Projekt in Duderstadt von Ottobock-Chef Näder: Hallenbad und Hotelerweiterung

Den wegen der Corona-Situation auffällig wenigen Passanten auf der Marktstraße in Duderstadt fällt kaum auf, dass sich hier bereits einiges hinter Fachwerkfassaden tut. Die Vorbereitungen für das innerstädtische Großprojekt des Duderstädter Ehrenbürgers und geschäftsführenden Gesellschafters der Ottobock-Firmengruppe, Hans Georg Näder, haben begonnen. Eigentlich handelt es sich um zwei Projekte im sogenannten Löwen-Quartier, die unmittelbar zusammenhängen – inhaltlich wie räumlich. Zum einen soll die Kapazität des Hotels „Zum Löwen“ an der Duderstädter Marktstraße von derzeit 60 Zimmern, Suiten und Appartements um 25 bis 30 Zimmer erweitert werden. Zum anderen sollen Hotelgäste wie auch die Duderstädter ein Schwimmbad mitten in der Altstadt bekommen. „Wir sehen beides ganzheitlich“, sagt Bernd Kemmerling. Er kennt sich mit den Gegebenheiten vor Ort aus, denn er war unter anderem schon 2012 für Komplettumbau und Erweiterung des Hotels „Zum Löwen“ als Bauleiter tätig. Mehrere Altbauten zu einem modernen Hotel zusammenzufügen sei „relativ einfach“, meint Kemmerling. Ganz anders die Schwimmbadpläne. „Das Bad hat es schon in sich.“ Gleichwohl ist sich Kemmerling sicher, dass der von Bauherr Näder vorgegebene Zeitplan zu schaffen ist: Das Löwenbad soll Weihnachten 2023 eröffnet werden. 2021: Planung und Bauantrag: Näder hatte im Oktober die Pläne für das Projekt Löwenbad vorgestellt. Ein erstes Gespräch mit der Bauaufsicht habe es bereits gegeben. Im neuen Jahr werde es vorwiegend um die Planungen gehen, sodass etwa Mitte des Jahres der Bauantrag gestellt werden könne. Es folge die Suche nach geeigneten Firmen, die für ein solches Projekt umsetzen könnten, skizziert Kemmerling den Fahrplan. Heimatliebe-Brauerei muss umziehen: Der Planungsentwurf für das künftige Löwenbad – ein Schwimmbad mit vier 25-Meter-Bahnen – stammt vom Duderstädter Architekten Michael Schmutzer, der wie Kemmerling bereits mehrere Näder-Projekte umgesetzt hat. Für den Neubau des Bades muss die Heimatliebe-Brauerei weichen, die hinter den Fachwerkhäusern befindet. Wohin die Brauerei umziehen werde, verrät Näder bislang nicht. Es liefen Gespräche, sagt der Unternehmer, versichert aber immerhin so viel: „Sie bleibt im Eichsfeld.“ Der Zugang für das künftige Schwimmbad ist über die Marktstraße 34 (Tchibo) vorgesehen. Im Bereich Marktstraße 36 (Gerry Weber) und 38 (Eichsfelder Hof) werden sich der Entwurfsplanung von Schmutzer zufolge Umkleiden und Duschen befinden. Auch für die derzeitigen Pächter Gerry Weber und Tchibo sollen andere Standorte gefunden werden. Gaststätte schließt im März 2020: Die Immobilie des ehemaligen Eichsfelder Hofes hat Näder 2020 von den bisherigen Eigentümern erworben. Gaby und Uwe Windolph waren die Letzten, die die Familientradition des Gasthauses hochhielten. Das Raucherzimmer war früher Teil eines Fleischereigeschäftes. Die Tradition des Schlachtens führte der jüngste Windolph-Sohn bis zuletzt fort. Ende März haben die Wirtsleute die Türen des Eichsfelder Hofs abgeschlossen. Den einstigen Schlachtraum an der Hofseite der Immobilie ist leer. Auch ist von den verschiedenen Einbauten und Überdachungen im lang gestreckten Hinterhof ist nichts mehr übrig. „Das ist inzwischen alles zurückgebaut, berichtet Kemmerling. Und auch im Innern der Immobilie erinnert kaum noch etwas an die Gastwirtschaft. Die Theke ist ebenso verschwunden wie die hölzernen Wandverkleidungen oder das Mobiliar, das viele Duderstädter über Jahrzehnte kannten. Lesen Sie auch Duderstadt: Ottobock-Chef Näder stellt Pläne für Schwimmad im Löwenquartier vor Duderstadt: Der Eichsfelder Hof schließt Geräumt sind auch die Wohnungen in den oberen Stockwerken. „Wir haben Baufreiheit geschaffen“, nennt Kemmerling die Entkernung des alten Fachwerkgebäudes, in dem künftig die zusätzlichen Hotelzimmer Platz finden werden. Das ist in den vergangenen Wochen erfolgt, ohne dass die Passanten auf der Marktstraße davon viel mitbekommen hätten. Jahrelang hat es Diskussionen um das Hallenbad Duderstadt gegeben. Das Bad am Standort Auf der Klappe in Duderstadt befindet sich im Eigentum der Eichsfelder Blockheizkraftwerk und Bäderbetriebe (EBB). Seit April 2019 ist es geschlossen. Es wurde großer Sanierungsbedarf attestiert, weshalb über Sanierung am Altstandort oder Neubau beim Freibad diskutiert worden war. Zunächst hatte der Bund Fördermittel für eine Sanierung zugebilligt, dann sollten diese für einen Neubau am Freibad genutzt werden. Doch das erschien schließlich als zu teuer für die Stadtkasse und die Politik entschied sich, doch wieder auf eine Sanierung des Altbaus zu setzen. Eine Wendung erfuhr das Thema dann mit der Absichtserklärung des Duderstädter Unternehmers Hans Georg Näder, bis zu zehn Millionen Euro für einen Hallenbadneubau am Freibad zur Verfügung zu stellen – als Private-Public-Partnership-Projekt. Am Ende rückte er aber davon ab und verkündete seine Pläne, im Löwenquartier ein Schwimmsportangebot umzusetzen. Sowohl Sanierung des Altbaus als auch ein Neubau an der Talwiese beim Freibad wären nicht wirtschaftlich, so die Argumentation. Mehr zum Thema Hallenbad gibt es auf der Tageblatt-Themenseite unter gturl.de/hallenbad-dud Von Britta Eichner-Ramm