrich, in dem er dem Ortsrat Kompetenz in Sachen Ästhetik abspricht und sich mit zum Teil persönlichen Angriffen gegenüber einzelnen Ortsratsmitgliedern geäußert hat, sorgte in dieser Woche für Diskussionsstoff –hinter verschlossenen Türen. Einmal ging es während der Sitzung des Duderstädter Stadtentwicklungsausschusses am 12. Mai um die verhärteten Fronten zwischen Ortsrat und Künstler im Streit um eine mögliche Neugestaltung des vorhandenen Brunnens im Zuge einer Umgestaltung des Dorfplatzes. Zwei Tage später kam der Ortsrat Hilkerode Corona-bedingt im Duderstädter Stadthaus zusammen. Und auch hier kam das Thema zur Sprache. Beide Male musste die Öffentlichkeit draußen bleiben. Drei Planungsbüros sollen Vorschläge erarbeiten: Im öffentlichen Part der Ortsratssitzung erfuhren die Zuhörer lediglich soviel: Die mehrheitliche Willensbekundung des Ortsrates Hilkerode vom Dezember 2019 hat Bestand. Das ist jetzt erneut bestätigt worden. Drei Planungsbüros sollen im Zuge einer Ausschreibung Vorschläge für eine Neugestaltung des Dorfplatzes samt neuem Brunnen erarbeiten. Eine Zusammenarbeit mit dem Künstler des vorhandenen Brunnens wird nicht mehr gewünscht. Im Nachgang der Ortsratssitzung haben verschiedene Ortsratsmitglieder ihre Position gegenüber dem Tageblatt bestätigt, die sie so oder ähnlich schon im April geäußert hatten. Damals war klar geworden, dass vieles in der Diskussion um den Brunnen in Hilkerode auf Missverständnissen beruhte. Aber schon im April hatte sich abgezeichnet, dass eine weitere Zusammenarbeit mit dem Künstler mehr als unwahrscheinlich ist. Nach dem Schreiben Diedrichs – der Brief liegt der Redaktion vor – aus Sicht der angegriffenen Ortsräte erst Recht. „Denke mir meinen Teil“: Wie zu vernehmen ist, habe die Stadtverwaltung während der beiden aktuellen Sitzungen darüber informiert, dass juristische Schritte seitens der Stadt gegenüber dem Künstler nicht empfohlen würden, da es sich um Diedrichs freie Meinungsäußerung handle. Unter anderem hatte der Künstler, Jahrgang 1937, geschrieben: „ Ich überlasse keinem Nobody in Sachen Ästhetik die Zerstörung dieses Unikates – gleich Bilderstürmern der Vergangenheit.“ Das sowie „haltlose Unterstellungen“ und Beleidigungen Diedrichs gegenüber einzelnen politischen Mandatsträgern kamen bei diesen gar nicht gut an. „Ich muss mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten und denke mir meinen Teil“, kommentiert einer der Ortsräte. Hintergrund der festgefahrenen Debatte ist, dass der Ortsrat Hilkerode eine Förderung für eine Neugestaltung der Ortsmitte inklusive neuem Brunnen anstrebt. Der Brunnen läuft nicht vernünftig, der Wasserverlust ist enorm. Mehrfache Versuche, die Probleme zu beheben, scheiterten. Diedrich hat als Künstler an den drei markanten Bronzeplatten des Brunnens das Urheberrecht, ohne seine Zustimmung darf der Brunnen nicht verändert werden. Seine Änderungsvorschläge fanden im Ortsrat jedoch keinen Anklang, auch, weil man sich in Zukunft nicht wieder auf Urheberrechtsdiskussionen einlassen will. Helmut Stephan Diedrich, Jahrgang 1937, und wuchs in Hilkerode auf. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Karlsruhe. Von 1972 bis zu seiner Berufung an die Fachhochschule Bielefeld 1978 lehrte er als Assistenzprofessor an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz in Koblenz. An der FH Bielefeld unterrichtete Diedrich visuelle und haptische Kommunikation . Die Arbeiten seines künstlerischen Schaffens reichen von Grafiken, Zeichnungen und Malereien über Plastiken sowie beispielsweise Kathedralverglasungen oder Wandreliefs. Darüber hinaus zählen Brunnen- und Denkmalgestaltungen im öffentlichen wie privaten Raum zu Diedrichs Schaffen. Heute lebt der Professor in Halle (Westfalen). Der von ihm entworfene Brunnen am Dorfplatz von Hilkerode ist 1980 im Zuge der 75-Jahr-Feier der Hilkeröder Kolpingfamilie eingeweiht worden. Zuvor waren die drei Bronzeteile, welche die drei die Ortschaft umgebenden Täler darstellen, in Karlsruhe gefertigt worden. Materialien der alten Dorfstraße wurden für den Brunnen verwendet. Die Kosten des Brunnens in Höhe von 50000 Mark teilten sich der Landkreis Göttingen, die Stadt Duderstadt und der Ortsrat. In Hilkerode gibt es von Diedrich außer dem Dorfbrunnen noch eine Bronzefigur, welche eine Handelsfrau mit ihrem Reff auf dem Rücken darstellt. Die Figur an der Grundschule erinnert an die Zeit des Warenhandels. Lesen Sie auch: Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm

Verhärtete Fronten - Ortsrat Hilkerode bleibt dabei: Vorschläge für neuen Brunnen gewünscht